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Neue Idee für das Wäldchen am Werlacher Weg in Münster

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Das Wäldchen am Werlacher Weg soll erhalten bleiben und keiner Wohnbebauung zum Opfer fallen.
Das Wäldchen am Werlacher Weg in Münster soll erhalten bleiben und keiner Wohnbebauung zum Opfer fallen. © Dörr

Im Frühjahr haben die Gemeindevertreter beschlossen, eine Innenverdichtung am Werlacher Weg in Münster vorzunehmen.

Münster - Explizit auch ein Wunsch von Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos). Dort droht insbesondere auf einem 3 500 Quadratmeter großen, gemeindeeigenen Grundstück die Abholzung eines jahrzehntealten Wäldchens mit mehreren Dutzend Bäumen. Stattdessen sollen Wohnhäuser entstehen. Die Anwohner der benachbarten Heinrich-von-Kleist-Straße protestieren seither dagegen. Nun machen sie einen neuen Vorschlag: Der kleine Wald soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und jedem zur Naherholung dienen.

„Andere Münsterer sollen den Wald künftig genauso genießen können wie wir“, sagt Erich Huther im Beisein weiterer Anwohner. Bislang gelangen nur jene, deren Häuser in der Kleist-Straße stehen, über ihre Gärten in das Wäldchen, das sie lange Zeit gepachtet und gepflegt hatten und mit Nistkästen, Totholzhaufen, Insektenhotels und Igelburgen ökologisch aufgewertet haben.

Diese Exklusivität soll sich ihrer Meinung nach künftig ändern. Prinzipiell haben die Anwohner das Wäldchen trotz des Beschlusses der Gemeindevertreter noch nicht aufgegeben, zumal das Bauleitverfahren noch nicht in der finalen Phase angelangt und längst noch kein Baurecht geschaffen ist. In den vergangenen Monaten tauschten sie sich nicht nur mit Rathaus-Chef Schledt aus, sondern auch mit Vertretern aller vier in der Gemeindevertretung sitzenden Parteien (CDU, FDP, SPD, ALMA-Die Grünen). Schledt hat ihr Angebot, das Wäldchen der Gemeinde zum Grünflächen-Preis abzukaufen, zwar abgelehnt. „Ich wäre mit dem Klammersack gepudert, wenn ich das Grundstück zum Grünflächen-Preis von 2,60 Euro statt bei Wohnbebauung für rund 400 Euro pro Quadratmeter verkaufen würde“, hatte der Bürgermeister zu diesem Vorstoß der Anwohner gesagt. Die Nachbarn des Wäldchens hoffen aber noch auf allseitiges Umdenken.

Huther glaubt, dass es dazu auch unter dem Eindruck des zurückliegenden Sommers mit langen Heiß- und Trockenperioden kommen könnte. „Das werden wir künftig noch öfter haben – und da sind grüne Oasen wie unser Wäldchen von unschätzbarem Wert.“ In diesem Zusammenhang wolle man mit dem Vorschlag untermalen, dass es ihnen nicht egoistisch um eine Art „Privatwald“ hinterm eigenen Garten gehe: „Wir regen deshalb an, den Wald für jedermann begehbar zu machen.“

Die Anwohner stellen sich zwei Zugänge vor: einen im Nordosten des Grundstücks, wo zum Werlacher Weg hin bereits ein (verschlossenes) Tor existiert; und einen weiteren im Süden, ein paar Meter in die Theodor-Storm-Straße hinein. „Die beiden Tore sollen durch eine Schneise verbunden werden“, schildert Huther den Gedanken. Um einen Durchbruch zur Storm-Straße zu schlagen, müssten im Wäldchen keine Bäume fallen, sondern nur etwas Gestrüpp entfernt werden.

Der Weg durchs Wäldchen soll dann jedem die Möglichkeit bieten, direkt am Wohngebiet und nahe dem Gewerbegebiet „Auf der Beune“ Waldluft zu schnuppern, die Vögel zwitschern zu hören und gerade an heißen Tagen vom angenehmeren Mikroklima zu profitieren. „Auch Hundebesitzer sollen dort Gassi gehen dürfen“, schlägt Huther vor. „Und es wäre außerdem ein sicherer Weg, über den die Aue-Schüler zum Gersprenzstadion laufen könnten.“ Einzig Bänke lehnen die Anwohner ab, weil sie fürchten, dies könnte zu Gelagen einladen.

Ihre Idee wollen die Anwohner des Wäldchens am Werlacher Weg auch dem Münsterer Klimaschutz-Manager Frank Nierula vorstellen. In diesem Zusammenhang wollen sie aufs Neue grundlegend für den Erhalt der jahrzehntealten Roteichen, Wildkirschen, Ahornbäume, Erlen, Buchen und Esskastanien sowie die Funktion des Wäldchens als Kleinklima-Regulator, Wasserspeicher, Windschutz, Staubpartikel-Fänger und nicht zuletzt auch Heimat für Fledermäuse, Vögel, Ringelnattern, Eidechsen, Erdkröten, Laubfrösche, Igel, Spitzmäuse, Eichhörnchen, Maulwürfe, Bienen und Insekten werben. Die genannten Tierarten haben die Anwohner im Wäldchen am Werlacher Weg über die Jahre immer wieder gesehen und teils auch fotografisch dokumentiert. Die größeren Bäume wurden im Auftrag der Gemeinde kürzlich ebenfalls erfasst und mit Nummern versehen.

Den Kampf um ein weiteres, rund 500 Quadratmeter großes bewachsenes Grundstück an der südlichen Ecke von Storm-Straße und Werlacher Weg verfolgen die Anwohner unterdessen nicht mehr. Dort könnte, obgleich mit einer Träne im Auge, auch von ihrer Warte aus neuer Wohnraum geschaffen werden. (Jens Dörr)

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