33-Millionen-Projekt in Münster bald fertig

Seit einem Jahrzehnt baut der Landkreis Darmstadt-Dieburg die Münsterer Schule auf der Aue praktisch vollständig neu. Für rund 1 000 Fünft- bis Zehntklässler – vor allem aus allem aus Münster, Altheim und Eppertshausen, aber auch aus Dieburg – ist die Kooperative Gesamtschule die zentrale Bildungsstätte im Norden des Ostkreises.
Münster – 2014 machte die Eröffnung des Naturwissenschaftsgebäudes den Anfang modernerer Zeiten. 2019 und 2021 bezogen die Fünft- bis Achtklässler Neubauten mit innovativen „Lernlandschaften“, während die Neunt- und Zehntklässler in die „mobi_skul“ hinter der Gersprenzhalle umzogen. Dass dieses Provisorium Dauerzustand bleibt, ist beim Großprojekt einer von zwei dicken Wermutstropfen. Auch der zweite kam bei einem Rundgang mit Schuldezernent Lutz Köhler (CDU) und Holger Gehbauer als Betriebsleiter des Da-Di-Werks zur Sprache. Das Da-Di-Werk setzt als Eigenbetrieb des Landkreises Schulbau, Hausmeister-Tätigkeit und Reinigung mit 270 Mitarbeitern um. Vor allem aber überbrachten die beiden Männer gute Nachrichten.
Denn der letzte große Bauabschnitt soll in Kürze fertig sein. Mit jenem Trakt, dessen großes Atrium wahlweise als Mensa und Aula dienen kann und der darüber hinaus unter anderem Werkräume und Lehrküche beherbergt, erreicht der Kreis als Träger der Schulgebäude den letzten der ganz großen Meilensteine. „In vier Wochen sind wir hier fertig“, sagt Gehbauer, und auch Köhler verspricht, dass die Aue-Schule „spätestens nach den Osterferien hier mit dem Mensabetrieb loslegen kann“. Das Essen wird dann aus der neuen Mensa an der Joachim-Schumann-Schule in Babenhausen geliefert und kann in Münster bei Bedarf noch einmal aufgewärmt werden. Fast 200 Schüler gleichzeitig sollen ihr Mittagsmahl in jenem großzügig, hell und offen gestalteten Bereich einnehmen können, der auch zum Schauplatz größerer Veranstaltungen umfunktioniert werden kann.
Laut Gehbauer belaufen sich die Projektkosten in Münster auf „33 Millionen Euro, da ist dann wirklich alles eingerechnet, von der Planung über die Neubauten und Anmietung von Containern bis zur Bereitstellung der ,mobi:skul’“. Allein 3,9 Millionen Euro wurden ins bereits fertige Außengelände der Aue-Schule investiert. An der Gersprenz wird der Landkreis damit in Kürze eins der teuersten Schulbau-Projekte seiner Geschichte abschließen. Das Gebäude mit Mensa & Co. sollte ursprünglich bereits ab dem Beginn des Schuljahrs 2022/23 zur Verfügung stehen, was insbesondere die Insolvenz der beauftragten Lüftungsbau-Firma verzögerte.
Ursprünglich war sogar von Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro ausgegangen worden. Dies allerdings speziell vor der Annahme, dass auch für die Neunt- und Zehntklässler noch ein moderner Neubau auf dem Gelände errichtet wird. Dazu wird es nicht mehr kommen, wie Köhler unter Verweis auf die immer ärger strapazierten Kreisfinanzen und Gehbauer mit Blick auf die komplizierte Standortsituation (einen richtig gut geeigneten Fleck für ein weiteres Gebäude auf dem Schulgelände an der Heinrich-Heine-Straße habe man nicht gefunden) beim Ortstermin unmissverständlich klarmachten.
In der Konsequenz heißt das, dass die Aue-Schüler der beiden ältesten Jahrgänge noch lange mit dem Unterricht in den 24 Räumen der „mobi:skul“ vorlieb nehmen müssen. Aus Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft war das Objekt immer wieder für stickige Räume im Sommer und kalten Durchzug im Winter kritisiert worden. Schulleiterin Sabine Behling hatte gar zu Protokoll gegeben, die „mobi:skul“ biete „keine Lernvoraussetzungen fürs 21. Jahrhundert“ und gegenüber Köhler gefordert: „Das Ding kann hier nicht ewig bleiben!“ Der Schuldezernent und Vize-Landrat kassierte nun aber erneut die Hoffnung auf den schnellen Abbau und einen Ersatz durch einen dauerhaften Neubau ein: „Die ,mobi:skul’ an der Aue-Schule wird noch lange stehen bleiben. Sicher nicht 30 Jahre, aber bestimmt mehr als zehn.“ Gehbauer verweist auf einige Nachrüstungen in jüngerer Vergangenheit und ist aus infrastruktureller Perspektive überzeugt: „Die ,mobi:skul’ ist gut genug!“
Klar ist seit Längerem zudem – und das ist der zweite Wermutstropfen –, dass auch das Verwaltungsgebäude, in dem bislang noch die Mensa und Betreuungsräume untergebracht sind, lediglich teilsaniert, aber nicht neu gebaut wird. Im Bestand lässt sich die Immobilie zwar nur bedingt modernisieren, einen zweigeschossigen Neubau an selber Stelle hat das Da-Di-Werk aus technischen Aspekten aber als zu aufwendig eingestuft. Betriebsleiter Gehbauer zufolge soll nach der Eröffnung des neuen Essensbereichs die alte Mensa für Lehrerräume und Bibliothek umgebaut werden. Das wäre dann der finale Akt der zeitlich, personell und finanziell aufwendigsten Bauarbeiten, die der Schulstandort Münster bislang gesehen hat.

