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Für die Sicherheit in Neu-Isenburg im Einsatz

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Von: Nicole Jost

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Die Neu-Isenburger Polizei im Jahr 1904: Die Männer, die für Recht und Ordnung in der Stadt sorgen sollen, haben sich mit dem damaligen Bürgermeister Jacob Pons (vorne links, sitzend) zum Foto eingefunden. Das Bild hat Stadtarchivarin Claudia R. Lack entdeckt. 
Die Neu-Isenburger Polizei im Jahr 1904: Die Männer, die für Recht und Ordnung in der Stadt sorgen sollen, haben sich mit dem damaligen Bürgermeister Jacob Pons (vorne links, sitzend) zum Foto eingefunden. Das Bild hat Stadtarchivarin Claudia R. Lack entdeckt.  © -Archiv

120 Jahre Polizeistation Neu-Isenburg – was für ein erfreuliches Jubiläum für die Hugenottenstadt. Bei der Gründung des „Polizei Aufsichtsdiensts“ durch die Stadt Neu-Isenburg, wie es 1902 offiziell hieß, sollen sechs Männer für Recht und Ordnung in der Stadt sorgen: Köhler, Jordan, Holzapfel, Anthöfer, Fehr und Schweickhart werden als Schutzmänner eingestellt.

Neu-Isenburg - 1921 sind es schon 21 Männer, die die steigende Kriminalität durch wachsende Arbeitslosenzahlen bekämpfen sollen und auch den steigenden Verkehr durch immer mehr Autos regulieren müssen. Die Aufteilung der verschiedenen Abteilungen verrät, dass das Aufgabengebiet damals breiter aufgestellt ist als heute: Ein alter Zeitungsartikel beweist, dass Herr Holzapfel die Kriminalabteilung leitet und Herr Fehr als Chef des Einwohnermeldeamtes berufen wird – heute ganz klar in der Zuständigkeit der städtischen Verwaltung. Die dunkle Nazizeit verschont die damals kommunal organisierte Polizei nicht: 1933 wird die gesamte Station durch die Nationalsozialsozialisten wegen „politischer Unzuverlässigkeit“ abgesetzt und wenig später mit einer Bewachung jedes Polizisten durch Mitglieder von SA und SS wieder eingesetzt.

„Für uns ist es etwas schwierig, in die Zeit vor 1972 zurückzublicken. Denn die Polizei war bis zu diesem Zeitpunkt allein in städtischer Hand. Die Isenburger Polizei feiert also in diesem Jahr zwei Jubiläen: 120 Jahre Bestehen und wie alle anderen hessischen Polizeistationen 50 Jahre Hessische Landespolizei“, erklärt Henry Faltin, seit einem halben Jahr der Leiter der Polizeidienststelle. „Das Einzige, was wir gesichert wissen, ist, dass die Polizei seit 1955 in dem heutigen Gebäude untergebracht ist, hier am Rathaus, wo wir heute noch sind“, sagt der Polizeihauptkommissar.

Ein paar spannende Details kennt Faltin dann doch. Mit dem Wachstum der Hugenottenstadt ist auch die Polizeistation immer weiter gewachsen. Die Räumlichkeiten für die Beamten werden im Laufe der Jahre erweitert. „Wir haben hier bis heute moderne Büros und ich habe selten mit einem so tollen, jungen und extrem motivierten Team zusammengearbeitet“, lobt Faltin.

Isenburg trug lange Jahre die „rote Laterne“ mit den meisten Fällen im Kreis, was die Kriminalstatistik angeht. Die Stadt ist prosperierend, auch die Nähe zu Frankfurt und die hervorragende Verkehrsinfrastruktur schafft Tatstrukturen für die bösen Jungs. Seit mehr als zehn Jahren sind die Tatzahlen erheblich rückläufig. „Auch die rote Laterne haben wir inzwischen abgegeben“, sieht Faltin die gute Präventionsarbeit als Grund für die sinkenden Straftaten in der Stadt. Unter dem langjährigen Dienststellenleiter Volkmar Meyer (2009 bis 2018) wurden gleich mehrere Präventionsprojekte aus der Taufe gehoben, damit Bürger sich sicherer fühlen und sicherer sind. Zu nennen sind „Nachbarn schützen Nachbarn“ (2001), die Freiwilligen Polizeihelfer (2004) oder die Mobile Jugendhilfe, die 2007 gegründet wurde.

