SPD will jünger und weiblicher werden

Der Ortsverein Münster der SPD hatte zuletzt einige Rückschläge bei Wahlen zu verkraften. Und als wäre das nicht genug, ist aus dem Geschäftsführenden Vorstand nur noch Edmund Galli übrig. Nun will sich die SPD in Münster neu aufstellen.
Münster – Verlust des Bürgermeisters 2020, verlorene Kommunalwahl und verlorene Koalitionsmehrheit mit der ALMA in der Gemeindevertretung, zuletzt Rücktritte der Ortsvereins-Vorsitzenden Karin Kreher und ihres Stellvertreters Timmy Mersch: Die SPD Münster hat eine schwere Zeit hinter sich und sieht im Ortsparlament auch jetzt noch, wie die neue Kooperation aus CDU und FDP manch von den Genossen in die Wege geleitetes Projekt kassiert.
Demnächst wollen die Sozialdemokraten ihre Mitglieder versammeln und einen neuen Vorstand wählen. „Wir müssen uns verjüngen und wollen weiblicher werden“, sagt Edmund Galli, der derzeit als Einziger im Geschäftsführenden Vorstand verblieben ist.
„Wir müssen uns mit unseren Abgängen auseinandersetzen“, sagt der 67-Jährige, der früher als Lokführer und Betriebsrat bei der Bahn arbeitete, seit einem halben Jahrhundert SPD-Mitglied und seit Mitte der 80er Gemeindevertreter ist und im Ortsverein als Kassierer fungiert. Wie berichtet, hatte Karin Kreher ihr Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt und Timmy Mersch seins wegen beruflicher und räumlicher Veränderungen. Registriert wurde in Münster auch der Parteiaustritt von Jürgen Kreher, der in der vergangenen Wahlperiode SPD-Gemeindevertreter war. Der Bäckermeister macht keinen Hehl daraus, dass er für seine (Ex-)Partei nach der Kommunalwahl gern im Gemeindevorstand angepackt hätte. „Unsere Fraktion hat sich bei der Liste für den Gemeindevorstand einstimmig für Ernst Soer auf Platz eins entschieden“, sagt Galli aber.
Inzwischen – jetzt sicher auch mit etwas bundespolitischem Balsam auf den Wunden des Bürgermeister- und Kommunalwahlkampfs – richten die örtlichen Genossen den Blick wieder nach vorn. Zwar hätte Mersch das neue, junge Zugpferd werden sollen und war zur Kommunalwahl als SPD-Spitzenkandidat präsentiert worden. Auch sei durch ihn „im Juso-Bereich was am Entstehen gewesen“, erzählt Galli. Dennoch gelte es nun, sich auf der Mitgliederversammlung zumindest in Teilen neu aufzustellen. Auch das Schriftführer-Amt ist im Ortsverein Münster vakant. Optimalerweise sollen mehr Frauen und jüngere Leute eingebunden werden. Wobei auch Galli weiß, dass fast alle Parteien danach trachten und nicht oft Erfolg haben: Selbst die Mitglieder der auf Parität bedachten Bundes-Grünen sind nur zu 40 Prozent weiblich.
In der Bevölkerung von Münster und Altheim – Galli kennt beide Orte, der einstige Habitzheimer zog 1972 erst nach Münster, später nach Altheim – will die SPD freilich vor allem mit Inhalten punkten. In der noch jungen Wahlperiode musste sie ansehen, wie CDU und FDP sowohl die teilweise Wohnbebauung auf dem Frankenbachgelände als auch den Neubau des Katholischen Familienzentrums St. Michael mit seiner großen Kita an anderer Stelle – vorzugsweise am Werlacher Weg – zunichte machten. Dort wähnten sich die Genossen unter dem abgewählten Bürgermeister Gerald Frank und in der Koalition mit der ALMA noch auf gutem Weg. „Es stimmt, die neue Situation ist erst mal frustrierender“, macht Galli aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Man kann aber auch aus der Opposition heraus was bewegen.“
So vernachlässigten die anderen Fraktionen seiner Meinung nach das Thema Kinderbetreuung in Münster, „da wird es in den nächsten Jahren nur Behelfslösungen geben“. In einer kommunalpolitischen Gemengelage „immer komplexerer Themen, von der Straßenbeitrags-Satzung bis zur bürgerfreundlichen Verwaltung“ seien die Sachfragen freilich selten auf die Schnelle zu lösen. Auch der soziale Wohnungsbau, den die SPD Münster als ein Kernthema verfolgt, sei ein dickes Brett. „Hier ist es von der CDU sehr mittelalterlich, für Nicht-Münsterer die Tore zu schließen“, genehmigt sich Galli eine Spitze gegen die größte Fraktion, die auf dem Frankenbachgelände zusätzlichen Wohnraum verhindert hat. Das Argument, dass mehr Einwohner auch mehr Investitionen in die Infrastruktur zur Folge hätten, überzeugt den Sozialdemokraten nicht: „Mehr Bürger würden auch unseren Anteil an der Einkommenssteuer erhöhen. Und der ist für uns besonders wichtig, weil nicht so schwankungsanfällig wie die Gewerbesteuer.“
Unterdessen verhehlt auch Edmund Galli nicht, dass sich die SPD Münster nach den jüngsten Wahlniederlagen mit dem „Warum“ beschäftigt hat. Warum also verlor Amtsinhaber Gerald Frank die Abstimmung gegen Joachim Schledt, was statistisch eher selten vorkommt? Warum verlor die Partei diesen März im Ort satte elf Prozent Wähleranteil? „Wir müssen uns vielleicht ankreiden, dass wir unter Gerald Frank zu viel angefangen haben und die Zeit und das Geld nicht gereicht haben, um es zu Ende zu bringen.“
Im Laufe des Herbsts wird es spannend zu sehen sein, wie die personellen Antworten des Ortsvereins auf die künftigen Aufgaben aussehen – und auch ob Frank, der jüngst in die SPD-Fraktion im Kreistag nachgerückt ist, noch einmal eine Rolle zukommen wird. (Jens Dörr)