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Lehrerin rockt die Bühne

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Von: Jens Dörr

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Das Publikum beim Summer Special gab kräftig Gas. Attest: Münster ist rockbar!
Das Publikum beim Summer Special gab kräftig Gas. Attest: Münster ist rockbar! © dörr

„River Night Summer Special“ füllt den Münsterer Bahnhofsplatz

Münster – Das „River Night Summer Special“ zum zehnjährigen Bestehen der Interessengemeinschaft River Night hat am Wochenende die Erwartungen der Veranstalter übertroffen. Allein am Samstagabend kam nach Schätzung der Gastgeber ein vierstelliges Publikum auf den Münsterer Bahnhofsplatz. Eine Lehrerin der Altheimer Regenbogenschule schrieb die vielleicht außergewöhnlichste Geschichte des Gratis-Festivals mit seinen insgesamt sechs Bands an zwei Tagen.

Janina Wernsdorfer konnte sich nach ihrem Auftritt vor Autogrammjägern kaum retten. Seit Oktober ist die Münstererin die neue Frontfrau von Witchcraft. Die Band, die sich unter anderem dem 80er- und Glamrock verschrieben hat und auf Deutsch „Hexerei“ hieße, gibt sich selbst den Zusatz „Rock aus dem Odenwald“.

In erster Linie besteht das Sextett aber aus Groß-Umstädtern und Münsterern, wobei etwa Wernsdorfer auch noch einen besonderen Bezug zu Altheim hat: Die Sängerin ist Lehrerin an der Regenbogenschule – worin auch der Grund für den Ansturm auf ihre Signatur lag.

Witchcraft hatten am frühen Samstagabend den Auftakt gemacht, bespielten die Bühne wie alle Bands 90 Minuten lang. „Ich bin überrascht, wie gut die Leute schon drauf sind“, strahlte Wernsdorfer nach der Show. Bei noch immer sommerlichen Temperaturen schien der Slot von 18.30 bis 20 Uhr schließlich nicht der dankbarste. Sorgen, die Musikfans – die bei der „River Night“ normalerweise im März in diverse Vereinslokale entlang des „Rivers“ Gersprenz sowie ins „Minsdere Pilsstibbsche“ (mutierte diesmal zur Cocktailbar) strömen – könnten erst zu späterer Stunde kommen oder gar in Wallung geraten, erwiesen sich als unbegründet. Schon beim Witchcraft-Konzert war der Platz gut gefüllt.

In erster Reihe standen einige Kinder, die man bei „Smells like Teen Spirit“ und „Born to be wild“ kaum vor der Bühne erwartet hatte: Wernsdorfer hatte in der Regenbogenschule nicht verhehlt, dass sie beim Jubiläums-Open-Air des Münsterer Erfolgsformats in eine andere Rolle schlüpfen würde. Am Samstag wurde aus der Lehrerin die Rockröhre, die auch mal die „Mano Cornuta“ – die gern auch als „Pommesgabel“ verulkte gehörnte Hand der Rockszene – zeigte. Die Grundschüler waren ebenso begeistert wie das gestandene Publikum: Ohne Autogramm ließen die Kids die Sängerin nicht in den Backstage-Bereich.

Dort wirkte in Ralf Schneider einer der Organisatoren des Summer Specials trotz allen Stresses ruhig und strukturiert. Einen hohen vierstelligen Betrag hatte die IG River Night dank Sponsoren fürs Festival im Vorfeld zusammengetragen, profitierte auch von einem deutlichen Entgegenkommen der sechs Gruppen.

In der Umbauphase von Witchcraft zu den Rediostix fiel von Schneider die erste Anspannung ab: „Die große Unbekannte waren die vielen anderen Veranstaltungen heute Abend“, spielte der Münsterer Musiker (unter anderem RABAZ, früher auch Bee Flat) etwa auf die parallele „FastSommerNacht“ in Dieburg, das Johannisfest in Groß-Umstadt und die „Reinheimer Musiktage“ an. Gerade das lokale Publikum sei der River Night und Münster aber treu geblieben. „Und die Stimmung ist von Anfang an gut!“, freute sich Schneider, der tags drauf schätzen sollte, dass „am Samstagabend über 1 000 Besucher friedlich und ohne Vorkommnisse gefeiert“ hätten.

Glücklich mit dem Verlauf, zu dem musikalisch am Samstag auch Perfect Stranger beitrugen und am Sonntag LetSwing, die Salomon C. Kenner Group sowie RABAZ & Missy Bee, waren auch der Bürgermeister und die beteiligten Vereine. Rathaus-Chef und Festival-Schirmherr Joachim Schledt stellte heraus, ihm sei es „wichtig, die Plätze in Münster zu beleben. Im Bürgerpark ist ja auch einiges los und der Bahnhofsplatz hat Flair.“ Dorthin zieht in diesem Jahr wahrscheinlich auch der Weihnachtsmarkt des Gewerbevereins, der bislang vor dem Rathaus stattfand, um.

Verein Radsport, Wandergesellschaft, Heimat- und Geschichtsverein sowie Angelsportclub kümmerten sich an beiden Tagen um die Bewirtung. Das Partyvolk, das Corona eindeutig abgehakt hat, war derart in Konsumlaune, dass die grillenden Radsportler schon nach zwei Stunden ein Mitglied losschickten, um in den umliegenden Märkten Brötchennachschub zu holen. Die Wanderer hatten großzügiger disponiert und halfen übergangsweise mit dem „Trägermedium“ für die begehrte Radler-Bratwurst aus. „Wir konnten das vorher nicht richtig einschätzen, das Festival ist ja auch für uns das erste“, begründete in Holger Schubert der Zweite Vorsitzende der Radler den temporären Backwaren-Engpass.

Trotz des augenscheinlichen Erfolgs dieser Form der River Night ließ Ralf Schneider am Wochenende für die Interessengemeinschaft durchblicken, dass die Veranstaltung ob des personellen, finanziellen und organisatorischen Aufwands nächstes Jahr wieder zu ihrem üblichen Konzept zurückkehren und das Summer Special eben tatsächlich etwas Spezielles bleiben dürfte.

Alle Hände voll zu tun - hier am Stand des Vereins Radsport.
Alle Hände voll zu tun - hier am Stand des Vereins Radsport. © Jens Dörr
Autogramme von der Lehrerin: Die Signatur von Witchcraft-Sängerin Janina Wernsdorfer war nach ihrem Auftritt enorm gefragt.
Autogramme von der Lehrerin: Die Signatur von Witchcraft-Sängerin Janina Wernsdorfer war nach ihrem Auftritt enorm gefragt. © Jens Dörr

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