NABU stellt in Langsmühle aus

Münster – Der Sonnentau ist eine fleischfressende Pflanze. Vor allem in Australien, Südamerika und im südlichen Afrika trifft man sie an – und in Eppertshausen am Rallenteich. „Karl Euler, ein guter Bekannter, hat mich auf sie hingewiesen. So entstanden tolle Fotos“, sagt Hildegard Jacob. Ihre Sonnentau-Fotografien sind Bestandteil der neuen NABU-Ausstellung in der Langsmühle.
Gleich hinter dem Eingang findet die Präsentation wichtiger Naturschutz- und schützenswerter Gebiete rund um Münster statt. Die gibt es mit den Hergershäuser Wiesen, den Gersprenzauen, dem Rallenteich, den Adamsteichen, dem Urwald am Erlenbach, dem Faulbruch oder dem Gebiet Auf dem Sand reichlich. Als weiterer Schwerpunkt werden Lebensräume Wald, Wiese, Uferbereich oder ein naturnaher Garten vorgestellt. „Damit leisten wir auch einen Beitrag gegen das Insektensterben und den Klimawandel“, so Jacob.
Die Ausstellung hätte schon am 5. April des letzten Jahres eröffnet werden sollen. Alles war aufgebaut als durch Corona die Absage erfolgte. Unter großen Tüchern gegen Staub geschützt, lagen die Stellwände und Exponate über Monate im Dornröschenschlaf. Innerhalb von zehn Tagen wurde nun die Eröffnung organisiert. Die drei großen Macher heißen Hildegard Jacob, Rudi Heckwolf und der scheidende Vorsitzende Dieter Günther. Der gute Kontakt zum Heimat- und Geschichtsverein (HGV) ermöglichte die Nutzung der Langsmühle. Wie Bürgermeister Joachim Schledt sagte, sei er kein Freund von Regeln und Verboten. Stattdessen sollte sich menschliches Verhalten aus Einsicht sowie Bewusstsein ergeben. „Mit dieser Ausstellung wird ein wunderbarer Impuls für Natur- und Klimaschutz gegeben“, hob Schledt hervor. Die Habitate um Münster bezeichnete er als entdeckenswerten Traum. Ein Lob gab es zudem für die vorbildliche Zusammenarbeit von NABU und HGV. Wolfgang Heimer, ehemaliger Leiter der Unteren Naturschutzbehörde, rückte die Aktiven des NABU Münster in den Fokus. So gehörten die Hergershäuser Wiesen zwar geografisch zu Babenhausen, trotzdem hätte man auf Münsterer Seite wesentlich zur Mitentwicklung und Gestaltung beigetragen.
HGV-Vorsitzender Kai Herd stellte in einem kleinen Vortrag die veränderte Einstellung des Menschen zur Natur in den letzten 100 Jahren dar. Angefangen von dem Ziel, ihr möglichst viel abzutrotzen, ergab sich daraus die Erkenntnis, dass der Mensch Teil des Ganzen ist und das Leben nur mit und nicht gegen die Natur funktioniert. Weitere Grußworte kamen von Marcus Milligan im Namen der Gemeindevertretung, Stefan Rickert von Hessenforst sowie Dr. Lothar Jacob vom NABU-Kreisverband.

Über ein Jahr Vorbereitung steckten Jacob, Heckwolf und Günther in die liebevoll gestaltete Schau. Mit Bastel- und Handwerksarbeiten wurden kleine Naturlandschaften geschaffen. Beeindruckenden Tierpräparate darin sorgen für Authentizität. „Den Habicht haben wir von Naturschützern aus dem Rodgau bekommen. Er wurde nach einem Unfall, den er leider nicht überlebte, ausgestopft“, weiß Jacob. Überhaupt ist die Schau mit vielen plastischen Elementen gestaltet. Kleine Schädel von Kiebitz, Specht oder Star geben Auskunft über deren Kopf- und Schnabelform, Nestbauten mit Eiern, die nicht ausgebrütet wurden, informieren über die verschiedenen Brutgelege von Singdrossel, Meise oder Trauerschnäpper. Ein seziertes Gewölle des Waldkauzes verrät seinen Speiseplan. Hans Ulrich, ehemaliger Vorsitzender und einer der Hauptaktiven des NABU Münster (er starb 2019 im Alter von 80 Jahren), trug mit seinem umfangreichen Nachlass an Exponaten wesentlich zur Gestaltung bei. Auf den Stellwänden begeistern vor allem die vielen professionellen Tier- und Pflanzenaufnahmen, mit denen sich eine Reihe von Mitgliedern, allen voran Hildegard Jacob, als hervorragende Naturfotografen beweisen.
Die Schau ist so konzipiert, dass auch Kindergärten oder Schulklassen auf Entdeckungstour gehen können. In die Schau ist eine Schmetterlings-Suche integriert, dazu warten Mikroskope, ein Puzzle, ein Angelspiel oder die Herausforderung Gegenstände einheimischen Tieren zuzuordnen. Beim Schmetterlingssuchspiel gilt es mit Admiral, Zitronenfalter, Kaisermantel oder den kleinen Wiesenvögelchen gleich 23 Arten ausfindig zu machen. „Erwachsene haben daran genauso viel Spaß wie Kinder. “, versprichst Hildegard Jacob.
Die Ausstellung hat jeweils am ersten Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppen können andere Termine vereinbaren. Schulklassen und Kindergärten können sich nach den Herbstferien anmelden. (Michael Just)