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Erste hauptamtliche Brandschützerin in Neu-Isenburg

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Für Tanja Büttner-Gottschalk ist die Feuerwehr nun Hobby und Beruf zugleich. Die 35-Jährige hat vor einigen Wochen ihre Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg begonnen.
Für Tanja Büttner-Gottschalk ist die Feuerwehr nun Hobby und Beruf zugleich. Die 35-Jährige hat vor einigen Wochen ihre Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg begonnen. © jost

Dass sie ein nettes Kollegium bekommen würde, wusste Tanja Büttner-Gottschalk längst, als sie vor einigen Wochen ihre Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr Neu-Isenburg begann. Denn bereits im Alter von zwölf Jahren ging sie in die Jugendfeuerwehr, wechselte dann fünf Jahre später in die Einsatzabteilung, der man mit 17 beitreten kann.

Neu-Isenburg - Und nun, mit 35 Jahren, schlägt sie auch beruflich diesen Weg ein: Am 1. Oktober hat Büttner-Gottschalk ihre Ausbildung bei der Isenburger Wehr begonnen. Damit wird sie die erste hauptamtliche Feuerwehrfrau der Hugenottenstadt. Durch ihre langjährige Zugehörigkeit zur Freiwilligen Wehr fiel ihr der Um- und Einstieg recht leicht.

Die Jugendfeuerwehr wurde bereits in den 70er Jahren gegründet, um einem drohenden Personalmangel vorzubeugen. Dort werden Jugendliche unter anderem im feuerwehrtechnischen Bereich ausgebildet und dadurch auf die Arbeit in der Einsatzabteilung vorbereitet, so die Webseite der Freiwilligen Feuerwehr.

Dort wird man auch fündig, wenn man nach Frauen in der Feuerwehr sucht. Die Webseite berichtet, dass erstmals 1984 zwei Mädchen der Jugendfeuerwehr Neu-Isenburg beigetreten sind. Die erste Feuerwehrfrau trat zwei Jahre später ihren Dienst in der Einsatzabteilung an. Weiterhin erfährt man: „Damit war Neu-Isenburg eine der ersten Städte überhaupt, die Frauen in die Feuerwehr aufnahm. [...] Bis heute versehen immer mehr Frauen mit Erfolg ihren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr. Das führte sogar soweit, dass die Umkleidekabine für acht Damen nicht mehr ausreichte und eine größere geschaffen wurde. Im Jahr 2016 sind 13 Frauen in der FFNI tätig. Sie stellen also rund zwölf Prozent der Einsatzabteilung.“

Tanja Büttner-Gottschalk ist nicht die erste in der Familie, die bei der Freiwilligen Feuerwehr mit dabei ist. Auch Vater, Schwester und Bruder sind, ebenso wie viele Freunde und Freundinnen, dort aktiv. Aus dem familiären Kreis ist sie nun aber die Erste, die ihr ehrenamtliches Engagement zum Beruf macht. Und es ist nicht ihre erste Ausbildung, die sie absolviert. Vorher hat sie als Verkäuferin gearbeitet, sich aber schon vor zwei Jahren entschieden, dass sie in diesem Beruf nicht alt werden möchte, mehr Abwechslung braucht und daher beruflich zu Feuerwehr wechseln will.

Damals kam sie im Auswahlverfahren für die Vergabe der Ausbildung nicht zum Zuge. Das hat sie aber nicht entmutigt. In diesem Jahr hat sie es noch einmal versucht – und den Platz bekommen. Die 35-Jährige betont, dass es wichtig sei, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn etwas beim ersten Mal nicht klappt. Wenn man etwas wirklich wolle, müsse man am Ball bleiben. Außerdem meint sie: „Man ist nie zu alt, um sich umzustrukturieren, etwas Neues zu lernen“ – und ist dankbar, mit 35 noch mal die Chance bekommen zu haben, genau das zu tun.

Hierfür musste sie neben einem Vorstellungsgespräch mit praktischem Teil auch einen Sporttest bestehen, der Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit sowie Schnelligkeit und Koordination testet. Körperliche Leistungsfähigkeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um bei der Wehr bestehen zu können. Der sportliche Eignungstest wurde vom dem der Frankfurter Berufsfeuerwehr abgeleitet und stellt dieselben Ansprüche an Männer und Frauen.

Auch wenn Büttner-Gottschalk großen Respekt vor dieser Herausforderung hatte, ist sie heute stolz, sich auch darin behauptet zu haben. Stolz ist sie besonders, weil sie ihre Befähigung so auch den Menschen zeigen konnte, die im Vorfeld ihre Skepsis geäußert hatten. „Ich habe den Anspruch an mich selbst, den Kollegen in nichts nachzustehen, man muss dasselbe leisten können. Natürlich können Kollegen an der ein oder anderen Stelle mal unterstützen, aber im Einsatz muss ich alleine fähig sein zu agieren, auch mit 20 Kilo Ausrüstung und einem zu rettenden 80 Kilo schweren Menschen.“ Nicht allein Größe und Gewicht sind entscheidend, sondern Wille und Durchsetzungskraft zählen, darauf kommt es an. Was eventuell an Kraft fehle, mache sie durch verbesserte Technik wett, ergänzt Büttner-Gottschalk. Sportaffin war sie schon immer. Als Kind war sie im TV-Turnen und das hat sie nicht mehr losgelassen. Sie geht gerne Laufen und nutzt auch den Fitnessraum in der Wache.

Die Themen Sport und Fitness werden sie auch auf ihrem weiteren Berufsweg begleiten. Für dieses Jahr stehen noch das Sportabzeichen und das Rettungsschwimmabzeichen an. Auch das ist Teil der Ausbildung, die sie gerade absolviert. Die Schule befindet sich in den Räumlichkeiten der Berufsfeuerwehr Hanau. Dort beginnt der Unterricht täglich um 7.30 Uhr und endet um 16 Uhr. Neben Mathe, Deutsch, Biologie und Chemie steht auch Sport auf dem Lehrplan, wie man es eben aus der Schule kennt. Hinzukommen besondere Lehrgänge: Erste Hilfe, Atemschutz, Schlauchlehre, Truppführer, Rettungssanitäter und mehr.

Eben diese Vielfältigkeit der Aufgaben macht für Büttner-Gottschalk den Reiz der Arbeit aus. Bei der Wehr geht es längst nicht mehr nur darum, Feuer zu löschen. „Man muss sich ständig auf dem Laufenden halten, die Technik bleibt nie stehen, Hilfeleistungen gehören dazu und natürlich macht es Spaß zu helfen.“ Ebenso vielfältig wie die Ausbildung sind auch die Menschen, mit denen sie die Ausbildung angefangen hat. In ihrem Jahrgang sind es 25 Prozent Frauen, relativ viele im Vergleich zur durchschnittlichen Anzahl von Frauen im Feuerwehrdienst insgesamt. Der Jahrgang besteht aus 20 Personen. Auch alterstechnisch sind sie durchgemischt, von 18 bis 42 ist alles dabei.

Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Anna Held, freut sich sehr, mit Büttner-Gottschalk die erste hauptamtliche Feuerwehrfrau begrüßen zu dürfen; und war beim Auswahlverfahren und der Entscheidung mit dabei. „Wir hoffen, dass Tanja Büttner-Gottschalk zum Vorbild für weitere interessierte Frauen wird, die sich durch ihre Entscheidung darin bestärkt sehen, ihrem Beispiel zu folgen.“

Infos im Internet

ffni.org/

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