Eine illustre Gesellschaft im Neu-Isenburger Rathaus

Es ist eine „illustre Gesellschaft“, die da im Foyer des Neu-Isenburger Rathauses auf die Besucherinnen und Besucher wartet. Zu sehen sind die beeindruckenden Ergebnisse des jüngsten Keramikkurses der Volkshochschule unter der Leitung von Dozentin Anne Thiele.
Neu-Isenburg - Beim Gang durch die Schau fühlt man sich beobachtet von einer Fratze, die aus einem Korb lugt, von einer geheimnisvollen Waldfrau oder auch von einer fein herausgearbeiteten Büste einer modernen Nofretete. Es hängen aber auch Reliefs verschiedener „Gesichtszüge“ an den Ausstellungswänden, dazwischen stehen Stelen, die von markanten Köpfen gekrönt werden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des VHS-Kurses präsentieren ihre persönlichen Ergebnisse der Gestaltung von Köpfen, deren Charakter sich im Rahmen der Treffen entwickelt hat.
In seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung verweist Stadtrat und Dezernent für das Ehrenamt Patrick Föhl nicht nur auf die Bedeutung eines faszinierenden Hobbys für jeden Einzelnen, sondern auch auf die vorhandene Kreativität, die von einer besonders engagierten und einfühlsamen Dozentin entdeckt und gefördert wird. „Und ist dann ein Kunstwerk besonders gut gelungen, wirkt sich das nachhaltig positiv auf dessen Schöpferin oder Schöpfer aus“, meint Föhl.
Nicht minder begeistert von den geschaffenen Kunstwerken, aber insbesondere auch von der Art und Weise, mit der Anne Thiele ihre Schützlinge begleitet, ist Sabine Wershoven. „Ich würde sie, wenn ich es nur könnte, klonen – am besten gleich zehnfach“, zeigt sich die VHS-Geschäftsführerin begeistert. „Sie schaut nicht auf die Uhr, legt das Material nicht auf die Goldwaage, sie arbeitet und begleitet die Menschen so lange, wie sie es wünschen“, beschreibt Wershoven die Arbeit von Anne Thiele. Damit verbunden ist ein Dank an die VHS-Dozentin für ihr Engagement während der Corona-Zeit. „Was irgendwie möglich war, hat sie auch gemacht.“ Als Beispiele nennt Wershoven die Teilung von Gruppen und das Arbeiten im Garten der Dozentin, um die Verbindungen aufrecht zu erhalten. „Das ist ein Geben auf Gegenseitigkeit, ich bekomme in den Gesprächen mit den Teilnehmern auch so viel zurück, was ich sonst nicht bekommen hätte“, beschreibt die mittlerweile 79-Jährige ihren ungebrochenen Tatendrang.
Noch mehr begeistert vom Engagement sind die Teilnehmer des Keramikkurses selbst. „Ich bin durch meine Nachbarin, die schon seit vielen Jahren bei Anne Thiele in verschieden Töpferkursen war, zu ihr gekommen“, erzählt eine junge Frau. Und in der Corona-Zeit, in der es nichts zu tun gab, habe sie sich auf die Termine gefreut.
Dass es nicht immer perfekt läuft, berichtet Sylvia Heß, eine der fleißigsten Teilnehmerinnen. „Als mir bei meinem Gesicht nach dem Brennen der ganze Unterkiefer weggebrochen war, hat mir Anne Thiele einfach einen neuen Batzen Ton hingelegt“, schildert die Isenburgerin. Nun liegt der „Toni“ als Erdgeist in einem Gefäß und aus dem neuen Batzen Ton ist ein echtes Kunstwerke geworden, das sich sehen lassen kann – wie die anderen Objekte auch.
Anregungen für ihre Arbeit hat sich Ute Ophoff bei einem Chorkonzert in Dreieichenhain geholt. „Mich haben die Personen selbst, aber auch ihre besondere Kleidung inspiriert. Das habe ich versucht, umzusetzen“, erklärt sie. Nachdem ihr die Umsetzung der beiden Charaktere „einigermaßen“ gelungen war, hat sie sich daran gemacht, auch deren Kleidung entsprechend zu schneidern und zu nutzen.
Aus der Kursaufgabe „Das figürliche Arbeiten mit Ton“ entstanden recht unterschiedliche Charaktere, die regelrecht zu einer Ausstellung einluden. Schnell war der Namen „Eine illustre Gesellschaft“ geboren, der überaus passend ist. An der sehenswerten Ausstellung beteiligen sich: Sabine Bonn, Helmut Geiß, Dr. Oliver Geiss, Heike Gleim, Esther Hahn, Sylvia Hess, Ilka Kiefer, Nicole Kleibauer, Dr. Ellen Krause, Claudia Odenweller, Ute Ophoff, Jutta Perino, Claudia Riffer, Stefanie Scherer, Sabine Stang, Kristina Worms-Otto und die Dozentin Anne Thiele.
Die „illustre Gesellschaft“ macht im Foyer des Rathauses, Hugenottenallee 53, noch Station bis zum Freitag, 28. Oktober.
Von Leo F. Postl
