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Wieder mehr Krach

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Von: Barbara Hoven

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Die Zahl der nächtlichen Verspätungslandungen am Frankfurter Flughafen ist in letzter Zeit deutlich gestiegen - sehr zum Ärger der Isenburger. -   Foto: Postl
Die Zahl der nächtlichen Verspätungslandungen am Frankfurter Flughafen ist in letzter Zeit deutlich gestiegen - sehr zum Ärger der Isenburger. © Postl

Neu-Isenburg - Seit acht Jahren befindet sich in der Zeppelinstraße eine Messstation für Fluglärm. Nun liegen die Ergebnisse für 2017 vor. Sie zeigen, dass sich der Lärmpegel im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert hat.

Als einen Grund dafür nennt die Stadt die Zunahme von verspäteten Landungen in der Nacht. Auch die Anzahl der täglichen Überflüge habe sich über Isenburg spürbar erhöht. Die Stadt kämpft indes weiter für weniger Krach vom Himmel.

Dass es laut ist über den Köpfen der Isenburger, muss man niemandem mehr erzählen. Die Neuigkeit ist indes: Im Gegensatz zu den Vorjahren, wo die Werte sich verbessert hatten, haben sich die Fluglärmpegel im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr leicht verschlechtert. „Zum ersten Mal seit 2009 kam es wieder zu einer Erhöhung der Lärmwerte, die vor allem nachts deutlich ausfielen“, berichtet gestern der Fluglärmbeauftragte der Stadt, Dr. Markus Bucher. Zur Verschlechterung habe unter anderem die Zunahme der Verspätungslandungen nach 23 Uhr und das Aussetzen der morgendlichen Lärmpause aufgrund von Bauarbeiten am Frankfurter Flughafen beigetragen. Allein im Juni habe es beispielsweise etwa 200 Landungen nach 23 Uhr gegeben. „Das schlägt sich natürlich dann in den Lärmwerten nieder“, so Bucher. Und dabei liege das Problem nicht mehr nur bei der Ryanair, die bekanntlich bei diesem Thema unter Beobachtung stehen. Auch die Condor etwa trage dazu mittlerweile ordentlich bei.

Doch zurück zu den Isenburger Werten. Erfasst hat diese die Dauermessanlage, die sich seit August 2010 in der Zeppelinstraße 10 auf dem Grundstück des Bertha-Pappenheim-Hauses befindet, und zwar auf dem Dach des Flachbaus, den die Kita Kaleidoskop nutzt. Die Station gehört der Stadt und wurde dort errichtet wegen der Nähe des Standorts zu den Flugrouten. Die Ergebnisse der Messungen werden in Monatsberichten sowie in einem ausführlichen Jahresbericht vorgestellt.

Mehr Überflüge

Für 2017 ist dort nun zu lesen, dass sich der Nacht-Pegel (Ln) um 1,0 dB(A) auf 50,9 erhöhte, der Tag-und-Nacht-Pegel (Ldn) stieg geringfügig um 0,1 auf 58,4 dB(A). Der Tag-Pegel (Ld) erhöhte sich um 0,2 auf 57,5 dB(A). „Zwar ist es heute im Vergleich zu 2009 deutlich leiser, der Tag-und-Nacht-Pegel sank um 4,5 dB(A), der Tag-Pegel um 1,8 dB(A) und der Nacht-Pegel sogar um 5,4 dB(A)“, betont der Magistrat. „Es ist aber zu befürchten, dass die Schallpegel in den nächsten Jahren wieder nach oben gehen werden.“

Die Anzahl der jährlichen Flugbewegungen sei erstmals seit 2011 wieder angestiegen, nämlich von 463.000 auf 475.500. „Auch in Neu-Isenburg hat sich die Anzahl der täglichen Überflüge spürbar erhöht“, berichtet Bucher. Tagsüber sei diese Zahl von 284 auf 301, nachts von 30 auf 34 gestiegen (siehe Tabelle). Verantwortlich für die jährlichen Schwankungen der Dauerschallwerte seien aber auch das Wetter und der Wind, erklärt der Magistrat. Und „auch Verbesserungen am Fluggerät können eine günstige Auswirkung auf die Lärmentwicklung haben“.

Was aber eben „schlichtweg nicht akzeptabel“ sei, betont Erster Stadtrat Stefan Schmitt, seien die vielen verspäteten Landungen, „wenn sie den Verdacht nahelegen, dass das im Rahmen eines Geschäftsmodells passiert“. Gegen diese solle die Landesregierung mit mehr Nachdruck einsetzen, fordert die Stadt. Dafür werde man sich auch in der Fluglärmkommission stark machen.

Die Anzahl der jährlichen Flugbewegungen stieg 2017 erstmals seit 2011 wieder an, nämlich von 463 000 auf 475 500. Auch in Neu-Isenburg hat sich die Anzahl der täglichen Überflüge spürbar erhöht, wie diese Tabelle zeigt. -   Grafik: Stadt (p)
Die Anzahl der jährlichen Flugbewegungen stieg 2017 erstmals seit 2011 wieder an, nämlich von 463 000 auf 475 500. Auch in Neu-Isenburg hat sich die Anzahl der täglichen Überflüge spürbar erhöht, wie diese Tabelle zeigt. © Grafik: Stadt

Wie berichtet, hatte Isenburg erst vor Kurzem mit weiteren Flughafen-Anrainern den Bundestag aufgefordert, das zuletzt 2007 geänderte Fluglärmgesetz zu verschärfen. Außerdem hat die Stadt sich mit elf Anrainerkommunen des Flughafens zusammengetan, um sich gegen Fluglärm zu wehren. Auf Initiative der Städte Neu-Isenburg und Heusenstamm wollen sie per Resolution zu verhindern versuchen, dass sie künftig mehr Fluglärm wegen einer Verlegung von Flugrouten abbekommen. Die Kommunen sprechen sich darin für eine echte Lärmentlastung und gegen jegliche lärmverteilende Maßnahmen aus.

In Heusenstamm hat das Parlament die Resolution bereits verabschiedet, Isenburgs Stadtverordnete werden darüber nach der Sommerpause abstimmen. Bereits im April wurde die Verschiebung der Flugrouten im Gravenbrucher Ortsbeirat behandelt – und dagegen protestiert. (hov)

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