Netto-Markt mit Wohnungen eröffnet wohl 2024

Es gibt Neues vom Baugebiet Am Seerich in Münster. Die Firma Osartis ist mit ihrem Gebäude fast fertig, G&P-Gruppe nebenan schließt bald Rohbau ab. Beim Netto-Markt mit den 22 Wohnungen auf dem Dach kam es zu Verzögerungen.
Münster – Es war eins der größten Projekte, die Münsters Ex-Bürgermeister Gerald Frank (SPD) in seiner Amtszeit vorangebracht hatte – und dessen Durchbruch er wohl nicht zufällig wenige Tage vor der Direktwahl im Frühjahr 2020 verkündete: Die Errichtung eines Lebensmittel-Markts mit Wohnungen auf dem Grundstück mit dem Feldkreuz im 8,9 Hektar großen Baugebiet „Am Seerich“. Die Nachricht rettete Frank nicht das Amt, doch das Vorhaben war auf dem Weg. Nun rückt die bauliche Umsetzung auf der Mischgebietsfläche vis-à-vis der Feuerwehr näher. Zwei andere Projekte im reinen Gewerbegebiet des Seerichs (zu dem Süden auch ein reines Wohngebiet gehört) sind mittlerweile noch weiter gediehen. Ein drittes wird umgeplant.
Investor des Projekts für den Markt, den Netto auf einer Verkaufsfläche von 1 000 Quadratmetern betreiben soll, auf den 22 Wohnungen gesetzt und den 84 oberirdische Stellplätzen umgeben sollen, ist die Schoofs Immobilien GmbH aus Frankfurt. Wegen einer Reduzierung der Gebäudehöhe verringerte sich die Zahl der anfangs geplanten 27 Wohnungen zwischenzeitlich um eine Handvoll. Auch die anfänglich postulierte Schaffung einiger sozial geförderter Wohnungen im Objekt ist vom Tisch.
Vor allem aber wird der einstige Zeitplan deutlich gerissen: Hieß es zunächst, der Investor werde ab Ende 2021 bauen und der Netto-Markt ein Jahr später eröffnen, so wird aus dem Winter 2022 nun eher Herbst 2024. „Die Verzögerung des Projekts hat mit dem Baugenehmigungsverfahren zu tun“, berichtet Münsters heutiger Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos). Unter anderem die Bauaufsicht des Landkreises brauche Zeit zum Prüfen und Bearbeiten diverser Vorgänge. Was gerade jene, die schon im Seerich wohnen oder arbeiten, besonders interessiert, ist der aktualisierte Zeitplan: „Im Optimalfall fangen wir Mitte oder Ende nächsten Jahres an zu bauen“, sagt Schledt. Bei einer Bauzeit von etwa einem Jahr wäre das Vorhaben dann Ende 2024 abgeschlossen. Der Bürgermeister freut sich drauf, sieht das Entstehende als Bereicherung für seine Gemeinde: „Das wird ein schöner Markt mit schönen Wohnungen und einer schönen Dachterrasse.“
Deutlich weiter ist nicht weit entfernt der prominenteste gewerbliche Fisch, den Münster im Zuge der von der LBBW-Kommunalentwicklung (Stuttgart, formaler Eigentümer des Geländes und im Auftrag der Gemeinde tätig) vermarkteten Seerich-Entwicklung an Land gezogen hat: Das 100 Mitarbeiter starke Medizintechnik-Unternehmen Osartis, das seit 2016 zu einer italienischen Holding gehört und von verstreuten Standorten im Dieburger Industriegebiet-Nord an die neue Adresse Auf der Beune 101 kommt, ist 14 Monate nach dem Spatenstich auf seinem 1,3 Hektar großen Grundstück weitgehend fertig. Im Mai seien bereits Mitarbeiter umgezogen, sagt Schledt.
Das steht kommendes Jahr auch auf der Fläche direkt daneben an: Als künftiger Osartis-Nachbar baut die aus vier Firmen bestehende G&P-Gruppe gerade ihren neuen Sitz. Errichtet werden ein Verwaltungsgebäude, eine Lagerhalle und drei Häuser mit Betriebswohnungen. Für das Familienunternehmen erläutert der Geschäftsführende Gesellschafter Cagdas Güven, zunächst, dass man zwischen 120 und 150 Mitarbeiter (etwa in der Projektentwicklung, Logistik oder im Facility Management) selbst beschäftige und im Rahmen der G&P GmbH auch Arbeitnehmer-Überlassung bei rund 180 weiteren Personen betreibe. Wie Osartis kommt die G&P-Gruppe aus dem Dieburger Industriegebiet, wo sie im Dammweg auch ein Boarding House gebaut hat und führt. „Ende Oktober wollen wir den Rohbau fertig kriegen“, schaut Güven voraus. Samt Innenausbau tippe er bei der Fertigstellung auf „Oktober 2023“.
Zwischen Osartis und der Altheimer Straße liegen zudem zwei Flurstücke, die zusammen etwa halb so groß wie die 13 000 Quadratmeter der Osartis-Fläche sind. Diese Parzellen hält eine Groß-Umstädter Firma, die dort eine Produktionsstätte für Blechbearbeitung schaffen will. Den ursprünglichen Plan, ein 81 Meter langes Betriebsgebäude mit rund 2 000 Quadratmetern Produktionsfläche und einem dreigeschossigen Bürotrakt mit Staffelgeschoss zu bauen, lehnten die Münsterer Gemeindevertreter ab. Das Unternehmen wolle sich dennoch weiter im Seerich ansiedeln und plane nun konform zum Bebauungsplan um, informiert Rathauschef Schledt. Genaueres sei aber noch nicht absehbar. Die Firma hatte zunächst auch mit dem Plan aufhorchen lassen, auf dem Dach des Bürotrakts einen Landeplatz für „Flugtaxis“ zu errichten. Dies werde – auch nach klaren Bedenken aus der Gemeindevertretung – inzwischen aber nicht mehr verfolgt, so Schledt. (Jens Dörr)