Keine Flugtaxis überm Seerich in Münster

Die Münster Gemeindevertreter haben in ihrer jüngsten Sitzung die Ansiedlung eines Groß-Umstädter Unternehmens vis-à-vis von Osartis aus mehreren Gründen abgelehnt.
Münster – Das Münsterer Baugebiet „Im Seerich“ entwickelt sich kontinuierlich – sowohl in seinem reinen Wohngebiet als auch in der Mischgebiets-Zone und im reinen Gewerbegebiet. In Letzterem wächst etwa der Neubau des noch in Dieburg ansässigen Medizintechnik-Spezialisten Osartis in die Höhe und zeugt davon, dass Münster am Ortsrand Richtung Altheim zunehmend auch wirtschaftlich prosperiert. Dazu wollte auf einer anderen, bisher noch nicht durch die LBBW Kommunalentwicklung (Stuttgart) vermarkteten Fläche auch ein Unternehmen aus Groß-Umstadt beitragen. Dies haben die Gemeindevertreter in ihrer jüngsten Sitzung jedoch einstimmig verhindert.
Die Fläche, um die es geht, befindet sich zwischen der Altheimer Straße und der Straße „Auf der Beune“, vis-à-vis dem seit wenigen Monaten im Bau befindlichen Osartis-Domizil. Osartis hatte das mit 13 000 Quadratmetern größte Gewerbe-Grundstück erworben, will dort ab dem Frühjahr 2022 mit 100 Mitarbeitern seinen Geschäften nachgehen. Die zwei Flurstücke, die die Groß-Umstädter Firma gegenüber ins Visier genommen hatte, sind zusammen etwa halb so groß. Dort wollte „Richard Jarek Stahlbau“ eine Produktionsstätte für Blechbearbeitung schaffen, bei der sowohl Stanzmaschinen als auch moderne Laser zum Einsatz kommen sollten.
Dies sollte in einem Betriebsgebäude mit rund 2 000 Quadratmetern Produktionsfläche zuzüglich einem dreigeschossigen Bürotrakt mit Staffelgeschoss geschehen. Die Gesamtlänge des Gebäudes gab der Planer mit 81 Metern an, die Höhe mit maximal 15 Metern. Beides hätte der Bebauungsplan für das Gebiet zugelassen. Doch wie schon zuvor im Bauausschuss, wo sich eine Ablehnung des Projekts abgezeichnet hatte, meldeten die Münsterer Fraktionen aller Couleur Bedenken an.
Diese begründeten sie in der Gemeindevertretung vor allem mit den Dimensionen des Gebäudes. Renate Waldschmitt (SPD) bemängelte, es sei schlicht zu lang und zu hoch und würde zu viel Fläche versiegeln. Jörg Schroeter (FDP) ging sogar so weit zu sagen, dass das Objekt „als Bausünde in die Geschichte der Gemeinde eingehen“ würde. Die Zweifel daran, mit dieser Ansiedlung eine für den Gewerbestandort Münster richtige Entscheidung zu treffen, teilten auch CDU und ALMA-Die Grünen.
Aufhorchen ließ zudem der Plan des Unternehmens, auf dem Dach des Bürotrakts einen Landeplatz für Flugtaxis zu errichten. Hier vermissten mehrere Gemeindevertreter nähere Infos, was damit denn konkret gemeint sei: Hubschrauber? Drohnen? Irgendwas dazwischen? In Hintergrundgesprächen mit mehreren Mandatsträgern merkte man zudem die Skepsis, dass Grundstücks- und Bauwerksgröße in keiner guten Relation zur erwarteten Arbeitsplatz-Zahl und Gewerbesteuer-Höhe stehen könnten. So ging man beispielsweise nur von einer sehr niedrigen zweistelligen Mitarbeiterzahl aus.
Der Umsetzung von Formalitäten wie dem Abschluss eines Städtebaulichen Vertrags zwischen Gemeinde und Unternehmen schoben die Fraktionen daher unisono einen Riegel vor. Damit beendeten die Kommunalpolitiker den Prozess einer Ansiedlung, die noch unter Ex-Bürgermeister Gerald Frank und Ex-Wirtschaftsförderer Olaf Burmeister-Salg in die Wege geleitet worden war. Die beiden Flurstücke zwischen Altheimer Straße und Auf der Beune sind damit wieder auf dem Markt.
Von Jens Dörr