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Weltklassespieler geben sich die Ehre

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Einen Showkampf mit vielen Gags absolvierten Steffen „Speedy“ Fetzner (links) und Jörg „Rossi“ Roßkopf am Samstagabend in der Münsterer DJK-Halle.
Einen Showkampf mit vielen Gags absolvierten Steffen „Speedy“ Fetzner (links) und Jörg „Rossi“ Roßkopf am Samstagabend in der Münsterer DJK-Halle. © Jens Dörr

„1989, 1992 und 1994“: Fragt man Steffen Fetzner, ob er schon mal in Münster war, antwortet der einstige Weltklasse-Spieler wie aus der Pistole geschossen. Die ersten zwei Daten liegen nahe: Im Tischtennis-Doppel mit dem in Münster aufgewachsenen Jörg Roßkopf wurde er 1989 Weltmeister und 1992 Olympia-Zweiter. „Damals hat die Gemeinde Empfänge für uns gegeben“, blickt „Speedy“ Fetzner zurück.

Münster – „Und 1994 war ich zu Rossis Polterabend da.“ Am Samstag mischten sich sportliche und feierliche Gründe: Anlässlich des 100-jährigen Bestehens von Roßkopfs Stammverein DJK Blau-Weiß Münster kehrten beide für einen Showkampf, aber auch das ein oder andere Bierchen zurück.

Wobei die Rückkehr bei Roßkopf, der in Groß-Umstadt wohnt, keine Seltenheit ist. „Ich war schon am Freitagabend hier“, verrät der 53-Jährige, der formal zwar in Dieburg geboren, aber doch ein Münsterer Bub ist. Auch bei den Fastnachtssitzungen des 800 Mitglieder großen Mehrspartenvereins (Tischtennis, Fastnacht, Kegeln, Gymnastik, Hobby-Fußball, Wintersport) schaut er gern vorbei. Wobei dem früheren DJK-Vorsitzenden Peter Waldmann dazu prompt eine Anekdote einfällt: „Er kam nur zu unserer Sitzung, wenn ich ihm versprochen habe, dass wir ihn nicht namentlich begrüßen.“

Das symbolisiert, was man am Samstag an allen Ecken hört, fragt man langjährige DJKler nach Jörg Roßkopf. Waldmann sagt: „Ich schätze ihn als sehr bescheidenen Menschen, der seine Prominenz nie zur Schau stellt.“ Horst Heckwolf, vor fast einem halben Jahrhundert Roßkopfs erster Trainer, äußert sich: „Er kam als Fünfjähriger zu mir, war sehr fokussiert und gut erzogen. Seine Merkmale waren, dass er immer viel Freude am Tischtennis und einen großen Willen hatte. Das Wichtigste aber ist sein sehr guter Charakter. Er war und ist nie abgehoben – und immer fair!“

Das lebt Roßkopf, der von Münster als 15-Jähriger zur FTG Frankfurt wechselte, aber stets Mitglied blieb und nach seiner großen Spielerkarriere noch mal sein Comeback bei der DJK gab, seit 2010 auch als Bundestrainer vor. Aktuell richte sich sein Fokus bereits auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris: „Wir sind voll im Zyklus drin. Wir haben sechs, sieben gute Spieler, von denen wir drei, vier auswählen müssen. Der Run auf die Olympia-Tickets ist eröffnet!“ Schon am Abend drauf wird Roßkopf selbst wieder zu einem internationalen Turnier auf den Balkan fliegen. Im August steht zudem die Heim-EM in München an.

Am Samstag spielen derlei sportliche Aussichten nur eine Nebenrolle. Roßkopf und Fetzner kommen gerade vom Bundesliga-Finale aus Frankfurt und werden in der DJK-Halle schon von 200 Tischtennis-Fans erwartet. Fetzner, der in Saarbrücken wohnt, sein Geld seit mehr als einem Jahrzehnt bei einem Sportausrüster verdient und bei Roßkopf übernachten wird, um sich nach getanem Werk ein paar Schoppen gönnen zu können, setzt sich noch schnell die Kontaktlinsen ein, „mit Brille kann ich nicht so gut spielen“.

Dann legen die beiden los, ihr erster Showkampf seit 15 Jahren. Erst ein Einzel, spektakuläre Schmetterbälle, Abwehrschläge und vor allem viele Gags. Roßkopf, der beide Sätze gewinnt, flachst mit Schiedsrichter Andreas Pixa; Fetzner kokettiert mit seiner mittelprächtigen körperlichen Verfassung, gibt seinen Schläger kurzzeitig sogar an ein Kind im Publikum ab. Mal reizen beide das ganze Parkett auf und stehen viele Meter hinter dem Tisch, mal setzen sich beide darauf. Hallensprecher Heiko Huther tut mit launischen Kommentaren sein Übriges.

Ein Doppel, das das Duo gegen die langjährigen DJK-Spitzenspieler Thomas Meinel (auch einer der drei Vorsitzenden) Dietmar Günther gewinnt, krönt den Abend. „Spielerisch geht es noch“, resümiert Fetzner. Für weitere dieser unterhaltsamen Auftritte hätten beide aber „einfach keine Zeit mehr“. (Von Jens Dörr)

Humor zeigten die Spieler: Roßkopf wischt Schiedsrichter Andreas Pixa den Schweiß von der Stirn.
Humor zeigten die Spieler: Roßkopf wischt Schiedsrichter Andreas Pixa den Schweiß von der Stirn. © Jens Dörr

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