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Neu-Isenburg: DuPont mit riesiger Photovoltaikanlage auf dem Weg zur Klimaneutralität

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Die US-amerikanische Firma DuPont hat in Neu-Isenburg eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach in Betrieb genommen und will klimaneutral werden.

Neu-Isenburg - Wenn das von der Bundesregierung beschlossene Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 erreicht werden soll, müssen beim Umstieg auf erneuerbare Energien alle kräftig Gas geben und beim Ressourcenverbrauch auf die Bremse treten. Die geplante Emissionsminderung erfordert vor allem in den Wirtschaftssektoren große Investitionen. Der amerikanische Konzern DuPont will seinen Traditionsstandort in Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) schon im nächsten Jahr klimaneutral machen. Das Unternehmen hat jetzt auf dem Dach der Produktionsstätte eine riesige Photovoltaikanlage in Betrieb genommen.

Auf dem Weg in eine grüne Zukunft werden die Dächer in der Stadt zunehmend schwarz. Derzeit sind nach Darstellung der Stadtwerke auf 214 Dächern Photovoltaikanlagen installiert. Vor zehn Jahren hat man mithilfe von Google Earth aus der Vogelperspektive nur auf 90 Dächern schwarze PV-Module erkennen können. Die rund zwei Quadratmeter großen Rechteck-Segmente wandeln Sonnenstrahlen in Strom um. Durch sie mutiert die Vision der Klimaneutralität zur Realität, sie helfen dabei, von suspekten Energielieferanten unabhängig zu werden.

Das typische Novemberwetter mit Wolken über Neu-Isenburg gefällt Dr. Lars Rose gar nicht. Mehr Sonnenschein bringt eine große Menge an Strom vom Dach in die Produktionshallen von DuPont.
Das typische Novemberwetter mit Wolken über Neu-Isenburg gefällt Dr. Lars Rose gar nicht. Mehr Sonnenschein bringt eine große Menge an Strom vom Dach in die Produktionshallen von DuPont. © air

Neu-Isenburg: DuPont aus den USA installiert riesige Photovoltaikanlage auf dem Dach

Die Produktion von Strom durch die Sonne ist eine Möglichkeit, Emissionen zu reduzieren, das Energiesparen die andere. „Jede Kilowattstunde zählt“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck dieses Jahr auf seiner internationalen Energie-Einkaufstour.

Zurück zur Basis auf lokaler Ebene, wo das in der Praxis umgesetzt wird, was in Berlin beschlossen wurde. Mit seiner Jacke in der gelben Signalfarbe setzt Dr. Lars Rose, Leiter Produktionstechnologie-Qualität bei DuPont, visuell einen starken Kontrastpunkt, wenn er auf dem Dach der beiden Produktionshallen zwischen der riesigen dunklen Fläche an Modulen steht. Knapp 340 Platten, die wie der Sonne zum Gruß auf Alu-Schienen leicht angewinkelt befestigt sind, bilden den 1500 Quadratmeter großen glatten Nährboden, auf dem sich an wolkenlosen Tagen eine gigantische Menge an elektrischer Energie entwickelt.

Von den Modulen wird der frisch gepresste, besser gewonnene Saft über fünf Wechselrichter in das interne Stromnetz von DuPont geleitet. Die Leistung der Photovoltaikanlage beträgt in sonnigen Momenten bis zu 125 Kilowattstunden. Bei acht Stunden Sonneneinstrahlung wären das im besten Fall 1000 Kilowattstunden am Tag. Doch das ist eher ein theoretischer Wert, der weder im dunklen November, noch an verregneten Junitagen in der Produktionsbilanz auftaucht. Mit Blick auf den Verbrauch eines typischen Einfamilienhauses, in dem pro Jahr rund 4500 Kilowattstunden benötigt werden, generiert DuPont auf dem Dach die Energie für ungefähr 50 Häuser.

Photovoltaik in Neu-Isenburg: DuPont mit dem Ziel Klimaneutralität

Alles ist relativ. Der Anteil des selbstproduzierten grünen Stroms vom Dach macht am Gesamtverbrauch im DuPont-Werk nach Darstellung von Rose ungefähr ein Drittel aus. Unter den Modulen laufen in den Räumen und Hallen rund um die Uhr im Dreischicht-Betrieb und – bis auf fünf Tage – fast das ganze Jahr über die Maschinen und Geräte. Nur an Heiligabend, an Weihnachten, Silvester und am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, stehen alle Räder still.

Bei DuPont, der Global Player zählt zu einem der weltweiten größten Unternehmen der Chemischen Industrie, sind in der Verwaltung im Süden der Hugenottenallee und einen Steinwurf entfernt in der Produktion in der DuPont-Straße rund 300 Menschen beschäftigt. Die Firma stellt in Neu-Isenburg flexible Druckplatten her. Nicht irgendwelche, sondern Cyrel ist ein gefragtes High-Tech-Produkt, das im breiten Spektrum der Verpackungsindustrie einen festen Platz gefunden hat. Bedruckt werden kann fast alles: Zahnpasta-Tuben, Jute-Säcke, Hygiene-Produkte, Knabberzeug-Tüten, Getränkekartons.

„Im nächsten Jahr werden wir klimaneutral“ - DuPont in Neu-Isenburg investiert in Klimaschutz

Bei DuPont hat Arbeitssicherheit Tradition, nicht zuletzt weil der Firmengründer 1802 bei der Produktion von Schwarzpulver in der Anfangszeit für Explosionen sorgte. Seit 1811 und bis heute gelten bei DuPont strenge Sicherheitsregeln, über die auch in Neu-Isenburg jeder Besucher am Eingang informiert wird („Immer schön das Treppengeländer nutzen“). „Wir hatten seit 30 Jahren keinen Unfall mit Arbeitszeitausfall“, sagt Dr. Johannes Bohn, Leiter des Isenburger Werks, das bei der Verminderung des Kohlendioxidausstoßes eine Vorreiterrolle einnehmen will. „Im nächsten Jahr werden wir klimaneutral“, betont der Firmenchef. Neben dem auf dem Dach produzierten Sonnenstrom kauft DuPont Ökostrom ein. Derzeit fließt noch Gas ins Werk, doch diese Energie wird, so Bohn, in den nächsten Monaten ebenfalls auf Ökostrom umgestellt.

DuPont scheint mit seinen Klimaschutzzielen auf dem Markt weit vorn zu liegen. Nur die Hälfte der Unternehmen in Deutschland hat laut einer Umfrage der Kreditanstalt für Wiederaufbau den Klimaschutz in der eigenen Unternehmensstrategie verankert. Konkrete Treibhausgasminderungsziele gibt es nur in 13 Prozent der Firmen, nur jede sechste kennt den eigenen „CO₂-Fußabdruck“, heißt es im „KfW-Klimabarometer“. Auf die Frage, was Unternehmen bräuchten, um mehr in Klimaschutz zu investieren, gab es meistens die Antwort: „Wirtschaftliche Anreize sowie schlanke Planungs- und Genehmigungsverfahren sind wesentliche Stellhebel für grüne Transformation der Wirtschaft.“ (Achim Ritz)

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