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Münster investiert in seine Kläranlage

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Von: Norman Körtge

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Am Belebungsbecken stehen Bürgermeister Joachim Schledt (von links), Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari und sein Stellvertreter Wolfgang Kleinheinz. Im Hintergrund ist das Betriebsgebäude zu sehen, an dem bald die Arbeiten beginnen.
Am Belebungsbecken stehen Münsters Bürgermeister Joachim Schledt (von links), Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari und sein Stellvertreter Wolfgang Kleinheinz. Im Hintergrund ist das Betriebsgebäude zu sehen, an dem bald die Arbeiten beginnen. © Mittmeyer-Riehl

In diesem Frühjahr beginnen an der Münsterer Kläranlage umfassende Arbeiten zur Sanierung und Aufstockung des Betriebsgebäudes, das noch aus den Anfangszeiten 1987 stammt und viel zu klein geworden ist.

Münster - Die Modernisierung sei ein weiterer wichtiger Schritt, um Energiekosten zu senken, denn die Kläranlage ist Münsters größter Stromfresser, teilt die Gemeindeverwaltung mit. Kaum jemand macht sich im Alltag Gedanken über das komplexe unterirdische Netzwerk, das Münster wie ein Adersystem durchzieht. Und beim Vorbeigehen an der Kläranlage rümpft manch einer eher die Nase. Dabei ist die Kläranlage die vielleicht wichtigste Einrichtung einer Kommune überhaupt. Oder wie es Bürgermeister Joachim Schledt formuliert: „Die Kläranlage ist das Herzstück von Münster, ohne sie funktioniert gar nichts.“

Seit 1987 befindet sich die Kläranlage an ihrem heutigen Standort. Seither ist Münster stark gewachsen, dadurch ist auch die Auslastung der Anlage stetig gestiegen. Klärtechnisch hat sie mit den neuesten Entwicklungen stets Schritt gehalten, wurde laufend modernisiert und dabei immer effizienter. Erst 2021 etwa ist das Belebungsbecken mit einem neuen Belüftungssystem ausgestattet worden.

Im Belebungsbecken wird das Abwasser nach der Entfernung grober Verunreinigungen biologisch gereinigt. Dabei ernähren sich Mikroorganismen von den Nährstoffen, die noch im Wasser vorhanden sind. Dafür muss Sauerstoff in das Becken gepumpt werden – und das verbraucht viel Strom. „Das Belebungsbecken ist unser Hauptenergiefresser“, erläutert Kläranlagen-Leiter Ahmed El Makhtari. „Durch die effizientere Belüftung sparen wir nun bereits rund 14 Prozent Stromkosten ein.“ Nicht mitgewachsen ist bei allem technischen Fortschritt allerdings das Betriebsgebäude. Der zweigeschossige Bau stammt noch aus den Anfangszeiten, als die Technik längst noch nicht so komplex war wie heute und deutlich weniger Mitarbeiter für den Betrieb gebraucht wurden. Inzwischen platzt das Gebäude aus allen Nähten.

„Der Elektro-Schaltraum ist aktuell im Keller untergebracht und damit nicht gut vor Hochwasser geschützt“, erläutert El Makhtari.

In diesem Frühjahr starten die umfangreichen Arbeiten zur Aufstockung des Betriebsgebäudes. Mit dem neuen Obergeschoss in Holzbauweise samt Pultdach, Wärmedämmung und einheitlicher Holzverkleidung wird das Gebäude schon bald nicht mehr wiederzuerkennen sein. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für grünen Strom. Die Elektro-Schaltanlage wird erneuert und ins Erdgeschoss verlegt. Auch die Natur soll profitieren: Zusätzliche Nisthilfen unter anderem für die Schleiereule, auf deren Rückkehr man hofft, bieten Vögeln wichtige Schutzräume. Dafür trägt der stellvertretende Kläranlagen-Leiter und NABU-Vogelexperte Wolfgang Kleinheinz Sorge.

Eine Erneuerung der Heizung ist nicht nötig, denn das Gebäude wird schon seit 2013 nachhaltig und CO2-neutral völlig ohne Gas oder Öl beheizt: „Für Heizung und Warmwasser setzen wir die Wärme des Abwassers ein, die durch ein Wärmetauschersystem nutzbar gemacht werden kann“, erläutert El Makhtari. Die Arbeiten sind für die Mitarbeitenden der Kläranlage, aber auch für alle beteiligten Handwerksbetriebe eine echte Herausforderung, denn die Sanierung erfolgt bei laufendem Betrieb, Arbeitsabläufe dürfen dabei nicht unterbrochen werden. Nach aktueller Planung sollen die Bauarbeiten bis Oktober 2024 abgeschlossen sein.

Die Gesamtkosten liegen bei rund 1,2 Millionen Euro. Das ist nicht wenig, doch auf Dauer trägt die Modernisierung weiter dazu bei, Energiekosten zu senken und technisch immer am Zahn der Zeit zu bleiben. Das macht sich dann auch bei den Abwassergebühren und damit in den Portemonnaies aller Bürger bemerkbar: In Münster sind die Abwassergebühren – im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen – stabil geblieben. „Wir konnten sie zuletzt sogar leicht senken“, hebt Bürgermeister Schledt hervor. (nkö)

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