Münster: Radsport in seiner ganzen Vielfalt

Wussten Sie, was man im Einradhockey als „Sub“ bezeichnet? Oder was man auch ohne Halfpipe alles mit einem BMX-Rad anstellen kann? Die Antworten darauf konnten am Samstagabend rund 150 Gäste des Vereins Radsport Münster in der Gersprenzhalle sammeln. Dort schloss der VR Münster, der 2021 ein Jahrhundert alt geworden war, coronabedingt aber erst dieses Jahr wieder in die Vollen gegangen war, sein Nachhol-Jubiläum ab.
Münster - Rund drei Stunden lang wurde das Parkett, wo das Publikum hautnah dran war, zur sportlichen Bühne. Dabei zeigte der 130 Mitglieder große VR Münster selbst, wie groß die Vielfalt des Radsports ist. So spielte ein Münsterer Duo Radball gegen ein Team aus Arheilgen. Vorstandsmitglied und Moderator Holger Schubert merkte süffisant an, dass er sich beim Versuch, mal selbst einen Schuss auf und mit dem speziellen Radball-Gefährt abzufeuern, prompt eine Zerrung zugezogen habe.
Beide Radball-Mannschaften geizten ebenso wenig mit Toren wie etwas später die Einradhockey-Spieler der Münsterer. Erst vor relativ kurzer Zeit hat der Verein Radsport ein zweites Team auf die Beine gestellt. Bei den „Sabers“ spielen Jugendliche und Erwachsene beider Geschlechter zusammen. Die „Raptors“, die erste Münsterer Mannschaft in diesem deutschlandweit wettbewerbsmäßig nur von rund 70 Teams betriebenen Sport, gehören derweil schon lange zur Spitze. Seit 2011 rangieren sie immer unter den Top 6 der Republik.
Auch Kunstradfahren, Einradfahren, Wanderfahrten und Gymnastik gehören zum Angebot des VR Münster, der seit 1995 die alte Güterhalle im Bahnhof sein Eigen nennen darf, die er einst in mehr als 11 000 Arbeitsstunden zur Sporthalle umbaute. Für Publikum und Programm des Sportabends wäre die Radsport-Halle allerdings zu klein gewesen. Die Gersprenzhalle ist auch wichtige Trainingsstätte für die zunehmend wieder jüngeren Mitglieder, die man gerade mit Angeboten wie dem Einradhockey motivieren konnte.
Zur Finanzierung seiner Arbeit veranstaltet der VR Münster jährlich einen Fahrradbasar in der Kennedy-Halle und einen Flohmarkt auf dem Abtenauer Platz, dazu das Volksradfahren im August. Überdies beteiligt er sich an der „River Night“. Nicht kaufen kann man aber Präsenz in den Medien. Vorsitzender Willi Braun, früherer 18-facher Hessenmeister im Kunstradfahren, kritisierte, dass gerade die Radsport-Nischen wie Kunst- oder Einrad im Fernsehen praktisch nicht stattfänden.
Durchaus TV-tauglich waren die Kunstrad-Darbietungen von Vereinsmitglied Sophia Quint und die BMX-Tricks, die VRler Jan Schmidt präsentierte. Im Sattel saß Schmidt stets nur kurz, wirbelte das Rad permanent unter seinem Körper durch und beherrschte es in diversen Konstellationen sehenswert. Dieses Attribut durfte man auch für mehrere Gäste verwenden: Hingucker waren etwa die Vorführungen des Einrad-Eliteteams des SKV Mörfelden oder der Rhönradturnerinnen aus Sprendlingen, obgleich deren Sport streng genommen nicht zu den Radsport-Disziplinen zählt.
Bleibt zum Abschluss der gelungenen Veranstaltung, die einmal mehr fassbar machte, dass die Radsportwelt außer Bahnradrennen und der Tour de France noch so viel mehr zu bieten hat, nur noch zu klären, was denn nun das eingangs erwähnte „Sub“ ist: Dabei handelt es im Einradhockey um ein Foul, bei dem der Schläger eines Spielers unters Einrad des Gegners gerät und ihn so zu Fall bringt. Auch das war zu sehen – glücklicherweise ohne Verletzungsfolgen. (Jens Dörr)

