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Die Welt mit Worten öffnen - Kinderschutzbund bietet Unterstützung

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Von: Nicole Jost

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Spielerisch den Sprachschatz erweitern: Sozialpädagogin Sabrina Lenz leitet den Kurs „Bewegte Sprache“ im Familienzentrum in Isenburg.
Spielerisch den Sprachschatz erweitern: Sozialpädagogin Sabrina Lenz leitet den Kurs „Bewegte Sprache“ im Familienzentrum in Isenburg. © jost

Zu den vier Silben von „Gu-ten Mor-gen“ klatschen zwei Jungen und drei Mädchen im Bewegungsraum der Kita des Familienzentrums Kurt-Schumacher-Straße zwei Mal in die Hände und zwei Mal in die des Gegenübers. Immer wieder wünschen sie sich dabei einen guten Morgen – und üben so, die Begrüßung laut auszusprechen. Pädagogin Sabrina Lenz ermuntert die Kinder zu sprechen, sich zu bewegen und umsichtig miteinander umzugehen.

Neu - Isenburg - Schon seit vielen Jahren arbeitet das Kita-Team vom Familienzentrum mit dem Kinderschutzbund Westkreis Offenbach bei der Sprachförderung zusammen. Das dafür genutzte Programm „Bewegte Sprache“ ist das Ergebnis von zehn Jahren Entwicklungsarbeit mit Fachleuten. Ein Handbuch mit vielen Materialien und eine umfassende Schulung befähigen Erzieher selbst dazu, das Programm zur Sprachförderung in ihrer Kita zu nutzen.

Die Stadt Neu-Isenburg geht bei der Einrichtung in der Kurt-Schumacher-Straße noch einen Schritt weiter, der Kinderschutzbund ist beauftragt, den Kurs zu leiten. „Wir kommen mit ausgewählten Kindern ein halbes Jahr lang drei mal in der Woche für eineinhalb Stunden in Kleingruppen bis zu acht Kindern zusammen“, erläutert Sabrina Lenz. „Ganz bewusst nutzen wir dazu das vorletzten Kindergartenjahr, um eventuelle Lücken vor der Einschulung zu schließen.“ Das spielerische Lernen verknüpft die Förderung der sprachlichen und der motorischen Entwicklung der Kinder mit der Stärkung der Persönlichkeit – und fördert gleichzeitig den respektvollen Umgang miteinander.

Es  ist schön zu beobachten, wie die Kinder miteinander agieren – ganz egal wie unterschiedlich weit sie in der eigenen Entwicklung der Sprache sind. Auch wenn ein Kind ein Spiel mal nicht mitmachen will, ist Sabrina Lenz sehr geduldig: „Jetzt ist einer der Jungs gerade zurückhaltend, das macht gar nichts, er lernt auch vom Zuschauen und Zuhören. Für gewöhnlich haben die Kinder schnell wieder Lust, sich zu beteiligen.“

Sie hat recht, nach wenigen Minuten fügt sich der Fünfjährige in das Spiel ein. Die Übungen finden sich in der Welt der Kinder wieder. Sie kommen an ihre Grenzen, gehen selbst darüber hinaus. Die Kinder lernen neue Worte, neue Sätze, ohne damit überfordert zu sein. „Das achtsame Miteinander ist zur Schulung der emotionalen und sozialen Kompetenz idie Basis der Sprache“, erläutert Ursula Abeln, Ehrenvorsitzende des Kinderschutzbunds Westkreis Offenbach, die das Projekt mit aus der Taufe gehoben hat und immer noch gerne betreut.

Wichtig ist bei der Sprachförderung, alle mit ins Boot zu holen. Die Erzieher kennen die Kinder gut, wissen, welchem Kind der Kurs gut tun wird. Die Eltern der Kinder werden in Elterngesprächen informiert, was in den Kursstunden passiert. „Sie bekommen von jeder Einheit eine Zusammenfassung mit nach Hause. Das hat schon mehr als einmal dazu geführt, dass Eltern dann sagen, ich mache jetzt einen Deutschkurs“, berichtet Ursula Abeln von den guten Erfahrungen. Auch besonderer Förderbedarf bei einzelnen Kindern fällt in den Kleingruppen leichter auf und Fördermaßnahmen können in die Wege geleitet werden. Bei den Kindern setzt die bewegte Sprache ganz neue Kräfte frei. Sie wachsen an den Aufgaben, werden selbstbewusst und lernen Rücksicht zu nehmen. „Ich werde das nie vergessen. Einmal hat ein Junge gesagt: ‘Ich muss jetzt nicht mehr spucken, ich habe jetzt Worte’“, erzählt Abeln.

Gerne würde der Kinderschutzbund mehr Kindern die „Bewegte Sprache“ zukommen lassen. Zum einen freut sich Ursula Abeln über jede Kita, die sich mit dem Programm beschäftigt, das Handbuch bestellt und Schulungen bucht. Aber der Kinderschutzbund ist zudem auf der Suche nach pädagogischen Fachkräften, die im Auftrag die Kurse an den Kitas anleiten können. „Wir möchten gerne alle Anfragen auch bedienen“, sagt Ursula Abeln. Erzieher, Sozialpädagogen oder andere pädagogische Fachkräfte und auch Kitas können sich beim Kinderschutzbund informieren.

Infos im Internet

kinderschutzbund-wko.de

Von Nicole Jost

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