Eine Plattform für moderne Kunst in Neu-Isenburg

Der modernen zeitgenössischen Kunst hat sich Tiberius Verman in Neu-Isenburg verschrieben. Sie ist nicht nur ein Hobby von ihm, sondern mit seiner Galerie Tiberius setzt er sich seit Jahren dafür ein. Sein Ziel ist es, junge und noch nicht etablierte Künstler auf ihrem Weg zu begleiten. Die Galerie in der Bahnhofstraße 3 ist die einzig privat geführte in der Hugenottenstadt.
Neu-Isenburg - Angefangen hatte alles 1982, als Verman nach seinem Weggang aus Rumänien als Bildeinrahmer in zwei renommierten Frankfurter Galerie anfing. „Dort hat sich meine Liebe zur Kunst entwickelt“, sagt der 61-Jährige. Er war zwar der Handwerker, wurde aber vom Galeristen zu Vernissagen mitgenommen und in die Kunstszene eingeführt, wodurch er viel für seinen weiteren Werdegang lernte.
1996 kam Verman nach Neu-Isenburg, wo der Entschluss fiel, sich selbstständig zu machen. Er blieb zwar Bildeinrahmer, verband dies aber mit einer eigenen Galerie. So entstand das „atelier für kunst und rahmen“ in der Frankfurter Straße, bevor es 2006 in die lichtdurchfluteten Räume im Herzen der Fußgängerzone ging. Dort will er Kunst dem interessierten Publikum zugänglich machen: „Ich möchte mit der Galerie einen Ort der Besinnlichkeit und Geselligkeit schaffen.“
In der Galerie Tiberius sind pro Jahr vier bis fünf Ausstellungen zu sehen. Neben neuen Arbeiten seiner „Stammkünstler“ will Verman auch aufstrebenden Talenten eine Plattform bieten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Malerei und Zeichnungen. „Für große Skulpturen habe ich keinen Platz“, erzählt er.
Wichtig ist ihm, seine Künstler zu begleiten und für diese Pionierarbeit zu leisten. Ein Beispiel dafür ist Hanelore Lott, deren aktuelle Arbeiten unter dem Titel „Soul“ noch bis 6. November in der Galerie zu sehen sind. Bereits seit 20 Jahren arbeitet er mit der Künstlerin zusammen. „Ihre Entwicklung gefällt mir sehr“, zeigt Verman auf die Arbeiten, deren abstrakte Oberflächen in vielen transparenten Schichten gemalt sind. Daneben finden sich Grafiken in Kohle. Die Werke sind zum Teil abstrakt und zum Teil gegenständlich, was ein weiteres Markenzeichen der Galerie ist. „Ich mag sowohl abstrakte als auch gegenständliche Kunst, solange sie modern sind.“ Und die Qualität muss stimmen.
Von der Galerie allein könnte Verman nicht leben. Er ist deshalb weiter Bildeinrahmer und hat dadurch auch Abnehmer für die bei ihm gezeigten Werke gefunden. Viele seiner Kunden besitzen hochwertige Kunst, die auch entsprechend gerahmt werden muss. Denn eine konservatorische Einrahmung schützt vor Verschmutzung, Beschädigung, Verblassen der Farben und Vergilben des Papiers. „Auch die Einrahmung ist eine Kunst“, sagt Verman, der über mehr als 35 Jahre Erfahrung verfügt.
Die beiden Corona-Jahre waren eine schwere Zeit für ihn als Galeristen und die Künstler. Er unterstützte diese beispielsweise 2020 mit der Aktion Künstlertüten, die mit kleinen Kunstwerken versehen auf dem Wochenmarkt vor der Tür der Galerie verkauft wurden.
Die Auswirkungen von Corona haben auch mit der nächsten Ausstellung vom 11. November bis 11. Dezember zu tun. Kornelius Wilkens aus Berlin zeigt unter dem Titel „Aus der stillen Zeit“ Arbeiten, die während der Pandemie entstanden sind. Aktuell zählt Verman 15 Künstlerinnen und Künstler zu seinem Stamm. Neben Gästen ist er aber immer auch auf der Suche nach neuen Künstlern, die dazu kommen könnten. Ein solcher ist Viktor Naimark, der im März 2023 mit Anna Krishnan ausstellt, die zum Stamm der Galerie zählt. Bei der Auswahl spielt die Qualität, aber natürlich auch der persönliche Geschmack eine Rolle. Wichtig ist ihm ebenfalls, dass seine Schützlinge über eine fundierte Ausbildung an einer Kunstakademie verfügen.
Die Galerie Tiberius bereichert als einzig privat geführte die kulturelle Szene Neu-Isenburgs. Verman wünscht sich eine stärkere Zusammenarbeit mit der Stadt, nicht seinetwegen, sondern wegen seiner Künstler, die mehr Beachtung verdient haben.
Die Öffnungszeiten
der Galerie Tiberius in der Bahnhofstraße 3 sind dienstags, donnerstags und freitags von 11 bis 18 Uhr sowie mittwochs und samstags von 11 bis 14 Uhr.
Von Holger Klemm