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Ende einer Ära und Neubeginn in Neu-Isenburg

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Von: Holger Klemm

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Über die Geschenke freuen sich Dirk Gene Hagelstein und sein Mann Jens (links). Mit auf dem Foto sind Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner und der scheidende Bürgermeister Herbert Hunkel. Hagelstein durfte schon einmal probeweise die Amtskette tragen.
Über die Geschenke freuen sich Dirk Gene Hagelstein und sein Mann Jens (links). Mit auf dem Foto sind Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner und der scheidende Bürgermeister Herbert Hunkel. Hagelstein durfte schon einmal probeweise die Amtskette tragen. © -

Es ist ein großer Abend mit bewegenden Momenten. Bei der Festsitzung der Neu-Isenburger Stadtverordneten am Dienstagabend mit 350 Besuchern in der Hugenottenhalle wird Bürgermeister Herbert Hunkel (76) verabschiedet und mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet sowie sein Nachfolger Dirk Gene Hagelstein in das Amt eingeführt. Die Veranstaltung markiert das Ende einer Ära und zugleich einen Neubeginn.

Neu-Isenburg - Der Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner kommt dabei eine tragende Rolle zu, sorgt sie doch für die Laudatio für den scheidenden und das Grußwort für den neuen Bürgermeister. Die Laudatio für Hagelstein hält Erster Kreisbeigeordneter Carsten Müller. Neben der Überreichung der Urkunden, der Verabschiedung und der Vereidigung gibt es Dankesreden der beiden Hauptpersonen sowie zahlreiche Grußworte. Für die Abrundung sorgen Beiträge der Jugendmusikschule.

Trotz der Feststimmung wird der russische Vernichtungskrieg gegen die Ukraine nicht vergessen und mehrmals angesprochen. „Wir sind in Gedanken bei Ihnen“, versichert Wagner und erwähnt den großen Einsatz der Stadtgesellschaft bei der Aufnahme der Flüchtlinge.

Der Stadtverordnetenvorsteherin bleibt die Würdigung des scheidenden Bürgermeister vorbehalten, der insgesamt 61 Jahre in verschiedenen Positionen im Rathaus enormes für die Stadt geleistet und am 10. April seinen letzten Arbeitstag hat. Dabei verrät Wagner, dass Hunkel eigentlich Förster werden wollte und später beinahe nach Ingelheim gegangen wäre. Doch dazu ist es zum Glück für die Stadt nicht gekommen.

Sie erwähnt die Ziele, die er bei seiner ersten Amtseinführung als Erster Stadtrat 1998 nannte und die sich wie ein roter Faden bis heute ziehen. Das sind die Förderung der Gemeinschaft, ein besserer Zusammenhalt, die Förderung des Ehrenamts, weg vom Ämterdenken, Sauberkeit, mehr Sicherheit im Straßenverkehr, die Sanierung des Haushalts sowie die Verwaltungsreform. Hunkel sei ein Mann des Ausgleichs. Für ihn ist Neu-Isenburg eine große Familie in einem großen Haus, niemand bleibt draußen. „Sie sind ein Bürgermeister zum Anfassen. Menschen mitnehmen bei Entscheidungen ist ihr Credo.“ Nach einer Fotopräsentation nennt Wagner ihn „unseren größten Kümmerer und dafür gilt es, von Herzen Dank zu sagen“.

Als Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz wird ihm die Ehrenbürgerwürde und damit die höchste Auszeichnung der Stadt verliehen. Hunkel ist damit der achte Ehrenbürger von Neu-Isenburg. Und dazu gibt es Standing Ovations.

Der Geehrte zeigt sich sichtlich bewegt und spannt den Bogen von seinen Anfangsjahren im Rathaus bis zu Entscheidungen seiner letzten Amtswochen. Er sieht seine Stadt gut aufgestellt und erhofft sich viel durch den Stadtumbau.

In der ersten Runde der Grußworte kommt Landrat Oliver Quilling eine besondere Bedeutung zu, hat er doch als früherer Neu-Isenburger Bürgermeister dafür gesorgt, dass Hunkel Erster Stadtrat und 2010 schließlich Bürgermeister wurde. Gerne erinnert er sich an die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Trotz seiner langjährigen Erfahrungen sei Hunkel auch immer offen für Neues gewesen.

Dr. Jürgen Dieter (Hessischer Städtetag) lobt Hunkel als Vorbild. Nach Meinung von Dr. David Rauber (Hessischer Städte- und Gemeindebund) kann es keine größere Würdigung für einen scheidenden Bürgermeister geben als die Ehrenbürgerwürde. Dreieichs Bürgermeister Martin Burlon als Vertreter der Bürgermeister des Kreises würdigt das kollegiale Verhältnis. Hunkel habe mit seinem großen Erfahrungsschatz immer geholfen. Alexander Fürst von Isenburg lobt das enge freundschaftliche Verhältnis.

