Energiesparen weiter wichtig

Neu-Isenburg – Während es im September 2022 noch so aussah, als müsste sich Deutschland als Folge des Krieges in der Ukraine Anfang 2023 mit den Konsequenzen einer Gasmangellage auseinandersetzen, scheint die Gefahr nun abgewendet – so jedenfalls der Eindruck vieler Leute. Wer nun aber denkt, er könne problemlos in alte Muster zurückfallen und es mit dem Energiesparen erst einmal wieder gut sein lassen, der irrt:
Das ist sinngemäß die wichtigste Botschaft, die Stadtwerke-Geschäftsführer Kirk Reineke gestern mit in die Goetheschule gebracht hat. „Ich glaube, bei vielen Leuten schleicht sich leider so langsam das Gefühl ein, dass sich die Situation vollständig normalisiert hat, doch es ist immer noch wichtig, dass wir einen Beitrag zum Gas- und Stromsparen leisten“, so Reineke.
Der Mann sagt aber nicht nur, warum Energiesparen wichtig bleibt: Derzeit sei die Lage zwar stabil, doch nach dem Winter sei vor dem Winter und das Sparen wichtig, um energiepolitisch unabhängiger zu werden. Zudem sei es gut fürs Portemonnaie und fürs Klima und die Umwelt. Reineke weiß auch, wie Sparen geht. Und er nimmt sich gestern viel Zeit, um dieses Thema beim ersten Aktionstag der Stadtwerke an der Goetheschule zum Thema „Energiesparen in Zeiten der Krise“ zu vertiefen. In seinem Vortrag vor rund 100 Elftklässlern informiert er über die aktuelle Lage in punkto Energieversorgung und beantwortet ihre Fragen.
Wie sauber denn der Strom sei, den die Stadtwerke liefern, will eine Schülerin wissen. 40 Prozent sei aus erneuerbaren Energien, der Rest noch fossil oder Kernkraft, antwortet Reineke. Eine andere Schülerin fragt, wie oft denn Leute bei der Stadtwerke-Hotline anrufen, wenn sie Probleme haben. Besonders viele Anrufe gebe es, wenn die Rechnungen verschickt würden, erzählt der Stadtwerke-Chef. „Wir haben Anfang Februar rund 30 000 Rechnungen verschickt, in den folgenden Tagen kamen 1500 Anrufe rein, zudem kommen ja viele Leute direkt ins Kundenzentrum.“
Auch das Waldschwimmbad ist Thema. Das sei ja „an sich eine energetische Vollkatastrophe“, sagt ein Schüler, und fragt sich, wie man denn dort überhaupt Strom sparen könne. Vieles, was gehe, habe man schon umgesetzt, etwa die Beleuchtung auf LED umgestellt, erklärt Reineke. Auch wolle man gerne mit Fotovoltaik auf dem Dach arbeiten, doch da seien den Stadtwerken derzeit die Hände gebunden. Der Grund: eine seit Jahren laufende Auseinandersetzung bezüglich Schadenersatz wegen undichter Stellen am Dach. Erst, wenn das geklärt sei, könne man Fotovoltaik installieren.
Ausgezahlt habe sich indes bereits die 1,5-Millionen-Euro-Investition in die neue Freibadtechnik.
Die letzte Frage kommt von Lehrerin Lehrerin Dr. Yvonne Wiser, die den Aktionstag mit den Schülern vorbereitet hat: „Wie ist Ihre Meinung zu den Entlastungspaketen?“ Reineke lacht: „Katastrophe.“ Zwar erfüllten sie ihren Zweck, die Energiekosten zu reduzieren, aber die Herausforderungen, vor die die Bundesregierung die Energielieferanten bei der Umsetzung gestellt habe, seien happig. Von der Bundespolitik wünscht sich Reineke, sie möge „weniger auf Sicht fahren“ und Unternehmen wie Stadtwerken mehr Planungshorizont geben.
Und wie kann nun jeder Einzelne Energie und so Geld sparen? Das sei im Grunde einfach: Kühlschranktür immer richtig schließen, Stand-by-Betrieb vermeiden, Raumtemperatur etwas senken, Licht nicht unnötig brennen lassen, Warmwasserverbrauch reduzieren, das seien kleine, aber effektive Schritte. Fürs Duschen lohne es unbedingt, rund 22 Euro in einen wassersparenden Duschkopf zu investieren. Fachleute hätten errechnet, dass sich ein Mehrverbrauch von nur einem Liter pro Minute in einem Vier-Personen-Haushalt auf beachtliche 14 000 Liter Wasser pro Jahr summiere.
Begleitet wird der Aktionstag von einem Infostand, der sich an die jüngeren Schüler richtet – samt Quiz. Der Stromverbrauch für täglich 15 Minuten Haare föhnen? Kostet im Schnitt 55 Euro pro Jahr. Wie viel Liter Wasser spart man, wenn man duschen geht, statt zu baden? Etwa 50. Wer Antworten wie diese weiß, hat die Chance, Freikarten fürs Schwimmbad zu gewinnen.
An einem speziellen Fahrrad können die Schüler mit ihrer Muskelkraft Strom erzeugen. Damit es fürs Laden eines Smartphones reicht, muss man ganz schön strampeln. Kleiner Wermutstropfen: So ganz mitspielen mag die Technik gestern nicht, zeitweise streikt die Hauptattraktion. Die Schüler aber, die sie testen können, haben sichtlich Spaß. hov
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sparenwasgeht.de