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Kunterbunte Foto-Schau

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Die meisten Besucher waren von den 50 Bildern äußerst angetan.
Die meisten Besucher waren von den 50 Bildern äußerst angetan. © just

Altheim – Eine Wäscheleine mit Kindersocken jeglicher Couleur, die Nahaufnahme von Buntstiftspitzen, ein prächtiger Schmetterling, die Farbpalette eines Malers, der afrikanische Tänzer im leuchtenden Kostüm, ein Blatt im Herbstwald oder das Riesengraffiti auf der Hauswand einer europäischen Metropole: Die Welt ist bunt für alle, die ein Auge dafür haben. Die Mitglieder der Fotogruppe „momentART“ des ARThauses in Altheim verfügen über genau jenen Blick, was deren aktuelle Schau beweist.

Am Samstagabend wurde sie unter dem Titel „Das Leben ist bunt“ eröffnet. In den letzten Monaten hatten sich die Fotokünstler intensiv auf die Suche gemacht, polychrome Motive zu finden und mit ihren Kameras festzuhalten.

Zur Vernissage zitierte ihr Sprecher Thomas Meier die Worte von Barbara Klemm: „Schwarzweiß ist Farbe genug“, tat die Grande Dame des Fotojournalismus einmal kund. Diese Meinung akzeptierten die Hobbyfotografen nicht in Gänze. Sie beschlossen, es einmal so richtig bunt zu treiben.

„Das ist uns gut gelungen“, resümierte Meier, der dafür die Zustimmung von Norbert Schewe erhielt. Das Mitglied im Gemeindevorstand dankte den Kreativen für ihre künstlerischen Akzente, mit denen sie Münster nachhaltig aufwerten. Thomas Meier erinnerte in seiner Begrüßung an die Geschichte der Fotografie. Denn als diese 1839 ihren Anfang nahm, war sie ein reines Schwarzweiß-Medium mit einer „Farbgebung“, die danach über 100 Jahre vorherrschte. Das Ablichten erwies sich lange Zeit als umständlicher und teurer Prozess, der sich im Computerzeitalter ins komplette Gegenteil verkehrte.

„Uns ging es nicht darum, mit den Bildern ein knalliges Feuerwerk zu zünden. Vielmehr reifte während der Pandemie die Idee, einen optimistischen Kontrapunkt anzustoßen“, erläuterte Meier. Für die Künstlergruppe ist es seit ihrer Gründung 2017 die vierte Ausstellung. Die letzte fand durch das Virus im Internet statt, die beiden davor unter normalen Umständen im ARThaus.

Die Eröffnung der aktuellen Schau, an der acht der insgesamt zwölf Mitglieder von „momentART“ partizipieren, wurde musikalisch von dem Michelstädter Jürgen Diehl untermalt. Auf seiner Kora, einem westafrikanischen Zupfinstrument, das einer Stegharfe gleicht, erzeugte er melancholische Klänge. Sie passten auf wunderbare Weise zu den 50 großformatigen Fotografien, von denen das Gros die Sinne und Emotionen der Betrachter anspricht.

Des Weiteren entstand ein nicht geringer Teil auf Reisen, wie etwa bei Susanne Rieger. Auf der Fähre von Göteborg nach Frederikshavn entdeckte sie plötzlich ein paar gelbe Gummistiefel, die sich leuchtend von dem Königsblau der Deckbemalung abhoben. Das schnelle Drücken auf den Auslöser zahlte sich aus: „Ich wollte noch ein Bild machen, da hatte sie der Schiffsarbeiter schon wieder weggeräumt“, ergänzt die Übersetzerin, die sich im Sommer 2022 zu ihrer Tochter nach Schweden aufmachte.

Von dieser Auszeit stammen zudem die anmutigen Licht- und Farbspiegelungen in einem Einkaufszentrum sowie ein überdimensioniertes Graffiti auf einer Hauswand in Stockholm. Das gezielte Suchen nach polychromen Objekten beschreibt sie im Nachhinein als schwierig. Viel eher hätte sie das geforderte Ergebnis durch Schnappschüssen erreicht, die sich unerwartet vor ihr auftaten. Das Riesengraffiti nahm sie zum Beispiel aus einem fahrenden Auto auf. „Fotografieren ist für mich das Erkunden der Umgebung mit neugierigen Augen. Das sorgt immer wieder für Überraschungen, gerade wenn man Reizvolles an unerwarteten Stellen entdeckt“, hebt die Künstlerin hervor.

Mit das größte Lob bei der Vernissage erntete Wolfgang Häder, der sämtliche seiner Werke nachbearbeitete. Das geschah nicht mit einem Bildbearbeitungsprogramm, sondern durch handwerklichen Einsatz. So klebte er unter anderem Bilder auf Holz und sägte danach die wichtigsten Objekte aus. Mit einem anderen Foto zusammengefügt, entstanden reliefartige Collagen, die Räumlichkeit und etwas Haptisches versprühen.

„Die Betrachter würden meine Bilder gerne anfassen“, konstatiert Häder, der seit seinem 14. Lebensjahr fotografiert und sich in jungen Jahren immer wieder den Fotoapparat des Vaters schnappte. Später richtet er sich sogar eine Dunkelkammer ein, die bis heute existiert. Der jüngste Versuch, mal wieder einen Rollfilm zu verwenden, führte aber zur Ansicht, dass die Zeiten der analogen Fotografie endgültig vorbei sind.

Auch Häder präsentiert zum Teil Reisebilder, darunter aus Island und Tansania, wo der Berufsschullehrer eine Partnerschule besuchte. Auf der Straße in Afrika fing er einen charismatischen Passanten mit roter Hose, roter Weste, roter Sonnenbrille und weißem Hut ein. Den Hingucker schnitt er aus und setzte ihn auf ein schwarz-weißes Streifenmuster. „Damit habe ich Zeit und Ort aufgehoben“, erklärt Hader.

Andere Werke kolorierte er von Hand nach und schuf damit eine Mischung aus Gemälde und Fotografie.

Besucher können aus dem Gezeigten das Gewinnerfoto wählen. Das Werk mit den meisten Stimmen wird dann unter jenen verlost, die dafür ihr Voting gaben. Die Ausstellung „Das Leben ist bunt“ lässt sich noch einmal am nächsten Sonntag im Arthaus bewundern. Die Türen öffnen von 15 bis 18 Uhr. Auch zur Finissage sind Fotokünstler anwesend. (Michael Just)

Wolfgang Häder vor seinem Werk, das einen auffällig gekleideten Mann in Tansania zeigt.
Wolfgang Häder vor seinem Werk, das einen auffällig gekleideten Mann in Tansania zeigt. © Just, Michael
Gelbe Gummistiefel auf blauem Grund – ein Motiv von Susanne Rieger.
Gelbe Gummistiefel auf blauem Grund – ein Motiv von Susanne Rieger. © Just, Michael

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