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Eltern sind verunsichert, ob es mit einem Kita-Platz klappt

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Auch ohne Coronavirus-Krise wurde und wird das Thema Kita-Betreuung derzeit in den sozialen Medien rund um Neu-Isenburg eifrig diskutiert . Foto: dpa Unser Problem sind derzeit nicht fehlende Kindergartenplätze, sondern eine nicht so gute Kommunikation rund um das Thema der Platzvergabe. Bürgermeister Herbert Hunkel
Auch ohne Coronavirus-Krise wurde und wird das Thema Kita-Betreuung derzeit in den sozialen Medien rund um Neu-Isenburg eifrig diskutiert . © dpa

Hat Neu-Isenburg genug Kindergartenplätze? Betroffene Eltern zeigen sich besorgt - die Stadt äußert sich.

Neu-Isenburg –  Ein anderes Thema, das in Sachen Kinderbetreuung in den vergangenen Wochen aufgekommen ist, wird indes vermutlich noch länger diskutiert werden: Die Rede ist von der Frage, ob Neu-Isenburg mit ausreichend Kindergartenplätzen versorgt ist. Die war jüngst mehrfach zu hören.

War es in den vergangenen Jahren so, dass aus den umliegenden Städten die Listen unversorgter Kinder unter drei Jahren, aber auch im normalen Kindergartenalter immer länger wurden, war Neu-Isenburg indes eine Art Insel der Glückseligkeit, weil hundert Prozent aller Anfragen auf Betreuung erfüllt werden konnten. 

Mit den Neubaugebieten, dem Anstieg der Geburtenrate und der Nachverdichtung in der Stadt – und daraus folgend mehr Kindern – entsteht der Eindruck, dass es auch in Isenburg künftig schwerer werden könnte, einen Kita-Platz zu ergattern.

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: Gibt es genug? 

Diese Befürchtung hat zumindest Asyenne-Charis Haskovic. Sie hat ihre im Juli 2017 geborene Tochter, wie auch den im Februar 2019 geborenen Sohn, direkt nach der Geburt in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen angemeldet. 

Ihr geht es jetzt vor allem um eine zuverlässige Perspektive: „Meine Elternzeit endet im Januar 2021. Es wäre schön, wenn ich dann guten Gewissens arbeiten gehen könnte und meine Kinder schon eingewöhnt sind. Aber von der Stadt bekomme ich keine verbindliche Zusage, dass meine Tochter noch in diesem Jahr in den Kindergarten gehen könnte“, berichtet die zweifache Mutter. In all den Elternkreisen, in denen sie unterwegs ist, herrsche eine große Unsicherheit, ob es denn mit der Kinderbetreuung klappe.

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: SPD-Fraktion sucht Lösungen

Auch in den sozialen Netzwerken wurde das Thema in den vergangenen Wochen sehr präsent. Die Sozialdemokraten machen sich ebenfalls Gedanken um nicht ausreichende Betreuungsplätze. Sie fordern eine Reaktion von der Stadt und auch den Fraktionen. 

Die Mitglieder der SPD-Fraktion haben sich auch schon Gedanken gemacht, wie Neu-Isenburg schnell mehr Plätze schaffen könnte: „Es gibt eine Vielzahl von Anbietern für Interimsgebäude in Modulbauweise, die auch bedarfsgerechte und ansehnliche Gebäude in kurzer Zeit liefern können. Der ehemalige Schulhof hinter der Alten Goetheschule bietet sich geradezu an für eine Interimslösung“, skizziert der SPD-Vorsitzende Florian Obst Möglichkeiten.

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: Bürgermeister bleibt optimistisch

„Auch stehen leere Gewerbeflächen in Innenstadtlage zur Verfügung. Diese könnten auf eine Nutzung als Mini-Kita oder Krabbelstube geprüft werden. Bei Eignung könnten dort kurzfristig Räumlichkeiten für den Zweck der Kinderbetreuung entstehen“, so Obst weiter. Die SPD ziehe parlamentarische Mittel in Erwägung, um den Problemen entgegenzutreten.

Bürgermeister Herbert Hunkel ist dagegen weiterhin sehr optimistisch, dass die Stadt auf alle Platzwünsche reagieren kann. „Unser Problem sind derzeit nicht fehlende Kindergartenplätze, sondern eine nicht so gute Kommunikation rund um das Thema der Platzvergabe“, gesteht der Rathauschef eine, wie er es ausdrückt, „gewisse Bringschuld“ der Stadt ein. 

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: Anmeldesoftware veraltet

Die Verwaltung arbeite mit einem älteren Softwaresystem. „Damit haben wir das Problem, dass die Eltern Nachricht bekommen, dass ihre Anmeldung bei uns eingegangen ist, aber danach eben keine weiteren Informationen. Das ist nicht so glücklich“, erläutert Sonja Ohr, Leiterin des städtischen Fachbereichs Kinder und Jugend, die Details. 

Der Fachbereich arbeite schon an der Installation einer neuen Software. Damit alle Eltern darüber informiert werden, kündigt Herbert Hunkel für diese Woche einen Infobrief an die Eltern an, der für mehr Transparenz sorgen soll.

Grundsätzlich sei die Situation nicht anders als in den vergangenen Jahren. Laut dem aktuellen Bedarfsplan der Kinderbetreuung für das Jahr 2019/20 stehen in Isenburg 1372 Plätze zur Verfügung, die laut dem Plan ausreichend sein müssten.

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: Erzieherstellen werden gut besetzt

„Im Moment sieht es so aus, dass wir aufgrund des Personalmangels nicht alle Stellen besetzt haben. Aber wir haben sieben Auszubildende, die im Sommer fertig werden und die wir übernehmen wollen – und wir werden auch wieder eine Werbeaktion starten, die in der Vergangenheit sehr erfolgreich war“, sagt Sonja Ohr.

Grundsätzlich seien die Erzieherstellen in Neu-Isenburg noch gut zu besetzen, weil die Stadt nach der höchst-möglichen Tarifstufe bezahlt, plus Zuschlag in Höhe der Hälfte der Summe in die nächsthöhere Tarifstufe. Die Stadt bilde möglichst viele Erzieher selbst aus, habe eine erfolgreiche Kooperation mit Fachkräften aus Spanien und nutze jede Möglichkeit der Erweiterung von bestehenden Kitas. 

Angekoppelt an die Kita im Familienzentrum Kurt-Schumacher-Straße ist die Einrichtung einer Waldgruppe geplant, in Gravenbruch entstehe derzeit eine Zusatz-Gruppe und in der Friedrich-Liszt-Straße wird ein Container für eine Minikindergartengruppe gestellt, sodass in der Kurt-Schumacher-Straße Platz für eine weitere U3-Gruppe frei wird.

Kindergartenplätze in Neu-Isenburg: Freie Träge haben Probleme

Ein bisschen schwieriger haben es nach Einschätzung von Hunkel und Ohr die freien Träger in der Stadt, die wohl einige Stellen nicht besetzt haben. „Vielleicht können wir helfen, wenn es für Erzieher interessanter ist, direkt bei der Kommune angestellt zu sein“, kündigt Hunkel Unterstützung an.

Er habe in den vergangenen Tagen schon persönlich einige Gespräche mit beunruhigten Eltern geführt: „Ich möchte nicht, dass sich das Thema hochschaukelt und Verunsicherung entsteht. Kinderbetreuung hat für mich die höchste Priorität“, betont der Rathauschef. Der neue Bedarfsplan mit den konkreten Zahlen für 2020/21 soll im Mai der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Von Nicole Jost

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