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Solar-Boom in Münster und Eppertshausen geht weiter

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Von: Ralf Enders

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Deutsche Balkone verändern ihr Gesicht. Vielerorts gibt es bereits sogenannte Balkonkraftwerke oder Mini-Solaranlagen zur Stromerzeugung. Symbo
Deutsche Balkone verändern ihr Gesicht. Vielerorts gibt es bereits sogenannte Balkonkraftwerke oder Mini-Solaranlagen zur Stromerzeugung. Symbo © DPA

Steckersolargeräte, besser bekannt als Balkonkraftwerke, boomen. Fast jede Kommune in der Region bietet sie über eine örtliche Energie-Initiative an.

Münster/Eppertshausen – Die Solar-Initiativen in den Kommunen arbeiten dann mit der federführenden Roßdorfer Energie-Gemeinschaft (REG.eV) zusammen. Die REG.eV ist ein Pionier in Sachen Mini-Solaranlagen im Landkreis. Grundidee: Über Sammelbestellungen den Kauf günstiger und die Organisation einfacher machen. Denn mittlerweile bieten auch Baumärkte den gefragten Artikel. Während Eppertshausen eine erste Info-Veranstaltung noch bevorsteht, geht Münster schon in die zweite Runde.

„Nachdem die erste Sammelbestellung (...) in Münster auf beachtliches Interesse gestoßen ist, startet der Energietisch Münster nun eine zweite Bestellrunde, um noch mehr Haushalte in Münster, Altheim und Breitefeld in den Genuss günstiger, selbst produzierter erneuerbarer Energie zu bringen“, teilt die Verwaltung mit. Einschränkung: Es könnten lediglich volle Paletten zu je 36 Solarmodulen bestellt werden. Daher sei es möglich, dass einige Bestellungen erst in einer folgenden Runde berücksichtigt werden könnten. Denn auch für den Folgemonat – bis zum 15. April – sei bereits eine weitere Sammelbestellung geplant.

In der ersten Runde gab es in Münster 67 Bestellungen, wie Meike Mittmeyer-Riehl, Pressesprecherin der Gemeinde mitteilt. Manche hätten ein Modul geordert, die meisten zwei. So würden Ende März mehr als 100 Module ausgeliefert werden. „Der Zuspruch war definitiv größer als erwartet, die Organisatoren vom Energietisch haben in der ersten Runde mit vielleicht 20 Interessentinnen und Interessenten gerechnet, am Ende wurden es mehr als dreimal so viele“, sagt Mittmeyer-Riehl.

Ersparnis von 100 Euro im Jahr

2018 hatte der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) sein Okay zu den Balkonkraftwerken für Photovoltaik (PV) gegeben. Seitdem sind Mini-PV-Anlagen, Mini-Solargeneratoren, Guerilla-PV, Plug-in-Solaranlagen, Plug-in-Solargeneratoren, Mikro-Solarmodule, Balkon-Solaranlagen, Balkonmodule oder Steckbare Solargeräte, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Solarenergie offiziell nennt, gefragt. Fachleute gehen davon aus, dass mit einem Balkonkraftwerk etwa zehn Prozent des Strombedarfs eines durchschnittlichen Haushalts gedeckt werden kann. Die jährliche Ersparnis liege bei knapp 100 Euro – bei steigenden Stromkosten mehr.

Auch Eppertshausen will den Anschluss nicht verpassen: Die Gemeinde lädt zusammen mit der REG.eV nächste Woche zu einer Infoveranstaltung. Bevor auch die Eppertshäuser Strom auf dem Balkon erzeugen könne, ist allerdings, wie andernorts auch, die Gründung einer örtlichen Solarinitiative nötig.

In Eppertshausen gibt es sogar Zuschüsse von der Gemeinde: 50 Euro für den Kauf eines Moduls und 100 Euro für zwei. In Münster hat dies die Gemeindevertretung in ihrer jüngsten Sitzung Anfang Februar dagegen mit den Stimmen von CDU und FDP mehrheitlich abgelehnt. Zu einem entsprechenden Antrag von SPD und ALMA-Die Grünen sagte FDP-Fraktionschef Jörg Schroeter: „Warum sollen wir etwas bezuschussen, was ohnehin eine starke Nachfrage hat?“

Kritik an Förderprogrammen

An Förderprogrammen gibt es in der Tat auch Kritik. In Mecklenburg-Vorpommern gibt die Landesregierung zehn Millionen Euro für 20 000 Balkonkraftwerke hinzu. Der Landesverband Erneuerbare Energien verwies gegenüber der Deutschen Presseagentur auf das vergleichsweise ungünstige Kosten-Nutzen-Verhältnis: Eine moderne Windkraftanlage mit 5,5 Megawatt produziere weit mehr Strom als alle 20 000 Module zusammen und koste etwa die Hälfte der Fördermittel. Der Bund der Steuerzahler sprach von verschwendetem Geld und nahm das Förderprogramm in sein „Schwarzbuch“ auf.

Und in Sachsen-Anhalt hat die Landesregierung vor einer Woche mitgeteilt, dass sie ein Förderprogramm einstellt, weil sich die Bundesregierung darauf verständigt habe, Investitionen in Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher über den Wegfall der Mehrwertsteuer zu begünstigen. Man wolle keine „Doppelförderung“.

Infos

Interessierte für die zweite Bestellrunde in Münster sollen sich bis Mittwoch, 15. März per E-Mail unter wolfgang.steckersolar geraete@t-online.de melden oder das Kontaktformular im Netz nutzen: » energietisch-muenster-hessen.de/index.php/ steckersolarmodule/

Die Infoveranstaltung in Eppertshausen ist am Donnerstag, 9. März, um 19 Uhr im kleinen Bürgerhallen-Saal.

Was sind Balkonkraftwerke?

Ein Solarmodul misst etwa 180 mal 100 Zentimeter, wiegt um die 20 Kilo und hat eine maximale Leistung von etwas über 300 Watt. Maximal 600 Watt, also über zwei Solarmodule, dürfen in Deutschland nach Anzeige beim Netzbetreiber ins eigene Stromnetz eingespeist werden. Ein Modul kostet ohne Montagematerial bei einer Sammelbestellung über eine Initiative etwa 300 Euro. Bei zwei Modulen ist inklusive Montagematerial und Arbeitszeit von etwa 1 000 Euro Kosten auszugehen. Die haben sich in etwa fünf Jahren amortisiert. Auf die Solarmodule gibt es in der Regel 25 Jahre Leistungs- und 12 Jahre Produktgarantie. Wechselrichter wandeln den Gleichstrom der Module in Wechselstrom um, und dieser wird dann über einen Schukostecker (der haushaltsübliche Stromstecker in Europa) ins eigene Stromnetz eingespeist. Überschüssige Energie, die aber kaum anfallen dürfte, fließt (unentgeltlich) ins öffentliche Stromnetz, leistet also einen Beitrag zum Klimaschutz. re

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