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Münster: Mini-Kraftwerke für den Balkon

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Von: Ralf Enders

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Gehören Sie bald zu deutschen Balkonen wie Geranien? Stecker-Solarmodule, Mini-Photovoltaikanlagen also, erleben bundesweit einen Boom. Autark wird man durch die Balkon-Kraftwerke nicht, aber der eigene Stromzähler dreht sich etwas langsamer. Auch in Münster können sich Bürger nun einer günstigeren Sammelbestellung anschließen. symbo
Gehören Sie bald zu deutschen Balkonen wie Geranien? Stecker-Solarmodule, Mini-Photovoltaikanlagen also, erleben bundesweit einen Boom. Autark wird man durch die Balkon-Kraftwerke nicht, aber der eigene Stromzähler dreht sich etwas langsamer. Auch in Münster können sich Bürger nun einer günstigeren Sammelbestellung anschließen. symbo © dpa

Münster – Die Energiepreise in Deutschland dürften dauerhaft hoch bleiben. Eine Möglichkeit für Privatleute, ihre Stromrechnung zumindest etwas kommoder zu gestalten, sind sogenannte Stecker-Solarmodule, Mini-Photovoltaikanlagen also, die in der Anschaffung erschwinglich und in der Aufstellung relativ unkompliziert sind. Und vielerorts, wie etwa in Dieburg oder Groß-Zimmern, gibt es bereits Initiativen, in denen sich Interessenten sammeln, um durch die gemeinsame Abwicklung von Beratung, Kauf und Lieferung die Anschaffung erschwinglicher zu machen. Nun auch in Münster, denn der Energietisch der Gemeinde nimmt ab sofort entsprechende Anfragen entgegen, wie die Gemeindeverwaltung mitteilt. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was sind Steckermodule?

Ein Steckermodul ist eine kleine Photovoltaikanlage, die sich am Balkon, auf Dächern und sogar an Hauswänden anbringen lässt. Sie hat die Maße von etwa 180 mal 100 Zentimeter, wiegt rund 20 Kilo und erzeugt eine maximale Leistung von etwas mehr als 300 Watt. Maximal 600 Watt, also die Leistung von zwei Steckermodulen, können – und dürfen in Deutschland – nach Anzeige beim Netzbetreiber ohne Probleme ins eigene Stromnetz eingespeist werden. Eine Einspeisung ins allgemeine Stromnetz samt Vergütung ist nicht möglich. Auch für eine autarke Stromversorgung reichen die Module lange nicht aus. Die Kraftwerkchen sorgen nur dafür, dass sich der eigene Stromzähler langsamer dreht. Eventuell überflüssig erzeugte Energie fließt übrigens unentgeltlich ins öffentliche Stromnetz.

Was kostet das?

Ein Modul kostet ohne Montagematerial bei einer Sammelbestellung über Initiativen derzeit rund 300 Euro. Mit allem Drum und Dran ist bei einer steckerfähigen Anlage mit zwei Modulen von etwa etwa 1 000 Euro auszugehen.

Gibt es eine Förderung?

Nein, nur in Mecklenburg-Vorpommern werden die Anlagen seit dieser Woche vom Land gefördert. Daran gibt es auch Kritik, vor allem am ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis der Förderung.

Wie hoch ist die Ersparnis?

Bei einer Einspeisung von 600 Watt lassen sich jährlich Stromkosten von etwa 150 Euro sparen. Lothar Oberle von der Solarinitiative Dieburg (Solid) sagt: „Im Mittel ist von einer Amortisierung der Kosten in etwa fünf Jahren auszugehen.“ Hans-Jürgen Badior von der Initiative Zimmern Solar bringt die Ersparnis auf den Punkt: „Kleinvieh macht auch Mist.“ Reich werde man damit nicht, „aber wenn die Sonne scheint, können diese Kleinstanlagen den Stand-by-Verbrauch eines Haushalts wie zum Beispiel durch Kühlgeräte decken“.

Und der CO2-Ausstoß?

Durch den reduzierten Bezug von Strom aus dem allgemeinen Netz können zwei Module mit einer Gesamtleistung von 600 Watt im Jahr bis zu 200 Kilo CO2 einsparen.

Was passiert technisch bei einem Balkonkraftwerk?

Stark vereinfacht dargestellt: Mitgelieferte Wechselrichter wandeln den Gleichstrom der Module in Wechselstrom um, und dieser wird dann über einen Schukostecker (der haushaltsübliche Stromstecker in Europa) ins eigene Stromnetz eingespeist. Oberle zufolge gibt es übrigens 25 Jahre Leistungs- und 12 Jahre Produktgarantie.

Wann geht’s in Münster los?

Bereits in diesem Jahr soll es eine erste Sammelbestellung gaben. Interessenten sollen sich also bis Ende November melden. Anmeldungen, die danach eingehen, würden erst bei der folgenden Bestellung im nächsten Jahr berücksichtigt.

Wie tun sich die Bürger zusammen?

Die Roßdorfer Energie-Gemeinschaft e.V., kurz Regev, ist der Pionier in Sachen Steckermodule in der Region. Sie ist auch der Partner des Münsterer Energietischs, der die Anfragen aus der Gemeinde sammelt. Die Regev organisiert und koordiniert kreisweit Sammelbestellungen. Der Energietisch ist der lokale Partner „als bürgerliches Gremium der Gemeinde“, wie die Verwaltung mitteilt. Die „Klimakommune Münster“ setze auf dezentrale, erneuerbare Energien, und die Balkonkraftwerke seien „ein Baustein der nachhaltigen Energiewende“.

Wohin können sich Interessenten wenden?

Die Mitglieder des Münsterer Energietischs nehmen der Gemeindeverwaltung zufolge ab sofort per E-Mail Anfragen entgegen und beantworten auch Fragen: wolfgang.steckersolar geraete@t-online.de. In Kürze soll auf der Webseite des Energietischs auch ein Online-Formular zur Verfügung stehen, bis dahin sollen Interessenten aber noch die Mailadresse verwenden.

Wo kann man sich noch informieren?

Auf unzähligen Seiten im Netz. Die Roßdörfer Regev und der Münsterer Energietisch sind hier:

Infos im Internet

regev-rossdorf.de

energietisch-muenster- hessen.de

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