„Zeitenwende“ auch bei Münsterer Pflegedienst

Das hat sicher nicht jeder auf dem Schirm: Der Ambulante Pflegedienst (APD) Heymanns & Schneider in Münster ist mit etwa 70 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber in der Gemeinde. Dies berichtete Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) jetzt bei der passenden Gelegenheit: dem Wechsel in der Geschäftsführung des APD, der Auf der Beune beheimatet ist.
Münster – Denn Inhaber Carlo Schneider hat sich aus dem operativen Geschäft in den Ruhestand verabschiedet, und nach 27 Jahren geht das Unternehmen in die nächste Generation über: Daniel und Jonny Heymanns haben den APD zum 1. Januar übernommen. Die beiden arbeiten schon seit Jahren im Unternehmen mit, das rund 300 Kunden in Dieburg, Münster, Altheim und Eppertshausen hat. Der Firmenname Heymanns & Schneider soll vorerst bleiben. Jonny Heymanns trägt nun die Verantwortung für den Bereich Pflege, Daniel Heymanns ist zuständig für die Geschäftsführung. „Ein Abschied, kein Ende, sondern eben eine Zeitenwende – es geht weiter auf hohem, pflegerischem Niveau“, sagen die beiden zu ihren neuen Aufgaben.
Carlo Schneider fand bei der Abschiedsfeier im Haus der christlichen Gemeinde dagegen Zeit für launige Betrachtungen nach fast drei Jahrzehnten APD: „Ich war in der Schule ein fauler Kerl und fand Musik machen ganz toll“, erinnerte er sich. Der Vater war Steinmetzmeister, und der junge Carlo habe damals nur gewusst, „dass er das ganz bestimmt nicht machen wollte“. Mit 17 Jahren begann er eine Ausbildung zum Krankenpfleger an der Kreisklinik Groß-Umstadt – und fand Gefallen an der Arbeit. Es folgte die Ausbildung zum Intensiv-Pfleger in Neustadt an der Weinstraße. Carlo Schneider wollte aber zurück nach Münster und arbeitete schließlich 13 Jahre als pflegerischer Leiter der Intensivstation im Darmstädter Alice-Hospital in Darmstadt, wo er seinen Freund Roland Heymanns kennenlernte, der dort als OP-Pfleger tätig war.
Eine folgenreiche Begegnung, denn 1995 gründeten die beiden den Ambulanten Pflegedienst Heymanns & Schneider – aus der Idee heraus, dass viele Menschen doch zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung palliativ gepflegt werden und dort sterben könnten, wie er sagte. „Am Anfang haben wir zu zweit vor dem Telefon in einem kleinen Raum im Keller in der Egerlandstraße gesessen und gewartet, bis es klingelt“, erzählte Schneider. Man habe jedoch nicht lange warten müssen, die Nachfrage sei enorm gewesen, und es mussten Krankenschwestern eingestellt werden. „Wir arbeiteten jeden Tag 10 bis 12 Stunden, meist auch am Wochenende“, erinnerte sich Schneider.
Wurden zu Beginn die Pflegepläne noch aus Platzmangel abends in der Pizzeria Francesco in Münster ausgearbeitet, baute der APD nach einiger Zeit Auf der Beune.
Seine Nachfolger haben den Begriff „Zeitenwende“, das Wort des Jahres 2022, mit Bedacht gewählt: „Wir als Pflegedienst und auch als Familien Heymanns & Schneider haben das erlebt“, sagte Daniel Heymanns. Denn es kam 2022 alles anders als geplant. Carlo Schneider sollte bereits vor einem Jahr ausscheiden, mit ihrem Vater Roland Heymanns wollten Jonny und Daniel als Trio weitermachen. Doch der Tod von Roland Heymanns änderte die Pläne, und das Team hatte „eine echte Belastungsprobe“ zu überstehen. Nun haben die Brüder übernommen.
„Oft geht der Gründergedanke flöten, wenn andere das Zepter übernehmen. Ja, es wird nicht alles bleiben, wie es ist, aber die Kultur der Wertschätzung, der Verlässlichkeit und der Professionalität wollen wir unbedingt beibehalten“, sagt Daniel Heymanns. Heißt für sie: „Spitzenpflege, stets patientenorientiert.“
Wichtigste Herausforderung in der Zukunft sei der „extreme Fachkräftemangel“. Man wolle jedoch „Top-Arbeitgeber“ bleiben und dieses Merkmal ausbauen. Und: „Wir werden ab 2023 Ausbildungsbetrieb und bilden zwei eigene Pflegehilfskräften zu Pflegefachkräften aus.“