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„Ich finde gut, dass sich da was tut“

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Was fehlt in Münster? Mängel formulierten Bürger jetzt in einer der „AktVis“-Arbeitsgruppen beim Workshop im Münsterer Rathaus.
Was fehlt in Münster? Mängel formulierten Bürger jetzt in einer der „AktVis“-Arbeitsgruppen beim Workshop im Münsterer Rathaus. © sr

Münster - Zirka 70 Bürger haben am Wochenende am ersten Workshop des Programms der „Aktion gemeinsame Vision“ im Münsterer Rathaus teilgenommen. Es ging um die Entwicklung des alten Ortskerns.

Die Datenbasis ist nicht repräsentativ, aber repräsentativ genug, um daraus einen Durchschnittsbewohner von Alt-Münster herauszufiltern: Er ist 61 Jahre alt, lebt seit 36 Jahren im alten Ortskern, und zwar mit Partner in einem Haus mit mehr als 100 Quadratmetern Wohnfläche. Er möchte dort auch im Alter am liebsten wohnen bleiben, wünscht sich für das Gebiet aber eine bessere bauliche Gestaltung, mehr Begegnungsstätten und mehr Nahversorgungsangebote. So steht es am Samstag auf der Tafel am Eingang zum ersten „AktVis“-Workshop im Münsterer Rathaus.

„AktVis“ ist die Abkürzung für das zu 100 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Projekt „Aktivierung von Flächenpotenzialen für eine Siedlungsentwicklung nach innen – Beteiligung und Mobilisierung durch Visualisierung“. Weil sich dieses sperrige Ungetüm aber kaum jemand merken kann, ist es inzwischen auf ein griffiges „Aktion gemeinsame Vision“ eingedampft worden.

Das trifft recht gut, um was es geht. Man suche den Schulterschluss mit den Bürgern für eine geordnete und zielgerichtete Entwicklung des alten Ortskerns, sagt Bürgermeister Gerald Frank (SPD) am Samstag in seiner Begrüßung. Der älteste Teil der Gemeinde sei im Umbruch, es gebe auch viele sanierungsbedürftige Häuser, und um die Schaffung unerwünschter Fakten zu verhindern, habe man vorerst eine Veränderungssperre verhängt.

Frank versucht seit seinem Amtsantritt 2014, die Gemeinde in eines der verschiedenen Städtebauprogramme von Land und Bund zu bringen – bisher allerdings nur mit bescheidenem Erfolg, obwohl Münster noch nie von einem solchen Programm profitiert hat. Immerhin nun aber die Teilnahme an „AktVis“ – bei dem es in einem vom Fraunhofer-Institut entwickelten Verfahren vor allem um die Visualisierung städtebaulicher Ideen geht, das aber kein Geld zur Unterstützung ihrer Umsetzung mitbringt. „Es geht hier vor allem darum, Ideen und Anstöße von den Bürgern zu sammeln“, sagt der Bürgermeister später am Rand einer der Arbeitsgruppen des Workshops. „Alles, was von oben drübergestülpt wird, ist nicht so gut wie das, was wir herausfinden, indem wir die Bürger fragen, was sie wollen. Die Bürger sind eben die Experten des Alltags.“

40 Bürger bei einer ersten Begehung, 43 Fragebögen als Rücklauf – das ist allerdings keine üppige Datenbasis. Jetzt aber, zum Workshop, sind etwa 70 Interessierte gekommen – und beteiligen sich rege an den Arbeitsgruppen-Gesprächen. In fünf Themenbereiche ist das Treffen gegliedert: Wie möchte ich (im Alter) wohnen? Was fehlt im alten Ortskern? Wie sieht es mit Verkehr und Mobilität aus? Was sind die schönsten und unschönsten Plätze in Münster?

Schließlich hat sich eine Gruppe um den „Hauptdarsteller“ geschart, einen großen Touchscreen, auf dem sich städtebauliche Situationen simulieren lassen: Ganze Häuser können da verschwinden, durch neue ersetzt und in Baulücken geschoben werden. „AktVis“ ist nämlich auch ein Programm zur Identifizierung baulicher Entwicklungsmöglichkeiten im Innenbereich.

„Ich finde es gut, dass sich da was tut“, sagt Hildegard Schöttner, die im alten Ortskern wohnt. Sie sieht Chancen, dass sich durch das Verfahren der Bürgerbeteiligung Einiges zu Besseren wendet. Kai Herd, als Vorsitzender des Münsterer Heimat- und Geschichtsvereins vertraut mit der historischen Bausubstanz des Ortskerns, wünscht sich vor alle eine „soziale Aufwertung“ des Gebiets, eine bessere Durchmischung der Sozialstruktur, eine höhere Wertschätzung durch die gesamte Bevölkerung.

Um private Bauherren bei der Sanierung und Pflege historischer Bausubstanz zu unterstützen, aber auch für städtebauliche Maßnahmen der öffentlichen Hand, bedürfte es aber auch finanzieller Förderung. „Es gibt eine ganze Reihe von Programmen, und wir werden helfen, diese für einzelne Projekte zu identifizieren“, sagt der Bürgermeister. Allerdings wollen wir uns auch als Gemeinde für ein anderes Programm bewerben, das insbesondere für die Ortszentren aufgelegt worden ist.“ (sr)

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