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Ärger um Kastanie in Neu-Isenburg: Stadt will Baum fällen lassen – trotz Protest

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Einen ersten deutlichen Protest gegen die Fällung gab es vor einigen Tagen am Baum zu sehen.
Einen ersten deutlichen Protest gegen die Fällung gab es vor einigen Tagen am Baum zu sehen. © postl

Der vitale Baum im Alten Ort von Neu-Isenburg soll trotz Bedenken von Anwohnern und Naturschützern verschwinden.

Neu-Isenburg - Die Kastanie zwischen Nollgäßchen und Hirtengasse am Marktplatz in Neu-Isenburg ist laut Gutachten kerngesund, doch sie kommt nicht mehr auf einen grünen Zweig. Trotz des Protests von Anwohnern im Alten Ort und des Naturschutzbundes hält der Magistrat an seinem Beschluss fest, den Baum fällen zu lassen. Es klingt paradox, aber der grüne Baum vor der Gaststätte „Grüner Baum“ wird aus Gründen der Verkehrssicherheit und der Barrierefreiheit abgesägt und durch zwei kleine neue Bäume ersetzt.

Die Begründung der Stadt für die Fällung der Kastanie am Marktplatz klingt für Heinz Kapp, Vorsitzender der Ortsgruppe des Naturschutzbundes, seltsam. „Mit diesem Argument könnte man alle Bäume im Alten Ort fällen“, sagt Kapp. Der Umweltschützer bedauert es sehr, dass mitten in der Stadt ein gesunder Baum mit einer großen Krone verschwinden soll, weil die Wurzeln das Pflaster stark aufgewölbt hätten und eine hohe Unfallgefahr bestehe, so der Magistrat.

Ärger in Neu-Isenburg: Baum soll gefällt werden – Anwohner protestieren

Auch bei den anderen Bäumen, beispielsweise vor der Gaststätte Apfelwein Föhl, seien die Pflastersteine nicht mehr auf einer ebenen Fläche, doch dort störe der Baum niemanden. Ganz im Gegenteil, der Baum spende im Sommer Schatten und die Kellner würden „ihrem Baum bei Hitzewellen sogar Wasser in Eimern hinaustragen“, sagt Regina Wichert, eine Anwohnerin, die sich für den Erhalt der „Schattenspender und Klimaverbesserer am Marktplatz“ einsetzt. Für sie wirkt der Magistratsbeschluss zur Fällung der Kastanie „gestelzt und konstruiert“.

Dass die Wurzelscheibe des Baumes sich wölbe, störe weder die Anlieger im Nollgäßchen noch die Besucher des Marktplatzes. Die Wurzeln würden das Pflaster in sanften Wellen anheben, Kanten gebe es nicht, so Regina Wichert. Dagegen sei das Kopfsteinpflaster in den Gassen ringsum so lückenhaft und ausgebrochen, dass eine ernsthafte Stolpergefahr bestehe. Die Neu-Isenburgerin meint, dass die Traditionsgaststätte „Grüner Baum“ aufgrund ihres Namens verpflichtet sei, den Baum zu erhalten. Doch stattdessen habe man die Linde im Innenhof der Gastwirtschaft zu zwei Dritteln ihrer Krone beraubt. Zwei andere Bäume seien vollständig verschwunden.

Ärger um Fällung von Kastanie in Neu-Isenburg: Stadt erklärt Entscheidung

Während der jahrelangen Bauarbeiten am „Grünen Baum“ hätte die Kastanie vor dem Haus gelitten, meinen Heinz Kapp und Regina Wichert. Der ungepflasterte Ring um den Stamm sei komplett von Baumaterial, einem blau-weißen Toilettenhäuschen und von Absperrvorrichtungen abgedeckt und umstellt gewesen. Dennoch habe die vitale Kastanie, die weder einen Schutz der Wurzelscheibe, noch einen Stamm oder Kronenschutz erhalten habe, „den Dreck und die Erdverdichtung der Großbaustelle überstanden und dabei auch einen Ast ihrer Krone eingebüßt“, so Regina Wichert.

Sie stellt rhetorische Fragen: „Wozu ein Engagement für Artenvielfalt, Naturschutz und Stadtgrün, wenn noch nicht einmal probiert wird, Bäume, die selbst widrigsten Umständen vital trotzen, eine kleine Hilfestellung anzubieten? Warum gibt sich die Stadt eine Baumschutzsatzung, wenn sie diese dann selbst nicht anwendet?“

Die Kastanie am Marktplatz steht im Weg. Der ungepflasterte Ring um den Stamm müsste vergrößert und erhöht werden. Aus Gründen der Verkehrssicherheit soll der Baum nun bald gefällt werden.
Die Kastanie am Marktplatz steht im Weg. Der ungepflasterte Ring um den Stamm müsste vergrößert und erhöht werden. Aus Gründen der Verkehrssicherheit soll der Baum nun bald gefällt werden. © air

Bürgermeister Herbert Hunkel (parteilos) erklärt auf Anfrage, der Magistrat habe sich die Entscheidung der Fällung nicht leicht gemacht. „Die Kastanie ist ein wunderschöner Baum. Aber die Gegebenheiten machen es leider unmöglich, den Baum erhalten zu können.“ Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen würden laut Magistrat zu einer starken Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit und der Barrierefreiheit führen. Die neu zu pflanzenden Bäume werden einen Durchmesser von 25 Zentimeter haben und „sind damit schon besonders groß“, teilt das Rathaus mit.

„Für das Stadtbild ist es nicht schön, wenn am Marktplatz ein Baum wegfällt“, sagt Heinz Kapp. Er ist sich nicht sicher, ob das Volumen der Krone der beiden neuen Bäume schon heute die gleiche Kapazität der Luftreinigung habe wie die Blätter der Kastanie oder ob das erst in 20 Jahren der Fall ist. „Das können wir uns nicht erlauben, denn wir kriegen brutale Sommer“, sagt der Nabu-Vorsitzende. (air)

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