TSV Münster-Altheim nutzt die Corona-Auszeit

Manchmal kommt es richtig dick: Als hätte der TSV Altheim nicht schon genug mit den zahlreichen Unbilden durch Corona am Bein, kommt nun auch noch ein Brauereiwechsel auf den Verein zu, den der noch recht junge, seit Juni im Amt befindliche dreiköpfige Vorstand zu managen hat. Und denke keiner, im Lockdown würden beim Altheimer Traditionsverein, gegründet 1888, etwa Däumchen gedreht.
Münster-Altheim – Mitnichten, wie einer aus dem Vorstands-Dreigestrirn lacht: „Wir erledigen jetzt ganz viele Dinge, die im normalen Betrieb so gar nicht abzuwickeln wären.“ Denn während nach außen hin alles ruht, es für die drei Fußball-Mannschaften nichts zu kicken gibt, rührt im Vereinsheim und rund um die Plätze ein Stamm Unentwegter: Nicht nur die Gaststätte wurde neu angelegt. Neues gibt es auch aus den Mannschaftsräumen, der Umkleide, den Büros und dem Biergarten zu berichten. Doch der Reihe nach.
Die Brauerei Michelsbräu, uralter Vertragspartner und Lieferant des Gerstensaftes beim TSV, wurde von Pfung-städter übernommen. „Für 2021 wird dem TSV die Zusammenarbeit unter alten Geschäftsbedingungen angeboten, was wir auch so annehmen,“ sagt Herd, dem der Wechsel so ungelegen nicht kommt. Gutes Bier für gleiche Konditionen plus neue Werbebanner im Außenbereich und eine eventuell lockende Einstandsparty im noch schöner gestalteten Biergarten – das ist schon was.
„Parallel werden wir aber direkt mit Dölp eine Direktlieferung für die Apfelweinlieferungen sowie mögliche Säfte verhandeln“, erklärt der Vorständler, der dies freilich in Absprache mit Birgit Gerbershagen, zuständig im Vorstand für Wirtschaft, und Tobias Kaffenberger (Finanzen), abgesprochen hat.
Drei Monate währte vor einem Jahr zum ersten Lockdown der eingestellte Sportbetrieb beim TSV. Jetzt wird seit Oktober kein Leder mehr getreten, ruht der Sportbetrieb, ist das Vereinslokal geschlossen.
Geschlossen aber nicht für alle im 500 Mitglieder zählenden Verein. Die Emsigsten haben freilich – unter Einhaltung aller Corona-Regeln – Zutritt. Das ist gut so: Die Gaststätte – gute 70 Quadratmeter groß – wurde neu angelegt und wartet auf die Neueröffnung. Von 80 Plätzen wurde der Gastraum auf 50 reduziert – abstandshalber. Die Theke erfuhr Umbauten, auch der Pandemie wegen. Und weil man gerade so schön dabei war, „widmeten wir uns auch der Küche“, sagt Herd. Sie wurde nicht nur geweißt, sondern auch betriebsgerechter gestaltet. In „normalen“ Zeiten bietet die Küche – unter den TSV-Mitgliedern sind auch einige Köche – nicht nur eine zünftige Speisekarte, es gibt auch spezielle Themenabende und -feiern. Drei fielen allein in diesem Jahr dem Virus schon zum Opfer: der „Winter-Zauber“, ein Mixed aus In- und Outdoor-Fete mit Gegrilltem und Glühweinspezialitäten, das norddeutsch-inspirierte Pinkel- und Kohl-Essen sowie der Matjestag nach Fastnacht.
Für Herd stellt sich die Frage, ob die Einnahmeausfälle dieser Veranstaltungen übers Jahr gesehen noch gutgemacht werden können. „Aber dazu müsste viel passieren“, seufzt er – im gleichen Moment aber mit neuen Ideen und ins Auge gefassten Projekten aufwartend.
„Wir bereiten uns darauf vor, noch Ostern durchzustarten“, sagt der Manager, den ersten April nicht als Scherz anführend. Bis dahin wolle man mit allen derzeitigen Arbeiten und Umbauten fertig sein. Als beispielsweise in der frisch angelegten Vereinsgaststätte auch eine Bildergalerie zumindest im Ansatz installiert haben, die an alte Erfolge und Mitglieder erinnert. Neue Gardinen hängen schon, ein paar Schränke sind heraus, alles soll heller, freundlicher im Vereinsheim werden. Bislang gab der Verein für Gastraum und Küche nur rund 500 Euro aus. Fast alles für Farbe – „der Rest ist Einsatz der Helfer“, sagt Herd. Deren Wert sei kaum bezifferbar und zudem viel höher einzuschätzen als schnöder Mammon, denn „das stärkt die Verbundenheit, das Vereinsgefühl. Das ist unbezahlbar.“
Eine neue Arbeitsplatte besorgte ein TSV-ler für zehn Euro bei Ebay, ein anderer schnitt sie zu. Und auch die ehemaligen Räume, die der TSV einst der benachbarten Grundschule zur Betreuung für Schüler zu Verfügung gestellt hatte als deren Container noch nicht standen, wurden in Pandemie-Zeit umgebaut: „Wir nutzen die Zeit. Wenn nicht jetzt, wann sollte so eine Situation wiederkehren, derart effektiv solche Arbeiten zu erledigen?“, fragt Zweckoptimist Herd. So entstand ein Vorstandsbüro nebst Chill-Lounge und Besprechungsraum, wo einst Schüler Hausaufgaben machten.
Arbeitseinsätze am Fußballplatz waren nötig, um alte und morsche Bäume und Hecken vor der Brut- und Setzzeit zu entfernen. Und jetzt geht es an den Biergarten und seine Hütten. Eine neue soll – wenn möglich noch vor dem 1. Mai – aufgestellt werden. „Der Biergarten soll ausgebaut und funktionaler werden“, sagt Herd, der wieder auf seine rund ein Dutzend Helfer baut. „Es ist ein harter Kern aus Fußballern und Trainern und Vorständlern, auf den man sich verlassen kann“, lobt Herd.
Vor allem sie sind eingeladen, wenn es ums „Abtrinken“ der alten Brauereibestände geht. Zwei Fässchen kühlen Blondes lagern noch im Keller, ein paar Kästen Bier und „mal sehen, was sonst noch über den Biergartentresen geht“, lacht Herd. Die Einladung an alle folgt alsbald. (Von Thomas Meier)

