Neues Motto: Münster leuchtet

Der Neustart des Weihnachtsmarkts in Münster ist gelungen: an neuem Standort, unter neuer Regie und mit einem neuen Motto. Nur die Zahl der teilnehmenden Vereine und Gruppen ist noch ausbaufähig.
Münster – „Ich habe das jetzt selbst zum ersten Mal probiert“, sagt Rahel Wachtel über ihre Spekulatiussauce. Dafür wurden Gewürzkekse zerkleinert und mit Butter, Sahne, Lebkuchengewürz, Nelken sowie Zimt bei 60 Grad erhitzt und dann cremig gerührt. „Die Sauce darf nicht zu fest sein, aber auch nicht zu flüssig, damit sie nicht wegläuft“, erläutert die Inhaberin eines Kochstudios am Rathausplatz. Beim Münsterer Weihnachtsmarkt erwies sich ihre Spekulatiussauce als unverzichtbares Topping für die Waffeln, die der Gewerbeverein anbot.
Erstmals fand der Markt vor dem Bahnhof statt, nicht mehr am Rathaus. „Münster leuchtet“, lautete das neue Motto. „Wegen der Corona-Unsicherheit blieb uns zum Vorbereiten nicht viel Zeit. Im Prinzip haben wir erst vor rund vier Wochen angefangen“, berichtet Sandra Schröbel, die sich im Rathaus gemeinsam mit Lena Brunn und Samira Rodenhäuser um die Organisation gekümmert hatte. Der Gewerbeverein unterstützte die Arbeit.
Zum Beschicken der Büdchen wurden wie immer alle lokalen Vereine und Gruppen angeschrieben. Wie gewohnt zeigte sich das Gros äußerst zurückhaltend. „Dieses Jahr kam noch erschwerend hinzu, dass viele Vereine Jubiläen feierten und ihre Mitglieder nicht weiter einspannen wollten“, ergänzt das Orga-Team. So kam die Zahl der Stände über ein halbes Dutzend nicht hinaus. Mit dabei waren die Junge Union, der Stammtisch Schoppepetzer (die Kerbburschen von 2011), die Christliche Gemeinde, die Messdiener, angehende Abiturienten aus Dieburg (sie wollen mit den Einnahmen ihre Abi-Party finanzieren) und der Gewerbeverein zusammen mit der Firma Gigabus.
Die Buden verteilten sich recht weiträumig auf dem Platz. Die Sparkassenbühne löste die frühere Holzkonstruktion ab. Einige Hobbykünstler stellten in der Halle des Vereins Radsport aus. „Schade ist, dass wir kein Kinderkarussell und keinen Süßwarenstand mehr bekamen. Entweder waren sie schon ausgebucht oder gar nicht erst verfügbar, da viele kleine Schausteller die Corona-Zeit nicht überlebten“, bedauerte Gewerbevereinsvorsitzende Hiltrud Schäfer.
Der Stammtisch Schoppepetzer hatte das größte Zelt aufgestellt und trat mit seinen Bratwürsten als Hauptversorger beim Essen auf. Er ist dem Weihnachtsmarkt genauso treu wie die Christliche Gemeinde. Die Freikirche bot Stockbrot und ein Wurfspiel für Kinder, außerdem stellte sich ihr Chor auf der Bühne vor.
Mit Einbruch der Dunkelheit füllte sich der Markt am Samstagabend. Schon am Nachmittag waren viele junge Familien zu Frau Holle, dargeboten von McKennas Theater Babenhausen, gekommen. An beiden Tagen war auf der Bühne mächtig was los: Chöre-, Tanz- und Musikgruppen wechselten sich Kurzweil im halbstündigen Rhythmus ab. Vor allem bei den Kinderchören des MGV und der John-F.-Kennedy-Schule strömten am Sonntag reichlich Eltern, Geschwister und Großeltern mit.
Als Höhepunkt für die Kleinsten kündigte sich um 16 Uhr der Nikolaus an. Roman Schneider, der den roten Mantel trug, hatte tierische Unterstützung mitgebracht. Die geschmückten Ziegen verfehlten ihre Wirkung beim Nachwuchs nicht.
Trotz der überschaubaren Zahl an Buden ergab eine Nachfrage bei Besuchern ein positives Bild. „Natürlich kann man das Angebot nicht mit den Christkindlmärkten in den Großstädten vergleichen. Im Prinzip ist der Markt so, wie man ihn in einem kleinen Ort erwartet“, antwortete ein Mann aus Mühlheim am Main, der in Münster Freunde besuchte. Eine 38-Jährige gab preis, dass sie mehr Stände erwartet habe, die Veranstaltung aber vor allem als Neustart sehe, die sich noch entwickeln kann.
Ein anderer Besucher bilanzierte, es gebe zwar Neuerungen wie den Standort, der Markt komme aber trotzdem im vertrauten Gewand daher: „Wie immer lässt die Teilnahme der Vereine zu wünschen übrig und das Ausmaß erscheint recht klein. Am Ende strömt aber doch halb Münster hierher und alle haben Spaß und eine gute Zeit.“ (Michael Just)
