Damit in der Hugenottenhalle Neu-Isenburg alles glatt läuft

Ein Blick hinter die Kulissen der Hugenottenhalle Neu-Isenburg offenbart so manche Überraschung. Die sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Bereiche öffnen der technische Leiter Ralph Schrod und Laura Nowozamsky vom Kulturbüro. Der Blick Backstage ist auch interessant angesichts des bevorstehenden Umbaus.
Neu-Isenburg - Über eine „Hühnerleiter“ erreicht man die Ebene direkt über der Bühne. Von oben wirkt der Blick in die Tiefe noch imposanter. „Das hat schon seine zwölf Meter“, meint Ralph Schrod. Über einen recht schmalen Umlauf erreicht man Scheinwerfer, Spots, Seilwinden, Schiebegestänge und unzählige Schalter. „Laura, mach mal das Beauty-Licht“, bittet Schrod die Veranstaltungskauffrau. Sie greift in eines der vielen Fächer, die mit Filterscheiben bestückt sind – und alle tragen eine Nummer. „Ja, den mit der 154“, weiß der Fachmann. Wenn dieser leicht orange-rot gefärbte Filter vor den Scheinwerfer gesetzt wird, dann zaubert er ein stimmungsvolles Licht. Andere Filter sind für neutrales Licht oder Effekte. „Die Nummern auf den Filtern sind international gleich“, erklärt Schrod.
„Ach du meine Güte, blickt da noch jemand durch?“, fragt Bürgermeister Gene Hagelstein, der beim Rundgang mit dabei ist, als er die vielen Zugseile sieht, die alle mit einem Elektro-Motörchen versehen sind. „Ja klar, das ist alles logisch aufgebaut und hat System“, so die Antwort des Chef-Haustechnikers. Bei schweren Lasten, die mal höher, mal tiefer hängen müssen, gibt es zur Entlastung von Gestängen und Seilen entsprechende Gegengewichte. „Die müssen noch per Hand aufgesetzt werden – wie in einer Muckibude“, scherzt Schrod. Von der Bühnentechnik ist er fest überzeugt, dass sie auch künftigen Anforderungen noch gerecht wird: „Wer das damals geplant und eingerichtet hat, der hat mal locker 50 Jahre weiter gedacht.“
Aber es geht noch höher – wieder über eine recht enge Leiter, dann muss man sich durchs Gestänge zwängen. „Jetzt sind wir genau über dem großen Saal, also dem Theo-Wershoven-Saal“, erklärt Schrod. Dort sieht es aus, als würde eine riesige Krake ihre silbrigen Arme ausbreiten. Dabei handelt es sich um die Be- und Entlüftungsanlage. Gerade jetzt in Zeiten von Corona läuft alles auf Hochtouren. „Das ist alles noch einigermaßen zeitgemäß, doch bei einem Umbau muss das alles erneuert werden“, verweist Schrod auf neue Vorschriften und das Alter der Anlage. Es könnte in naher Zukunft keine passenden Ersatzteile mehr geben und auch die sensible Schalttechnik sollte auf den neuesten Stand gebracht werden. „Und hier oben lagen zu Anfang die Beleuchter auf dem Bauch, um unten im Saal für die Lichteffekte zu sorgen. Das war ein richtig heißer Job, denn die Lampen haben ordentlich Wärme abgestrahlt“, weiß Schrod von den Anfängen seines Jobs.
Danach geht es in den vermeintlich kühlen Untergrund. „Wir sind zwar im Keller, doch kühler ist es an den meisten Stellen auch nicht“, meint der Haustechniker und öffnet mit seinem Schlüssel eine Tür, hinter der es leise brummt. „Das sind nur Nebengeräusche, wenn dieses Ding hier anspringt, dann flattern die Ohren“, zeigt Schrod einen betagten, aber immer noch sehr zuverlässigen Koloss. Es ist das von einem Dieselmotor angetriebene Notstromaggregat. „So ein zuverlässiges Teil bekommt man heute wohl nicht mehr, aber ich glaube, seine Tage sind ebenfalls gezählt“, blickt er in die Zukunft. Alle zwei Wochen wird die Notstromversorgung überprüft, denn im Notfall kann sie lebensrettend sein. Nicht minder aufwendig ist die Technik der Wasseraufbereitung. „Hier sehe ich jeden Tag nach, ob alle Werte in Ordnung sind“, so Schrod. In diesem Bereich sei eine Erneuerung notwendig.
Von der ganzen Technik, die dafür sorgt, dass in der Hugenottenhalle alles reibungslos funktioniert, bekommt das Publikum natürlich nichts mit. Je geräuschloser alles abläuft, desto besser.
Von Leo F. Postl
