Kunst direkt auf der Haut spüren

Altheim - Mit Ende der Sommerferien startete das Arthaus in die neue Saison. Zum Auftakt und mit der Sicherheit des Bestands dank EU-subventionierter Sanierung (wir berichteten) luden die Kunsthaus-Macher zu einer Vernissage. Von Peter Panknin
Eröffnet wurde die bis zum 10. September dauernde Ausstellung von Katharina Müller, einer in Frankfurt lebenden Künstlerin. Es wäre nicht das Arthaus, wenn die Ausstellung „einfach so“ begonnen worden wäre. Natürlich war Katharina Müller, die ihren Namen gerne mit dem Kürzel „Kamü“ abkürzt, anwesend. Neben ihren Zeichnungen hatte sie auch Künstlerkollegin Sofia Greff mitgebracht.
Beim Betreten des alten Rathauses erhielten Besucher erst einmal ein Begrüßungsgetränk, bevor sie ins obere Stockwerk des Gebäudes gebeten wurden. Und dort war im ehemaligen Sitzungssaal außer einem Tisch mit zwei Stühlen darauf zunächst nichts zu sehen. Roger Rigorth machte es überdies spannend in seiner Eröffnungsansprache. Er erwähnte vielfältige Eindrücke, die während der zurückliegenden Urlaubszeit gewonnen und mit dem Smartphone festgehalten wurden. Schnelle Wischbewegungen lassen das Festgehaltene ebenso schnell wieder vorbeiziehen. Wer es etwas nachhaltiger haben möchte, entschleunigt und verweilt ein wenig, lässt das Erlebte auf sich wirken. Festhalten kann man es malerisch. „Bis ins Detail“, wie Rigorth ausführte. Er ergänzte „aber das kann auch einem Künstler manchmal etwas zu lange dauern, weshalb er das Festzuhaltende auf das Wesentliche reduziert. Wenige Striche mit dem Stift halten fest, was erinnerungswürdig erscheint.“
Mit den Worten „Und wenn man derartiges auf einer Urlaubsreise macht, so wie es Katharina Müller getan hat, kann das Ergebnis so aussehen“, begann er, eine Schrankwandtür nach der anderen zu öffnen. Damit war die Ausstellung eröffnet, wie die Türen, die den Blick auf zahlreiche Zeichnungen freigaben.
Die Künstlerin studiert im Master of Arts Performative Künste in Sozialen Feldern an der Frankfurt University of Applied Sciences. Seit über 15 Jahren lebt und arbeitet sie in Frankfurt und hat ihre künstlerischen Arbeiten in mehrere Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert. Die in Altheim ausgestellten Zeichnungen sind während einer Urlaubsreise durch osteuropäische Länder entstanden und zeigen Momentaufnahmen, die Eindrücke kurzen Verweilens festhalten. So hat sie in Kroatien den Blick auf die Ortschaft Brac eingefangen, in Bosnien/Herzegowina einen Abend in Mostar und verschiedene andere Motive in Ungarn und Rumänien skizziert.
Grundsätzlich sind ihre Zeichnungen einfarbig gehalten, aber aus der Laune eines Augenblicks heraus ist ein Bild mit Hilfe von (Milch-) Kaffee eingefärbt, ein anderes mit blauer Farbe unterlegt. Um die Spuren eines Urlaubs auch spürbar zu machen, begleitete Künstlerkollegin Sofia Greff die Vernissage in Altheim. Greff hat bildende Kunst am Frankfurter Städel und Visual Performance am DCA in Großbritannien studiert und teilt mit Müller die Leidenschaft für das Zeichnen. Die Kreative übertrug mittels Stift ein zuvor ausgewähltes Motiv aus den Zeichnungen von „Kamü“ direkt auf die Haut an beliebigen Körperstellen der Besucher. So wurde Kunst für den, der es wollte, auch spürbar. Es gab nicht viele Besucher, die ohne Erinnerung auf der Hand, dem Arm oder im Nacken nach Hause gingen.