Faltin erinnert sich an eine fulminante Polizeischau 2010, die viele tausend Besucher in den Sportpark lockte, die die Arbeit der Polizei mit Pferden und Polizeihubschraubern interessierte. „Wir wurden damals beinahe überrannt von den Leuten. Das war toll“, sagt Faltin, damals Chef der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Südosthessen in Offenbach, über die Großveranstaltung.

Es gibt immer wieder Herausforderungen, denen sich die Beamten stellen müssen. Die größte in jüngerer Vergangenheit ist sicher die Eröffnung einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge des Landes Hessen auf dem Ex-Rundschaugelände im Jahr 2015. „Da hatten wir als Polizei in zweierlei Hinsicht zu tun. Zum einen mussten wir die Einrichtungen vor möglichen Angriffen schützen und dann mussten wir der Angst in der Bevölkerung entgegenwirken“, nennt Faltin auch die üblen Gerüchte von Überfällen auf umliegende Supermärkte, die durch die Stadt waberten, als Beispiel. Das Schlimmste, was damals passiert sei, sei ein Ladendiebstahl gewesen. Eine Banane, die im benachbarten Discounter nicht bezahlt wird. „Das hat die Kollegen damals schon stark in Beschlag genommen, sie hatten fast tägliche Kontakte zu Bürgern und Verantwortlichen der Einrichtung des Landes“, so der Chef der Polizeistation.

Die Hugenottenhalle ist Schauplatz vieler Konzerte großer Stars, die von der Polizei begleitet werden. Alles bleibt ruhig, auch die Versammlung der AfD mit etlichen Gegendemonstranten im August 2017 mit Frauke Petry als Rednerin bringt keine größere Aufregung.

Was wäre eine Geschichte über 120 Jahre Polizeistation ohne die spektakulären Mordfälle, die die Stadt erschüttert haben? Dafür hat Henry Faltin in den Archiven und in der eigenen Erinnerung gekramt. Da ist der als Kino-Mord berühmt gewordene Tod einer Kassiererin des Autokinos. Am 13. Oktober 1962 hat ein maskierter Mann das Kassenhäuschen überfallen, die Kassiererin erschossen und ist mit der Beute in den Wald geflüchtet. „Es gab nach langwierigen Ermittlungen einige Aufgriffe – aber niemand konnte als Täter überführt werden. Der Fall ist bis heute nicht aufgeklärt“, sagt der Polizeihauptkommissar. Makaberes Detail: In der Mordnacht läuft der Film „Giganten“ und in der Vorschau „Bei Anruf Mord“.

Am 5. September 1969 wird das Ehepaar Markli tot in ihrem kleinen, damals etwas außerhalb liegenden Häuschen (heute An den Grundwiesen) erschossen aufgefunden. Eigentlich gilt das Ehepaar als etwas ärmlich, aber Herr Markli soll immer damit geprahlt haben, dass er sehr viel Geld habe. „Das ist ihm wahrscheinlich zum Verhängnis geworden. Man geht von einem Raubmord aus. Vielleicht sogar von einem Bekannten, denn der Hund, der auch mit im Haus lebte, hat damals überlebt und war mit dem Täter möglicherweise bekannt.“

Der dritte spektakuläre Fall dreht sich um einen Serienmörder. Der Isenburger Michael Wolpert, damals Anfang 20, hat in den Jahren von 1980 bis 1983 fünf Frauen in Offenbach, Dietzenbach und Nieder-Roden zum Teil vergewaltigt und umgebracht. Er wird gefasst, gesteht und wird verurteilt.

Der vierte, Aufsehen erregende Fall ist noch nicht ganz so lange her. Im September 2011 meldet eine Bürgerin ihre Schwester als vermisst. Schnell gerät der Ex-Freund in den Fokus. Er wird im Wald im Kreis Darmstadt Dieburg aufgegriffen und gesteht, dass er seine Ex-Freundin erdrosselt hat. Er sagt damals aus, dass es nicht seine Absicht war, sie zu töten. Ganz gruselig: Um die Leiche zu transportieren, hat er sie mit einem scharfen Messer in mehrere Teile zerlegt und im Wald an verschiedenen Stellen vergraben. Auch dieser Täter wird verurteilt.

Von Nicole Jost

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