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Ein eigener Weg in Zeppelinheim als Würdigung

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Von: Barbara Hoven

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.Das Bild entstand im Jahr 2011 im Zeppelinmuseum, als Bürgermeister Herbert Hunkel  im Namen der Stadt die Hugenottenmedaille an Werner Franz verlieh.
Das Bild entstand im Jahr 2011 im Zeppelinmuseum, als Bürgermeister Herbert Hunkel im Namen der Stadt die Hugenottenmedaille an Werner Franz verlieh. © postl

Ein eigener Weg als weitere, postume Würdigung: Diese Ehre soll im Stadtteil Zeppelinheim einem Mann zuteil werden, der ein echter „Zeppeliner“ mit Herz und Seele war. Die Rede ist von Werner Franz, geboren am 22. Mai 1922 in Frankfurt-Bonames. Als 14-jähriger Kabinenjunge war er auf der letzten Reise der Hindenburg dabei.

Neu-Isenburg - Er überlebte das Unglück von Lakehurst am 6. Mai 1937 und war nach wie vor begeistert von der Luftschifffahrt. Der Verein für Zeppelin-Luftschifffahrt in Zeppelinheim, der ihn zum Ehrenmitglied ernannte, konnte über viele Jahre beim Aufbau des Vereins und des Zeppelinmuseums auf seine Unterstützung zählen.

Anlässlich seiner Ernennung zum Ehrenmitglied zeichnete die Stadt den damals 89-jährigen Werner Franz außerdem im Jahr 2011 mit der Hugenottenmedaille aus – als Anerkennung für seine Pionierarbeit. Am 13. August 2014 starb Werner Franz im Alter von 92 Jahren in Frankfurt. Zum Zeitpunkt seines Todes war er das letzte überlebende Mitglied der Hindenburg-Besatzung.

„Die Mitglieder des Vereins für Zeppelin-Luftschifffahrt Zeppelinheim hatten den Wunsch geäußert, den Fußweg zwischen Kapitän-Lehmann-Straße und Flughafenstraße, der direkt an Zeppelinmuseum und Kita entlangläuft, in Werner-Franz-Weg zu benennen“, erläutert der Rathauschef in einer Drucksache zum Thema „Wegbeschilderung Zeppelinheim Hundertmorgenschneise“, die dem Ortsbeirat jüngst zur Kenntnisnahme vorgelegt wurde. Angedacht ist eine Beschilderung mit einem grünen, nicht offiziellen Wegeschild. „Der Ortsbeirat war damit einverstanden“, bilanziert Hunkel im Nachgang der Sitzung. Das Schild werde nun angefertigt. „Die Witwe von Werner Franz, Annerose Franz, ist Mitglied im Verein für Zeppelin-Luftschifffahrt und würde sich nach Auskunft aus dem Vorstand über eine entsprechende Wegebenennung sehr freuen“, schreibt Hunkel weiter.

Werner Franz hat zahlreiche Interviews mit Journalisten und Dokumentarfilmern über seine Erfahrungen als Kabinenjunge der Hindenburg gegeben. Christian Kunz, der Leiter des Zeppelinmuseums, verweist zudem auf „das sehr gute Kinderbuch über seine Zeppelinzeit, das mit ihm zusammen kurz vor seinem Tod entstanden ist“. Es heißt „Mit dem Zeppelin nach New York: Die Geschichte vom Kabinenjungen Werner Franz“ , stammt aus der Feder von Stephan Martin Meyer und Thorwald Spangenberg und wird auch im Museumsshop in Zeppelinheim verkauft.

Christian Kunz hat weitere, lesenswerte Informationen zu Werner Franz zusammengetragen: „Sein Vater war Telefonist in einem Frankfurter Hotel, doch Anfang 1936 erkrankte er und konnte nicht mehr arbeiten. Werner Franz war nach der Schule monatelang auf der Suche nach einer Lehrstelle.“ Sein Bruder Günter, Kellnerlehrling im Frankfurter Hof, habe ihm über den Direktor des Frankfurter Hofs eine Stelle als Kabinenjunge auf dem Luftschiff LZ 129 Hindenburg vermittelt.

„Sein Gehalt sollte 60 Mark betragen, was in den späten 1930er Jahren eine große Summe für einen 14-Jährigen war“, hat Kunz recherchiert. So war er an Bord der „Hindenburg“, als es am 6. Mai 1937 zum Unglück kam. „Ursprünglich war der Name von Werner Franz fälschlicherweise auf der offiziellen Liste der Vermissten im Wrack aufgeführt. Daher wurde er in vielen der ersten Zeitungsberichte entweder als vermisst oder als tot aufgeführt“, hat Kunz erfahren. „Er ließ seinen Eltern daher sofort ein Telegramm schicken, in welchem er ihnen mitteilte, dass er am Leben und unverletzt sei.“

Als er vor dem Untersuchungsausschuss zum Unglück aussagen musste, waren seine ersten Worte: „Herr Oberstleutnant, wenn der nächste Zeppelin fertig ist, darf ich dann wieder mit ihm fliegen?“. Werner Franz kehrte zwei Tage später mit anderen überlebenden Besatzungsmitgliedern – hauptsächlich Stewards und Küchenpersonal – an Bord des Dampfers „Europa“ nach Deutschland zurück.

Franz überlebte den Zweiten Weltkrieg und machte anschließend Karriere als Mechaniker für Präzisionsinstrumente bei der Deutschen Bundespost.

Aus seiner lebenslangen Liebe zum Eislaufsport habe er eine Nebenkarriere als professioneller Rollschuh- und Eislauftrainer gemacht, berichtet Kunz weiter. „Er trainierte im Laufe der Jahre viele Schüler, darunter die olympische Silbermedaillengewinnerin Marika Kilius.“

„Mit der Wegebenennung an zentraler Stelle in Zeppelinheim und unmittelbar am Zeppelinmuseum wollen wir an die besondere Lebensgeschichte von Werner Franz und sein großartiges Engagement erinnern. Sobald der Verlauf der Pandemie es zulässt, werden wir die Beschilderung offiziell vornehmen“, sagen Hunkel und Ortsvorsteher Sebastian Stern.  hov

Dieser Abschnitt der Hundertmorgenschneise soll bald Werner-Franz-Weg.
Dieser Abschnitt der Hundertmorgenschneise soll bald Werner-Franz-Weg. © -Postl

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