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„Alles ist nur Übergang“

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Die Schauspieler des „Theatre of life“ mit Sabrina Hummel am Piano sowie Uta Eckhardt, Leiter Rolf Birkholz, der den Abend arrangiert und inszeniert hat, Gudrun Schnitzer, Johannes Schedl und Carolin-Sophie Göbel beim Auftritt in der Trauerhalle. - Foto: Postl
Die Schauspieler des „Theatre of life“ mit Sabrina Hummel am Piano sowie Uta Eckhardt, Leiter Rolf Birkholz, der den Abend arrangiert und inszeniert hat, Gudrun Schnitzer, Johannes Schedl und Carolin-Sophie Göbel beim Auftritt in der Trauerhalle. © Postl

Neu-Isenburg - Mit einer außergewöhnlichen Inszenierung beeindruckt das Forum zur Förderung von Kunst und Kultur (FFK) die Besucher am Freitagabend in seiner Reihe „Kunst an ungewöhnlichen Orten“: In der Trauerhalle des Waldfriedhofs präsentiert das Theatre of life seine Produktion „An der Schwelle – Alles ist nur Übergang“.

Es geht um Gedanken zu den zentralen Fragen des Menschseins, zu Leben und Sterben – und was danach kommt. Das Thema „Übergang“ hat an diesem Abend gleich doppelten Bezug. Einerseits inhaltlich: Nicht etwa im tristen November, sondern im sonnigen Mai geht es um die Situation des Übergangs vom irdischen Aufenthalt eines Menschen zu jener Schwelle, nach der das Unbekannte beginnt.

Aber auch beim Veranstalter, dem FFK, ist dieser Abend sozusagen ein Übergang, denn kürzlich hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben: Erstmals begrüßt der neue Vorsitzende, Landrat Oliver Quilling, die vielen Gäste zu einer Veranstaltung an diesem für das FFK nicht mehr so ungewöhnlichen Ort.

Ungewöhnlich ist zunächst der Empfang, der den Besuchern bereitet wird: Am Parkplatz warten die Mitwirkenden des „Theatre of life“ mit bunten Regenschirmen und geleiten die Gäste zur Trauerhalle – an deren Schwelle kehren sie dann wieder um. „Auf dem Weg von der Schwelle des Lebens in das Jenseits gibt es ja auch keine Begleitung“, sagt Uta Eckhardt, die gerade zwei Damen beschirmt. „Neu ist der Vorstand, doch schon traditionell ist die Veranstaltung hier“, sagt Quilling zur Begrüßung. Auch er sei gespannt, wie das „Theatre of life“ aus den benachbarten Frankfurt das Motto „Alles ist nur Übergang“ umsetze.

Die literarisch-musikalische Inszenierung beginnt buchstäblich mit Herzklopfen. „Als ich noch lebte, lag das Gewicht meines Körpers wie eine Last auf meiner Brust“, trägt Uta Eckhardt vor, um das Mikrofon dann im Takt des Herzschlags immer wieder an ihre Brust zu klopfen. Rolf Birkholz sinniert über das Alter: „So um die 30 herum entstand das Gefühl, sich der Sterblichkeit und damit der Endlichkeit dieses Lebens bewusster zu werden.“

Ab einem bestimmten Zeitpunkt sei das Leben doch nur immer wieder eine Wiederholung. „Habe ich nicht schon alles erreicht, ist nicht schon alles geregelt? Also könnte man doch auch aus diesem Leben scheiden“, so seine Worte. „Braucht man noch ein neues Handy oder gibt es doch noch etwas, was ich noch unbedingt erledigen muss?“, setzt Birkholz seine Gedanken fort, um dann zur finalen Erkenntnis zu kommen, dass er irgendwann – wann auch immer – aus diesem Körper gehen muss. „Doch es quält mich die Frage: Wann?“

Am Ende aller vorgetragen Gedankengänge sind nur noch die „Herzschläge“ der Ensemble-Mitglieder übers Mikro zu hören. Eine eigenartige Stille, die ja keine ist, liegt in der Luft. Die „Erlösung“ kommt von Sabrina Hummel am Piano, die mit einer Komposition von Ryuichi Sakamoto die Gäste langsam wieder ins Diesseits holt.

Es folgen weitere solcher eindrucksvollen Wechselspiele von Rezitationen, Aktionen und musikalisch begleitetem Erwachen. Zu hören sind Textzeilen von Ingeborg Bachmann oder Simone de Beauvoir. Dabei legen die Schauspieler Wert darauf, dass die Worte nie zu schwer werden – und die Botschaft vermitteln, dass man das Leben als wertvoll betrachten muss. Goethes Worte „Alles ist nur Übergang“ werden den Besuchern an diesem Abend viel bewusster – und werden wohl lange nachklingen. - lfp

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