Buchmesse: Wichtige Impulse auch für den Handel in Neu-Isenburg

Seit gestern hat die Frankfurter Buchmesse, die nach zwei Jahren endlich wieder ohne pandemiebedingte Einschränkungen über die Bühne geht, fürs Publikum geöffnet. Neben den zahlreichen Neuerscheinungen locken jede Menge Lesungen, Diskussionen und das Gastland Spanien. Natürlich strahlt die weltgrößte Bücherschau auch auf die Buchhandlungen und die Stadtbibliothek in der Hugenottenstadt ab.
Neu-Isenburg - Anja Kronier und ihr Kollege Michael Roth von Buch78 in der Frankfurter Straße 78 waren bereits auf der Buchmesse. Der Besuch ist beiden sehr wichtig. „Wir bekommen natürlich die Neuerscheinungen der großen Verlage vorgestellt, aber wir wollen auch bei den kleinen Verlagen nach Entdeckungen suchen.“ Und diese werden dann entsprechend platziert.
Das Schaufenster hat sie mit Verweisen auf das Gastland Spanien der Buchmesse entsprechend dekoriert. An der Kasse findet sich das am Montag mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon. Kronier ist gespannt, wie es ankommen wird. Sie selbst kann „Blutbuch“ empfehlen. „Mein Kollege Michael Roth hat es gelesen, bevor es nominiert war, und fand es sehr gut.“ Dem kann sie sich nur anschließen.
Überhaupt hat der Bücherherbst 2022 viel zu bieten. Kronier nennt beispielsweise „Zur See“ von Dörte Hansen, mit „Lektionen“ den neuen Ian McEwan oder „Schaut, wie wir tanzen“ von Leila Slimani. Natürlich könnte sie noch viele weitere Titel nennen. Auch Bücher des ukrainischen Schriftstellers Serhij Zhadan („Internat“), der am morgigen Sonntag den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, finden sich selbstverständlich bei Buch78.
Die Messe generell findet sie sehr wichtig für die Buchhandlungen. Denn durch die mediale Berichterstattung werden viele neugierig und fragen nach den neuen Titeln. Auch die jeweiligen Gastländer, in diesem Jahr Spanien, spielen eine Rolle. Wobei die Literatur des südeuropäischen Landes hierzulande alles andere als unbekannt ist. „Jeder hat da seine ein bis zwei Lieblinge“, so die Buchhändlerin. Doch auch da lassen sich neue Entdeckungen machen.
Kronier hat ihren Laden vor ziemlich genau einem Jahr aufgemacht und ist mit der Resonanz sehr zufrieden. So habe sie viele Stammkunden vom Vorgänger „Leanders Bücherwelt“ übernommen und weitere hinzugewonnen. Wichtig sind der Neu-Isenburgerin die Kontakte in der Stadt. Eine große Rolle spielt bei ihr die Kinder- und Jugendliteratur und damit die Leseförderung. So arbeitet sie eng mit Schulen und Kindergärten zusammen.
Ihre Lieblingsbücher und damit auch Fundstücke von der Buchmesse stellen Kronier und Roth am Mittwoch, 16. November, um 19 Uhr in Buch78 vor.
Auch für die Hugendubel-Filiale im Isenburg-Zentrum spielt das Geschehen auf dem Messegelände eine große Rolle. „Die Frankfurter Buchmesse setzt alljährlich wichtige Impulse für die gesamte Buchbranche“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Die Schau sei ein internationaler Handelsplatz für das Buch und eine ideale Plattform für einen übergreifenden Austausch. Zum Bücherherbst äußert sich Hugendubel optimistisch. Die Innenstädte füllen sich demnach schon seit einigen Monaten wieder. Das wirke sich auch auf die Buchhandlungen aus. Für die anstehenden Wochen rechnet Hugendubel damit, dass in der Regel an die 1000 Titel besonders nachgefragt werden. Diese bilden ein breites Spektrum ab.
Auf die Frage, ob das gedruckte Buch weiterhin eine Chance hat, fällt die Antwort eindeutig aus. „Das wird es immer geben“, versichert die Sprecherin. In den vergangenen Jahren sei das physische Produkt durch digitale Medien wie das Hör- und E-Book ergänzt, aber nicht ersetzt worden. „Viele junge Menschen informieren sich über digitale Kanäle, greifen aber verstärkt wieder zum gedruckten Buch“, heißt es bei Hugendubel
Die Buchmesse ist auch auf für Hauptstelle der Stadtbibliothek wichtig. Dort finden die Besucherinnen und Besucher einen Büchertisch zum Gastland. Mitarbeiterinnen nutzen ebenfalls die Möglichkeit zu einem Besuch. Für den Bücherherbst sieht man sich gut gerüstet, heißt es dort. Neue und aktuelle Titel werden bestellt und schnell zur Verfügung gestellt. Das sei angesichts der Nachfrage notwendig.
Durch die Beteiligung an der Onleihe Hessen können die Nutzerinnen und Nutzer auf ein breites Sortiment an E-Medien zurückgreifen – mit weiter steigenden Zahlen. „Es gibt Leute, die nur wegen der Onleihe einen Leseausweis haben“, sagt eine Mitarbeiterin. Doch daneben gebe es weiter die Liebhaber des gedruckten Buchs. Daran werde sich nichts ändern.
Von Holger Klemm