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Andreas Frache ist Neu-Isenburgs Dezernent für Digitalisierung

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Befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Digitalisierung: Andreas Frache.
Befasst sich seit vielen Jahren mit dem Thema Digitalisierung: Andreas Frache. © air

In der „Neuen Welt“ scheint vieles einfacher und besser zu sein. Die smarte Stadt Neu-Isenburg bietet unendliche Möglichkeiten. Wir schreiben das Jahr 2030. Dies sind die Abenteuer in einer digitalen Welt. Unter den Holzbrettern der Parkbank am Quartiersplatz im Wohngebiet „Stadtquartier Süd“, auch „Neue Welt genannt“, fließt aus einem Tank über einen Schlauch langsam Wasser zum Stamm der benachbarten Rot-Esche – computergesteuert.

Neu-Isenburg - Ein Fühler misst die Feuchtigkeit des Bodens am Baum und informiert die Pumpe im Tank, wenn es zu trocken wird. Mit Hilfe der digitalen Technik spart die Gartenkolonne des Dienstleistungsbetriebes Arbeitszeit. Der DLB könnte auch auf anderen Gebieten von der digitalen Ausstattung profitieren, beispielsweise wenn Papierkörbe und neue, im Boden versenkte Altglas-Container signalisieren, dass sie voll sind.

Auch bei der Suche nach einem Parkplatz müssen ältere Autos mit Verbrennungsmotoren nicht mehr lange durch die Straße fahren und die Luft verschmutzen. Auf dem Smartphone zeigt der digitale Stadtplan an, wo sich der nächste freie Parkplatz befindet. Sensoren im Boden funken die Informationen vom Chip im Asphalt an die Zentrale, in der wireless alle Fäden zusammenlaufen und die den virtuellen Stadtplan ständig aktualisiert.

Diese Szenarien sind Zukunftsmusik. Sie klingt Andreas Frache (FDP) aber bereits in den Ohren. Der Dezernent im Magistrat beschäftigt sich als ehrenamtlicher Stadtrat mit dem Thema Digitalisierung.

Er hat das große Ziel vor Augen, dass die moderne Technik das Leben der Menschen erleichtern soll, Ressourcen schont und auch Positives für den Klimaschutz bringt.

Frache ist kein Technik-Nerd, der zuhause alle Geräte oder Systeme übers Internet bedient, wohl aber begeistert von den digitalen Möglichkeiten. Als Jugendlicher habe er schon am Vorgänger-Modell des legendären Commodore 64 gebastelt und es geschafft, vom Schreibtisch aus über die Tastatur das Licht an der Decke an- und auszuknipsen. „Ich hätte auch den Schalter an der Tür drücken können, doch die Tüftelei hat Spaß gemacht und es hat geklappt.“

Auf der Agenda des 55-Jährigen steht ein Projekt, das die Grundlage für den großen Sprung ins Zeitalter der Digitalisierung bildet: Eine digitale Plattform, eine Art interaktiver Stadtplan, der auf verschiedenen Ebenen, individuell abrufbare Funktionen enthält und sofort Antworten auf Fragen gibt: Fährt der Bus OF 51 von Gravenbruch kommend pünktlich und wann ist er an der Haltestelle Goetheschule? Gibt es in der Tiefgarage unter dem Rosenauplatz an der Huha noch einen Parkplatz? Wo steht der nächste Elektro-Mietwagen? Welche Wohngebiete belastet der angekündigte Starkregen am meisten? Wo gibt es eine Störung im Kanalnetz? Welche Ladesäule der Stadtwerke ist gerade frei?

Die Ideen des Dezernenten sowie von Dzenana Sabic und ihrem Team der Stabsstelle Digitalisierung im Rathaus sind keine Zauberei. Manche Städte haben sie bereits umgesetzt, in Neu-Isenburg sollen sie sukzessive realisiert werden. Jetzt gehe es darum, die Anforderungen an die digitale Plattform zu definieren und wie bei einer Ausschreibung das Leistungsverzeichnis zu erstellen. Andreas Frache betont: „Wir wollen keine Daten der Neu-Isenburger sammeln und wir brauchen auch keine Spielereien. Die Digitalisierung muss einen klaren Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger haben“, sagt der Dezernent.

Über Strategien und Strukturen der Smart City Neu-Isenburg hat eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe, zu der unter anderem die Stadtwerke, die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft, der DLB und einige Fachbereiche der Stadtverwaltung gehörten, Handlungsfelder der Digitalisierung definiert und Ziele formuliert.

Im Rathaus ist die neue Technik mit Bits und Bytes bereits eingezogen, sind elektronische Akten, Cloud-Lösungen und Datenplattformen längst zuhause. Beim Online-Service ist die Stadtverwaltung nach Ansicht des Digital-Dezernenten gut aufgestellt und der Katalog des Onlinezugangsgesetzes (OZG) systematisiert. Bei der Realisierung der Agenda habe die Stadt die Prioritätenliste nach dem Nutzen zusammengestellt.

Deutschlandweit liege Neu-Isenburg bei der Umsetzung der digitalisierten Angebote auf Platz 68, im hessenweiten Vergleich der Kommunen auf Platz vier. Stolz verkündet Andreas Frache, dass ein Bürger beim ersten Digitalisierungstag Mitte Juni in der Hugenottenhalle in wenigen Minuten online ein Gewerbe angemeldet habe.

Bis Ende 2022 sollen via Internet rund 600 Dienstleistungen der Stadt digital zur Verfügung stehen. Damit das Projekt Smart City Fahrt aufnimmt, wurde das Thema als eigenes Arbeitspaket ins von Land und Bund geförderte Stadtumbau-Programm aufgenommen. Auf der Liste der digitalen Service-Angebote stehen heute beispielsweise schon folgende Möglichkeiten: Anmeldung zur Kinderbetreuung, Verlängerung des Bewohnerparkausweises, Ehe- und Lebenspartnerschaftsurkunden, Sterbeurkunde, Registrierung und Abrechnung des Gartenwasserzählers, Anmeldung des Hundes oder das Bezahlen von Parkgebühren per Handy.

An rund 20 Stellen in der City und in den beiden Stadtteilen Gravenbruch und Zeppelinheim hat die Stadt einen kostenlosen Internetzugang installiert und kam dabei mit der „Dorflinde“ auf einen grünen Zweig. Dieser Baum existiert nur virtuell und muss nicht mittels intelligenter Technik bewässert werden. „Digitale Dorflinde“ heißt das hessische Förderprogramm, das in Neu-Isenburg tief verwurzelt ist.  air

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