Zugleich freuen sich alle Redner auch auf die Zusammenarbeit mit Hagelstein (54). Wagner lobt den künftigen Bürgermeister als sehr aktiven Kommunalpolitiker und überaus engagierten Isenburger. Als SPD-Urgestein habe er sich besonders für soziale Themen und Arbeiterrechte eingesetzt. „Gene Hagelstein ist tief in unserer Stadt verwurzelt, hier aufgewachsen und Mitglied in vielen Vereinen“. Zudem spiele das Ehrenamt für ihn eine große Rolle. Hagelstein habe das Ohr immer bei den Bürgerinnen und Bürgern, nehme ihre Sorgen und Anliegen auf und nehme diese ernst. Auch wenn er über keine eigene parlamentarische Mehrheit verfügt, zeigt sich Wagner optimistisch, dass Magistrat und Stadtverordnete offen auf seine inhaltlichen Impulse reagieren werden: „Denn wir wollen alle nur das Beste für unsere Heimatstadt.“ Auch Erster Stadtrat Stefan Schmitt (CDU) betont die Bereitschaft zu einer guten Zusammenarbeit.

Erster Kreisbeigeordneter Carsten Müller (SPD), der mit Hagelstein seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden ist, bezeichnet ihn als verlässlichen und gut vernetzten Kommunalpolitiker. Durch seine Herkunft aus einfachen Verhältnissen engagiere er sich für die Schwachen und Benachteiligten in der Gesellschaft. Zudem habe er eine unaufgeregte und charmante Art, auf Menschen zuzugehen. Hagelstein habe sich sein Amt erarbeitet.

Nach der Überreichung der Urkunde, der Abnahme des Diensteides, der Verpflichtung sowie der Dankesrede (siehe Kasten) eröffnet SPD-Fraktionschef Markus Munari als Vertreter aller Fraktionen die zweite Runde der Grußworte. Er hebt besonders die authentische Art des neuen Bürgermeisters und sein offenes Ohr für die Bürgerinnen und Bürger hervor. Zugleich geht Munari drauf ein, dass im Wahlkampf von Hagelstein die Regenbogenfarben nicht fehlen durften. „Durch Dich wird Neu-Isenburg noch ein Stück toleranter, diverser und bunter“. Zugleich betont er, dass es nun darauf ankomme, über Parteigrenzen hinweg, Kompromisse zum Wohl der Stadt zu finden. Seine Fraktion sei dazu bereit. Es folgen zahlreiche weitere Grußworte.

Natürlich dürfen an dem Abend auch zahlreiche Geschenke nicht fehlen. Herbert und Bärbel Hunkel freuen sich neben einer Zeppelinfahrt über den Bodensee über eine schmucke Bank für den heimischen Garten. „Du solltest Dir eine Standleitung zu diesem zweiten Bürgerbüro legen lassen“, meint Munari schmunzelnd zum neuen Bürgermeister. Hagelstein bekommt ein Bild vom Alten Ort für sein Dienstzimmer geschenkt. Auch sein Mann Jens erhält ein kleines Geschenk – einen Korb mit Delikatessen für die gemeinsamen Abende. Christine Wagner: „Doch davon wird es nicht mehr viele geben. Denn Bürgermeisterabende sind lang.“

Von Holger Klemm

Hagelstein: Es erfüllt mich mit Stolz, das Vertrauen erhalten zu haben

Nachfolgend einige Auszüge aus der Rede des neuen Bürgermeisters: „’Corona und Putins Krieg sind sicher nicht die einfachste Basis, um als Bürgermeister zu starten’, wurde mir in den letzten Tagen oft gesagt. Ich denke, die Stärke einer Gesellschaft zeigt sich nicht beim entspannten Kaffee im Sonnenschein – sie wird deutlich in der Bewältigung von Herausforderungen. Neu-Isenburg hat... immer gezeigt, dass die hiesige Stadtgesellschaft zusammensteht und sich gegenseitig unterstützt.“ Hagelstein spricht von einer „selbstbewussten und engagierten Bürgergesellschaft. Menschen mit unterschiedlichen ökonomischen und kulturellen Hintergründen wirken zusammen für eine bessere und gerechtere Welt – das ist das Neu-Isenburg, das ich erlebe und es erfüllt mich mit Stolz, das Vertrauen erhalten zu haben, hier und gerade jetzt Bürgermeister sein zu dürfen.“ Die Zusammenarbeit in der Region bezeichnet er als essentiell, um die Probleme in den Griff zu bekommen, und der Stadtumbau sei eine der größten Aufgaben. „Er dient der Steigerung der Attraktivität unserer Stadt, aber eben nicht nur. In erster Linie dient er uns, den Neu-Isenburgern.“ Hagelstein versichert, dass die Unternehmen weiter im Fokus bleiben. Die Verantwortlichkeiten innerhalb des Magistrats will er breiter aufstellen und mit dem Ersten Stadtrat Stefan Schmitt vertrauensvoll zusammenarbeiten. Diesem dankt er für die guten Gespräche und freut sich auf die gemeinsame Arbeit. Ungeachtet der Entscheidungen der Verwaltung und des Magistrats müsse klar sein, „Stadtgesellschaft und -entwicklung geht nur gemeinsam“. Hagelstein dankte seinen Vorgängern für ihre große Leistung. „Ich werde nicht in ihre Fußstapfen treten, ich muss meine eigenen Pfade finden. Aber unser Ziel definiere ich als ein gemeinsames – eine sehr gute Zukunft für unser Neu-Isenburg.“

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