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Erweiterung für ÖPNV: Kommen E-Scooter nach Münster?

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Von: Jens Dörr

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Die Gemeinde Münster beschäftigt sich mit der Einführung eines Sharing-Modells für E-Scooter durch einen privaten Anbieter.

Münster - Dies hat vor ein paar Wochen die örtliche CDU durch einen entsprechenden Prüfauftrag in der Gemeindevertretung initiiert, dem auch die Fraktionen von FDP und ALMA-Die Grünen folgten und so – gegen das Votum der SPD – eine Mehrheit für das Ansinnen schufen. Ob man auf einem geliehenen Elektro-Tretroller gegen ein Entgelt bald mit bis zu 20 Stundenkilometern durch die Gersprenz-Kommune und auch die Nachbarorte Dieburg und Eppertshausen sausen kann, ist aber noch keine ausgemachte Sache.

Denn zunächst sollen mehr Fakten auf den Tisch. Im Münsterer Rathaus hat sich Klimaschutzmanager Frank Nierula bislang am intensivsten auseinandergesetzt. Schon in der jüngsten Gemeindevertreter-Sitzung vor den Sommerferien hatte Nierula über das Für und Wider des in Mode gekommenen Fortbewegungsmittels referiert. Dass E-Scooter als neuer Akteur im Verkehrs- und Stadtbild durchaus polarisieren, deutete sich auch im ersten Austausch der Ortsvertreter an. Sicherheits-, Ordnungs- und Umweltfragen müssen in die Abwägung einfließen, ehe sich Münster um einen Anbieter für den Verleih von E-Scootern und damit der absehbaren Zunahme der Fahrzeuge auf den eigenen Radwegen und Straßen (und durchs Abstellen auf den eigenen Bürgersteigen) bemüht.

Zwei Fortbewegungsmöglichkeiten auf einem Bild, aufgenommen in der Heinrichstraße in Darmstadt, wo E-Scooter-Sharing bereits angeboten wird: Der Elektro-Tretroller ist vor allem dann ökologisch sinnvoll, wenn er Autofahrten ersetzt. Umweltfreundlicher bleibt freilich das Fahrrad (hinten), gerade wenn es kein E-Bike mit dem in der Produktion besonders schädlichen Akku ist.
Zwei Fortbewegungsmöglichkeiten auf einem Bild, aufgenommen in der Heinrichstraße in Darmstadt, wo E-Scooter-Sharing bereits angeboten wird: Der Elektro-Tretroller ist vor allem dann ökologisch sinnvoll, wenn er Autofahrten ersetzt. Umweltfreundlicher bleibt freilich das Fahrrad (hinten), gerade wenn es kein E-Bike mit dem in der Produktion besonders schädlichen Akku ist. © Dörr

Verbund mit Dieburg und Eppertshausen könnte für E-Scooter-Angebot Sinn ergeben

Derzeit ist die Münsterer Verwaltung noch nicht vorangekommen. Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) sagt, ein Austausch mit seinen Kollegen in Dieburg und Eppertshausen hinsichtlich eines gemeinsamen E-Scooter-Sharings habe wegen der Urlaube der Rathaus-Chefs noch nicht stattgefunden. Nierula will in Kürze bei potenziellen Verleihern der akkubetriebenen Flitzer sondieren, ob diese mit Blick auf Münster mit seinen 14 000 Einwohnern (oder im Verbund mit Dieburg und Eppertshausen, was dann rund 36 000 Menschen umfassen würde) überhaupt die Fantasie für ein lukratives Geschäft hätten. Schließlich kennt man Sharingmodelle von E-Scootern bisher vor allem aus größeren Städten, etwa aus Darmstadt.

Aus Sicht der CDU ist ein solches Angebot zumindest in Großstädten „nicht mehr wegzudenken und erfreut sich insbesondere bei den jungen Menschen großer Beliebtheit“. Auch ALMA-Die Grünen unterstützen unter diesem Aspekt – und auch wegen der Ergänzung des örtlichen ÖPNV-Angebots, das in Münster gerade nachts und am Wochenende ausbaufähig ist – den christdemokratischen Vorstoß. Besonders in Verbindung mit den Nachbarkommunen Dieburg und Eppertshausen, die mit Münster über Radwege verbunden sind. Auf diesen müssen E-Scooter, für die keine Prüfung, aber ein Fahrer-Mindestalter von 14 Jahren nötig ist, bei Vorhandensein grundsätzlich fahren. Gibt es keinen Radweg, muss die Straße genutzt werden; das Fahren auf dem Bürgersteig ist verboten.

Münster: Fahrrad ist klimafreundlicheres Verkehrsmittel als E-Scooter

Klimaschutz-Manager Nierula sieht die Fortbewegung per E-Scooter auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit. Studien zufolge hielten Leih-Tretroller inzwischen deutlich länger als früher, „trotzdem sind die Dinger aus Aluminium und die Akkus sind in der Produktion natürlich auch nicht umweltfreundlich“. Unter dem Blickwinkel der Emissionen sei zentral, „ob dadurch Autofahrten ersetzt würden“. Ansonsten sei das klassische Fahrrad die klimafreundlichere Variante.

Zunächst bleibe aber „die große Frage, ob überhaupt ein Anbieter bereit wäre, seine E-Scooter nach Münster zu bringen“. Schließlich hingen da auch Aufgaben wie das Einsammeln und Aufladen von Rollern mit leerem Akku dran. Sobald die Verwaltung ihren Prüfauftrag erledigt hat, soll sich der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss des Themas annehmen. (Jens Dörr)

Mehr Einigkeit zwischen den Münsterer Fraktionen herrschte bei einem anderen Thema Anfang des Jahres. Sie stimmten für den Abriss des Hallenbads.

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