1. Startseite
  2. Region
  3. Neu-Isenburg

Büchercafé schreibt Erfolgsgeschichte

Erstellt:

Kommentare

In den Bücherregalen wird es immer enger und voller, aber auch immer vielseitiger: Mechthild Dietrich-Milk (rechts), Sonja Lerch und das Team des Büchercafés der Johannesgemeinde freuen sich über steigende Besucherzahlen und den hohen Erlös für das Kinderhilfsprojekt.
In den Bücherregalen wird es immer enger und voller, aber auch immer vielseitiger: Mechthild Dietrich-Milk (rechts), Sonja Lerch und das Team des Büchercafés der Johannesgemeinde freuen sich über steigende Besucherzahlen und den hohen Erlös für das Kinderhilfsprojekt. © air

Seit 15 Jahren ist in der evangelischen Johannesgemeinde in der Friedrichstraße ein Büchercafé zuhause. Die Einrichtung dient als Treffpunkt zum Plaudern bei Kaffee und Kuchen sowie zum Stöbern in der bunten Bücherwelt.

Neu-Isenburg – Das Café schreibt eine Erfolgsgeschichte und ist ein Gewinn für viele Menschen, nicht nur in Neu-Isenburg, sondern auch in Venezuela. Dort unterstützt die Johannesgemeinde ein Kinderhilfsprojekt in einem Armenviertel.

Aus dem engagierten Team der rund zehn ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer hätte kaum jemand gedacht, dass das Büchercafé sich so gut entwickeln wird. „Wir haben mal mit 300 Büchern angefangen“, erinnert sich Mechthild Dietrich-Milk, die bis zu ihrer Pensionierung Ende 2021 rund zwei Jahrzehnte lang Pfarrerin der Johannesgemeinde war und im Büchercafé federführend ist. Die Idee, ein Büchercafé zu eröffnen, wurde im Jahr 2004 – damals noch im Lukaszentrum in der Kurt-Schumacher-Straße – umgesetzt.

Aufgrund der großen Menge an Büchern, die Bürger der Kirchengemeinde schon in der Startphase spendeten, wurden die Räume bald zu eng. Der Umzug in die Johannesgemeinde war außerdem erforderlich, da die Kirche das Lukaszentrum 2008 an die Stadt verkauft hat. Das neue Büchercafé entstand im Gemeindehaus, wo es nach dem Umzug des Weltladens in die Lessingstraße Platz gab.

Fast täglich bringen Bürger Kisten mit Büchern zur Johannesgemeinde. Diese Spenden haben einen Vorteil für alle, denn einerseits gibt es zuhause Platz, andererseits kommt der Erlös aus dem Verkauf der Bücher dem Hilfsprojekt in Venezuela zugute. Das Team des Büchercafés hat alle Hände voll zu tun, denn die Romane, Sachbücher und vieles mehr müssen gesichtet und sortiert werden. Alles hat seine Ordnung, damit die Kunden der Einrichtung in der Friedrichstraße 94 sich schnell zurechtfinden und wissen, wo sie ein spezielles Buch finden können. Eingeteilt sind die Bücher in Rubriken wie etwa Belletristik, Frauenliteratur, Krimis, historische Romane, Märchen, Lyrik, Kinder- und Jugendbücher und selbstverständlich bietet die Kirchengemeinde auch verschiedene Bibeln sowie Bücher zu den Themen Religion und Theologie an.

Mechthild Dietrich-Milk, Sonja Lerch, Antje Schäffer und die anderen begutachten die angelieferten Bücher und ordnen ihnen den richtigen Platz in den Regalen zu, die in zwei Räumen mittlerweile eine Länge von 20 Metern überschritten haben. Tausende von Büchern lagern außerdem im Keller der Gemeinde. Der Bestand wird auf rund 18000 geschätzt.

Selten verlieren die Literaturwerke mit den Jahren ihren Wert, doch „wir haben viele neue Bücher“, betont Dietrich-Milk. Alles, was die Spendenden bringen, kann das Büchercafé allerdings nicht verkaufen. „Manches muss auch entsorgt werden, weil das Papier feucht oder schimmelig ist“, so die Büchereileiterin.

An manchen Nachmittagen kommen rund 50 Personen ins Gemeindehaus. Die Besucher des Cafés, das immer am letzten Sonntag eines Monats zwischen 14 und 17 Uhr geöffnet ist, genießen den Nachmittag bei Kaffee, Tee und Kuchen und können sich in aller Ruhe mit den Büchern beschäftigen, bevor sie sie günstig erwerben. Farbliche Punkte ordnen die Bücher in acht Preisgruppen ein, die von 50 Cent bis vier Euro gehen. Einige Exemplare sind auch teurer. Besonders wertvolle Bücher, etwa in Ziegenleder oder mit Goldschnitt, verkauft die Gemeinde auf einer Online-Plattform.

Das Büchercafé ist im Laufe der Jahre immer beliebter geworden, das spürt das Team auch beim Umsatz. „Viele kaufen mehr als ein Buch und oft geht jemand mit einem ganzen Stapel nach Hause“, so die Pfarrerin im Ruhestand. Um den Bestand zu verkleinern und mehr Geld für das Hilfsprojekt einzunehmen, organisiert die Kirche regelmäßig Sonderaktionen wie Bücherflohmärkte, bei denen die Bücher kiloweise zum Schnäppchenpreis veräußert werden. Außerdem wird beim Weihnachtsbasar und im Kindergottesdienst Geld gesammelt.

50 Prozent der Einnahmen des Cafés sind zugunsten des sozialen Zweckes in Südamerika. In Caracas, der Hauptstadt von Venezuela, profitieren davon Kinder, die in einem Armenviertel, einem Barrio, leben. Die Unterstützung aus Neu-Isenburg kommt bereits seit knapp vier Jahrzehnten. Dietrich-Milk hatte seinerzeit nach ihrem Studium in Venezuela ein freiwilliges soziales Jahr absolviert und den Kontakt zu dem Projekt „Las Torres“ geknüpft, das bereits Ende der 1970er Jahre von einem Benediktiner-Pater initiiert wurde. „Das ist ein eigenständiges Projekt mit enger kirchlicher Verbindung“, so Mechthild Dietrich-Milk. In Caracas kommt die Geldspende aus Isenburg direkt dem Vorschulkindergarten, der Krippe und Kita sowie der Hausaufgabenbetreuung zugute. „Mit dem Geld werden zum Teil auch die Gehälter von rund 30 Mitarbeitenden von ,Las Torres‘ finanziert“, sagt die Büchereileiterin. Im vergangenen Jahr konnte die Johannesgemeinde dank des starken Bücherkaufs der Bevölkerung die Rekordsumme von 5000 Euro überweisen. Allein seit 2010 sind für die Kinder 30000 Euro zusammengekommen.  air

Infos im Internet

ev-johannesgemeinde.de

Auch interessant

Kommentare