Ziegen stehlen Nikolaus die Show

Eine Überraschung hat die Gemeinde Münster ihren jüngsten Bürgern versprochen. Und sie hat ihr Versprechen gehalten. Nicht nur, dass der Nikolaus am ersten Advent und damit ein paar Tage früher zu den Kindern in den Bürgerpark kam. Er hatte außerdem sechs weiße Ziegen vor seine Kutsche gespannt anstelle der sonst üblichen Ponys.
Münster – Paulchen und Otto, Rosi und Jakob, August und Oskar heißen die Ziegen, die extra aus dem Vogelsberg nach Münster gekommen waren. Dort stahlen sie dem Nikolaus schon ein wenig die Schau. Und sie kamen erst einmal nicht so richtig vom Fleck. Denn die gutmütigen Ziegen wollten von etlichen Kinderhänden gestreichelt werden. Ihr Besitzer, Ludwig Bär, kennt den Überraschungseffekt, den seine Tiere immer wieder hervorrufen. Er ist vor allem rund um Schotten, wo er und seine Ziegen herkommen, eine beliebte Attraktion.
„Auf dem Hoherodskopf im Vogelsberg sind wir immer am 1. Mai mit einer Kutsche unterwegs. Dort hat uns eine Mitarbeiterin der Münsterer Verwaltung vor ein paar Jahren entdeckt“, erzählt Ludwig Bär, während er versucht, Ziege Paulchen davon abzuhalten, seinem Nachbarn Otto einen Bommel von der Nikolausmütze zu knabbern. Denn sie sind die einzigen beiden Ziegen, die ein Gehörn haben, auf die praktischerweise eine rote Mütze passt. Ein Glöckchen tragen alle um den Hals, sodass das ungewöhnliche Gespann lustig klingelt, als es sich schließlich in Bewegung setzt.
Der Weg führt einmal in einer großen Runde durch den Bürgerpark. Alle paar Meter hält die Kutsche an, damit der Nikolaus kleine Päckchen an die wartenden Kinder verteilen kann. Der Weg ist so gewählt, um längere Warteschlangen und größere Gruppen auch im Freien zu vermeiden. Die meisten – Kinder wie Erwachsene – tragen Maske und meist sind es Familien, die zusammenstehen. Manches Kind geht vorsichtig, fast ehrfürchtig, zum bärtigen Nikolaus hin, andere holen sich mit sichtlichem Selbstbewusstsein ihr Mitbringsel ab.

Die Volksbank hatte kleine Geschenke gespendet, darunter Stofftiere, bunte, wasserfeste Beutel für Schule und Freizeit oder reflektierende Westen. Auch das Ziegengespann hatte die Volksbank gesponsert. Als besonders praktisch erwies sich, dass der Nikolaus gleichzeitig Bäcker ist, und deshalb das süße Weihnachtsgebäck für die Kinder gleich mitliefern konnte. Auch wenn er von schlanker Statur ist und somit nicht recht an den Umfang des Weihnachtsmanns herankommt, hat sich Bäckermeister Jürgen Kreher trotzdem gern als Nikolaus verkleidet.
Tatsächlich sei auch er für die Aufgabe im Gespräch gewesen, sagte Bürgermeister Joachim Schledt auf Nachfrage schmunzelnd. „Ich habe zwar das richtige Gewicht, aber ich bin für einen Weihnachtsmann zu klein“, meinte er. Der Besuch des Nikolaus war nun eine Alternative zum Weihnachtsmarkt, den die Gemeinde, wie alle anderen Kommunen um Umkreis auch, abgesagt hatte. Zumindest für die Kleinen sollte es aber ein vorweihnachtliches Event mit kleiner Bescherung geben. Ein zusätzliches Geschenk waren die Fahrten mit der Ziegen-Kutsche durch den Bürgerpark, zu der alle Kinder im Anschluss eingeladen waren. Und auch für die geduldig wartenden Eltern gab es eine Kleinigkeit. Sie wurden mit einer Glühweinmischung beschenkt, die sie zu Hause zubereiten konnten. (zeta)