Waldbrand bringt Munition zur Explosion

Ausgerechnet an der brisantesten Stelle in unserer Waldregion, im Gebiet der früheren Munitionsfabrik Muna, ist gestern gegen 13 Uhr ein Waldbrand ausgebrochen. Es explodierte Weltkriegsmunition. Welches Kaliber, ist nicht bekannt.
Münster – Zur Unterstützung der Feuerwehrkräfte am Boden kreiste laut Polizeipräsidium Südhessen ein Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel. In der Spitze waren mehr als 300 Feuerkräfte aus den Landkreisen Offenbach, Darmstadt-Dieburg und dem Odenwaldkreis im Einsatz. Aufgrund der Rauchentwicklung wurden Anwohner von Münster, Dieburg und Eppertshausen gebeten, die Fenster und Türen zu schließen und sich nicht der Gefahrenzone zu nähern. Der Rundfunk ermahnte, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Die Rauchsäule war kilometerweit zu sehen. Anfangs hieß es, es stehe ein Waldstück in Fußballfeldgröße in Flammen.
Ein Löschflugzeug konnte nicht eingesetzt werden, da die Mindesthöhe von Überflügen aus Sicherheitsgründen 500 Meter betragen müsse. „Da kommt unten nichts mehr an“, sagte Jürgen Draser von der Pressegruppe des Kreisfeuerwehrverbands Darmstadt-Dieburg. Um 17 Uhr musste er melden: „Wir wissen nicht, wie sich die Lage entwickelt. Die Flammen schlagen sechs, sieben Meter hoch. Wir kämpfen mit Trockenheit, Hitze und wechselnden Winden.“ Noch um 18.30 Uhr explodierte fortwährend Munition.
Brand in Münster: Bürgermeister Gerald Frank vor Ort
Auch Bürgermeister Gerald Frank war vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er berichtete von der großen Gefahr, der sich die Brandschützer ausgesetzen. Das Feuer wüte im unwegsamen Gebiet, das vom jüngsten Sturm Fabienne heimgesucht worden war und bisher noch nicht habe geräumt werden können. Allein die entwurzelten Bäume dort seien extrem gefährlich. Schlimmer noch seien freilich das Feuer und die alte Munition. Das Gelände offiziell zwar als frei von Munition. Es sei aber im Zuge von Aufräumarbeiten Munition wohl durchs Raster gefallen.
Das Internetlexikon Wikipedia erläutert: Die Muna war eine 1939 bis 1940 im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht errichtete Munitionsanstalt der deutschen Luftwaffe. Unter dem offiziellen Namen Lufthauptmunitionsanstalt Dieburg diente sie der Fertigstellung und Lagerung von Luftwaffenmunition. Die Lagerung erfolgte in oberirdischen Bunkern. Beim Herannahen amerikanischer Fronttruppen Ende März 1945 wurden die meisten Bunker mitsamt der darin lagernden Munition von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Nach Kriegsende erfolgten weitere Sprengungen, die einen großen Teil des Münsterer Waldes verseuchten.

Unter dem Namen Muenster Ammo Depot wurde die ehemalige Luftmunitionsanstalt von der US-Army ab 1951 weiter genutzt. Es entstand die Muenster Kaserne. Diese wurde bis 1995 von verschiedenen amerikanischen Einheiten (Militärpolizei, 184. Ordnance Company) belegt. Das Munitionslager war während des Kalten Krieges eines der wichtigsten Nachschubdepots für Sonderwaffen wie Atomsprengköpfe der NATO. Diese wurden ab Anfang der 1980er Jahre in einem besonders gesicherten Bereich (Special Weapons Depot) innerhalb des bestehenden Munitionsdepots gelagert. Als Folge des INF-Vertrages wurden bis Ende 1991 alle nuklearen Waffen aus Münster abgezogen.
Geländes der ehemaligen Muna ist durch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg verseucht
Nach dem Ende der Nutzung durch die Amerikaner wurde das Kasernengelände zu einem Mischgebiet umgewidmet und Gewerbeflächen wurden ausgewiesen. Der heutige Ortsteil Breitefeld entstand 1997. Der größte Teil des 280 Hektar großen Geländes der ehemaligen Muna ist weiterhin durch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg verseucht und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Aus wirtschaftlichen Gründen konnte bisher nur in Teil vom Kampfmittelräumdienst beackert werden, heißt es bei Wikipedia abschließend.
Erst vergangene Woche waren im Foyer der Kulturhalle ehrgeizige Pläne für die künftige Nutzung des Geländes vorgestellt worden. Ab dem Frühjahr 2020 sollen sich eine Herde von zehn bis zwölf Wisenten und ein halbes Dutzend Wildpferde auf dem 260 Hektar großen Areal tummeln. Mit der Errichtung eines naturpädagogischen Museums soll umgehend begonnen werden, es wird in einem der verbliebenen Bunker untergebracht – umfangreiche Dokumentation der Geschichte der ehemaligen Munitionsfabrikation und deren Zeit unter US-Regentschaft inklusive. Die Finanzierung soll bis 2021 gesichert sein.
VON BERNHARD PELKA
Waldbrand tobt in Münster - Weltkriegsmunition explodiert
Im südhessischen Münster tobt ein Waldbrand unweit von einem ehemaligen Munitionsdepot. Es kommt zu Explosionen.