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Münster: Gesundheitsschlappen und Krücken

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Dieser Junge zog ein Paar Sandalen aus dem Gebüsch am Bahnhof.
Dieser Junge zog ein Paar Sandalen aus dem Gebüsch am Bahnhof. © Michael Just

„Fand hier eine Blitzheilung statt?“ Diese Frage mag sich Tamara Wolf am Samstagmorgen gestellt haben, als sie beim Müllsammeln ein paar Krückstöcke in einem Gebüsch am Bahnhof von Münster/Hessen fand. Wenn es alljährlich im Herbst bei der vom Landkreis initiierten Aktion dem Unrat an den Kragen geht, sind fast immer kuriose Fundstücke dabei. So wurden in Münster auch schon ein Kühlschrank, eine Mikrowelle, ein Kinderwagen oder ein Koffer mit Kleidung entdeckt.

Die Müllsammelaktion erfreut sich in der Gemeinde immer besonders vieler Teilnehmern, die sich für eine saubere Umwelt in der Verpflichtung sehen. „Diesmal erhielten wir die Anmeldung von elf Gruppen und Vereinen. Wenn alle angekündigten Personen kommen, wären das 86 Helfer“, sagte Norbert Hartmann von der Gemeindeverwaltung. Er kümmerte sich um die Organisation, darunter die Gebietsaufteilung. Unterstützt wurde er von Klimamanager Frank Nierula, der in seiner Begrüßung daraufhin wies, dass im Sammeln von Müll, und noch mehr dessen Vermeidung, ebenfalls ein Beitrag zum Klimaschutz liegt.

Die größte Gruppe bildete die Christliche Gemeinde, die 28 Personen anmeldete. Des Weiteren waren der Verein Radsport, der Heavy Metal Club, die DJK, die KJG, die ALMA, der Naturheilverein oder die Jugendförderung der Gemeinde mit von der Partie. Sie wurden von Privatpersonen ergänzt. Die Jugendpflegerinnen Kristina Löbig und Tamara Wolf begeisterten drei ihrer Schützlinge, mit ihnen das Revier am Bahnhof zu säubern. „Wenn auf den Zug gewartet wird, wandern viele Tüten und Becher vom Bäcker nicht immer in die Mülleimer“, berichtete Wolf. Dieses Jahr waren neben den Krückstöcken auch noch ein paar ausgemusterte Sandalen bemerkenswert.

Claudia und Wilfried Weber hatten zum Sammeln ihre beiden Kinder mitgebracht. Dem Paar ist es wichtig, dass Emma (5) und Lena (3) möglichst früh ein Bewusstsein für die Umwelt bekommen und lernen, für die Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Das Paar denkt beim Müllsammeln regelmäßig darüber nach, wie oder weshalb der Unrat an jene Stelle kam. „Warum wirft man so was weg?“, lautete in der Vergangenheit die Frage, als ihnen volle Konserven und Gurkengläser ins Auge fielen.

Die Sammler werden vom ZAW (Zweckverband Abfall und Wertstoffeinsammlung im Landkreis Darmstadt-Dieburg) mit Säcken, Handschuhen und Greifern unterstützt. Denn der Unrat ist oft ziemlich unappetitlich. So haben die Helfer laut Norbert Hartmann früher schon eine Schweinehälfte gefunden. Die Frage, woher sie stammt, blieb ohne Antwort. Vermutet wird, dass sie zu einem Grillfest gehörte, für das zu viel Fleisch geordert wurde. Etwas weniger eklig, aber nicht minder ärgerlich sind die vielen Alkoholflaschen, auf die man regelmäßig unweit des Hotels im Breitefeld stößt. „Einmal haben wir 70 bis 80 Stück gezählt“, sagten Evelyn und Manfred Hartmann, die zwischen dem Pizzabäcker und dem Hundeplatz alljährlich für Ordnung sorgen. Als Verursacher werden Arbeiter auf Montage angenommen, die nach Feierabend trinken und dabei jegliches Umweltbewusstsein vermissen lassen.

Ihren Einsatz von 10 bis 12 Uhr bekamen die Helfer mit belegten Brötchen und Getränken gedankt. Die Müllsäcke deponierten die Gruppen an insgesamt zehn Punkten, wo sie Norbert Hartmann mit einem Wagen des Bauhofs aufnahm. Für 2023 hofft die Gemeinde, dass die Teilnehmerzahl zum Müllsammeln konstant bleibt. Evelyn und Manfred Hartmann wollen auf alle Fälle wieder zum Helferkreis zählen: „Bei uns geht’s gar nicht anders. Meine Frau hat nämlich die Eigenschaft, dass sie keinen Dreck sehen kann“, so der Ehemann schmunzelnd. (Michael Just)

Bevor das große Sammeln rund um Münster losging, wurden die Teilnehmer von der Gemeindeverwaltung registriert und mit Mülltüten und Greifern ausgestattet.
Bevor das große Sammeln rund um Münster losging, wurden die Teilnehmer von der Gemeindeverwaltung registriert und mit Mülltüten und Greifern ausgestattet. © Michael Just

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