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Beschleunigung oder „Rolle rückwärts“?

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Von: Jens Dörr

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Weiter Standort für einen Neubau der Kita „Blumenkinder“, aus Sicht der CDU möglichst aber nichts für ein Interimsdomizil der St.-Michael-Kids: der Bolzplatz hinter der Altheimer Regenbogenschule.
Weiter Standort für einen Neubau der Kita „Blumenkinder“, aus Sicht der CDU möglichst aber nichts für ein Interimsdomizil der St.-Michael-Kids: der Bolzplatz hinter der Altheimer Regenbogenschule. © Dörr, Jens

Die Kita St. Michael soll anders als ursprünglich geplant nicht nach Altheim ausweichen, während ihr aktuelles Gebäude abgerissen und an gleicher Stelle neu gebaut wird.

Münster – Ihre letzte Sitzung vor der Sommerpause haben die Münsterer Gemeindevertreter am Montagabend hauptsächlich dem Thema Kinderbetreuung gewidmet. Hier hat die Gemeinde wegen der aktuellen Unterdeckung im U- und Ü3-Bereich in den nächsten Jahren einiges vor: Neubau der Kita „St. Michael“ am derzeitigen Standort, Neubau der interimsmäßig im Hallenbad untergebrachten Kita „Sonnenblume“, Neubau der provisorisch in der Kultur- und Sporthalle untergebrachten Kita „Blumenkinder“ in Altheim, womöglich Erweiterung der Kita „Haus der Kinder“ um eine zweite naturnahe Gruppe in der Enklave bei den Schützen. Weil der CDU eine Umsetzung all dieser Vorhaben auf der bisherigen Grundlage zu langsam und aus weiteren Gründen nicht (mehr) wünschenswert erscheint, beantragte sie am Montag eine umfassende Richtungsänderung – nach langer Debatte und einer Sitzungsunterbrechung zumindest teilweise erfolgreich.

Noch im April hatten die Gemeindevertreter einstimmig entschieden, auf dem Bolzplatz hinter der Altheimer Regenbogenschule in Modulbauweise eine viergruppige Kita zum Preis von drei Millionen Euro zu bauen. Weil das Katholische Familienzentrum St. Michael samt seiner Kita am jetzigen Standort an der Gerhart-Hauptmann-Straße neu gebaut werden soll, müssen die Kinder während der rund zweijährigen Bauzeit andernorts untergebracht werden. Bis April schien eine Containerlösung auf dem nahe gelegenen Gelände der DJK Blau-Weiß Münster erste Wahl. Dann lief es darauf hinaus, dass die Münsterer Eltern ihre Kids temporär nach Altheim bringen müssen. Nach Rückkehr der Münsterer Kinder in die neue Kita St. Michael sollte dann die Altheimer Kita Blumenkinder, die derzeit beengt in der Sporthalle weilt, den Neubau in Beschlag nehmen und sich dabei vergrößern.

In der Sitzungsunterbrechung haben die Fraktionen über einen Kompromiss verhandelt – vorn links Jörg Schroeter (FDP) im Gespräch mit Claudia Weber und Julian Dörr von Alma-Die Grünen.
In der Sitzungsunterbrechung haben die Fraktionen über einen Kompromiss verhandelt – vorn links Jörg Schroeter (FDP) im Gespräch mit Claudia Weber und Julian Dörr von Alma-Die Grünen. © Dörr

Zwar war die CDU schon damals auch wegen der Verkehrs- und Parkplatzsituation rund ums Altheimer Sportzentrum, wo sich die Regenbogenschule und die Kita Blumenkinder befinden und nach dem Ursprungsplan bald eben auch die Kita St. Michael beheimaten sollte, skeptisch gewesen. Doch mehrere Argumente, die man sich erst nach dem Beschluss im April vergegenwärtigt habe, führten nun zum Antragspaket, sagte CDU-Fraktionschef Thorsten Schrod. Neben der Verkehrsbelastung, dass zwei Jahre lang täglich rund 100 Eltern die St.-Michael-Kids nach Altheim bringen und wieder abholen müssten, fürchtete er so lange Prozesse bis zur Errichtung des Neubaus in Altheim, dass man damit aktuell nicht mit Betreuungsplätzen versorgten Eltern in Münster alles andere als gerecht würde. „Wir wollen nicht mehr nur reden, wir wollen jetzt endlich Plätze schaffen.“ Was aus CDU-Sicht mit einer Containerlösung deutlich schneller gehe und damit auch den Neubau der Kita St. Michael beschleunige: „Den diskutieren wir schon seit fünf Jahren. Mit dem bisherigen Plan dauert es noch mal fünf Jahre. Dann hätten wir zehn Jahre bis zur Fertigstellung gebraucht, damit würden wir uns keine Krone aufsetzen.“

Aus Sicht von Jürgen Müller (SPD) war es hingegen „ein Fehler gewesen, den Neubau von St. Michael am Werlacher Weg abzuplanen und die Kita am bisherigen Standort neu bauen zu wollen“. Müller bezweifelte auch, dass das Umschmeißen der bisherigen Pläne in Altheim den Prozess schneller mache („Rolle rückwärts“) und dass Container eine adäquate Übergangslösung darstellten. Auch Alma-Die Grünen und die FDP, die mit der CDU nach der Kommunalwahl einen Kooperationsvertrag geschlossen hatte, machten klar, dass sie beim Ursprungsantrag der Union nicht mitgehen würden.

Deshalb beantragten die Christdemokraten eine Sitzungsunterbrechung, in der sie Alma-Die Grünen und FDP für einen geänderten Antrag gewannen: Die Abplanung der neuen Kita auf dem Altheimer Bolzplatz nahm sie raus, will den Gemeindevorstand aber parallel dazu einen anderen Ausweichstandort für die St.-Michael-Kids in der zweijährigen Bauphase ihrer Kita suchen lassen. Damit verbunden ist die Hoffnung, diesen Interimsstandort – ob in Containern oder anderen Objekten – doch noch schneller und in Münster zu finden. Die SPD, die alles beim Alten belassen wollte, ging auch bei diesem Kompromiss nicht mit.

Einstimmig votierten die vier Fraktionen in einem separaten Tagesordnungspunkt hingegen dafür, dass der Gemeindevorstand die Einrichtung einer zweiten naturnahen Gruppe in der „Außenfiliale“ des Hauses der Kinder prüfen und im positiven Fall eine Umsetzung möglichst schnell in die Wege leiten soll. (Jens Dörr)

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