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Glücksfall für Neu-Isenburg

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Von: Holger Klemm

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Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Anna Held ist auch für die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim zuständig. Auf das Bild der jüdischen Frauenrechtlerin zeigt sie in der Ausstellung „Helfen bedeutet Leben. Jakob Teitel und der Verband russischer Juden in Deutschland (1920 - 1935)“, die noch bis Ende März im Rathaus zu sehen ist.
Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Anna Held ist auch für die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim zuständig. Auf das Bild der jüdischen Frauenrechtlerin zeigt sie in der Ausstellung „Helfen bedeutet Leben. Jakob Teitel und der Verband russischer Juden in Deutschland (1920 - 1935)“, die noch bis Ende März im Rathaus zu sehen ist. © -postl

„Wir haben mit Anna Held die richtige Entscheidung getroffen.“ Bürgermeister Herbert Hunkel nennt die Neu-Isenburger Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, die am 1. April 2021 anfing, einen Glücksfall für die Stadt. „Dank ihres Engagements konnten in den vergangenen Monaten herausragende Projekte umgesetzte werden“, führt er weiter aus. Dazu zählt das prämierte Kooperationsprojekt „Sukkot“ zum jüdischen Laubhüttenfest.

Neu-Isenburg - Anna Held Held nutzt gestern die Gelegenheit, um auf ihr erstes Jahr im Rathaus zurückzublicken. Ihre Stelle beinhaltet drei Arbeitsgebiete. Neben dem internen sowie kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbüro für die Stadtverwaltung und die Neu-Isenburger Öffentlichkeit ist die 32-Jährige auch zuständig für die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim.

Für die Stadtverwaltung hat sie den neuen Frauen- und Gleichstellungsplan erstellt, der für die kommenden sechs Jahre die Aufgaben definiert und sich an den 2016 erstellten Plan anschließt (siehe Kasten).

In der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsarbeit lag der Fokus 2021 auf der Gewalt gegen Frauen. Um das Thema zu enttabuisieren, gab es verschiedene Veranstaltungen und Aktionen. Anna Held nennt als Beispiele den Vortrag „Emotionale Gewalt – die oft unsichtbare Ohrfeige“ und die Beteiligung am Internationalen Tag gegen Gewalt am 25. November. Mit den vor dem Rathaus gehissten Flaggen des bundesweiten Hilfetelefons wurde auf das breite Angebot, sich an 365 Tagen im Jahr in 17 Sprachen beraten zu lassen, hingewiesen. Als Teil der Aktion „Orange Your City“ wurden das Rathaus, das Bürgeramt sowie die Seminar- und Gedenkstätte beleuchtet.

In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf „Gaps“ (Lücken). „Im Laufe ihres Lebens sind Frauen mit vielen Lücken konfrontiert“, betont Held und nennt mit der Lohn- und der Rentenlücke oder die bei der Sorge um die Familie nur ein paar Beispiele. Start war am 7. März mit dem Equal Pay Day, der auf die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen aufmerksam macht. Themen sind in den nächsten Monaten bei Veranstaltungen unter anderem Probleme im Seniorenrecht (Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung oder Pflege), die Verbindung von Job und Familie oder Frauen und Altersvorsorge. Weitere Infos zu den Terminen gibt es auf der neuen Webseite des Frauen- und Gleichstellungsbüros. Diese findet sich auf neu-isenburg.de unter den Stichwörtern Leben und Wohnen sowie Frauen.

Held findet es folgerichtig, dass auch die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim, die 2021 ihr 25-jähriges Bestehen feierte, zu ihrem Arbeitsbereich gehört: „Bertha Pappenheim war eine große jüdische Feministin.“ Neben dem schon erwähnten und prämierten Sukkot-Projekt hebt sie besonders den gut besuchten Filmabend „Truus Children“ mit den Filmemacherinnen Pamela Sturhoofd und Jessica van Tijn in der Hugenottenhalle hervor. Die Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom war erneut einem Filmprojekt gewidmet. „Broken Dolls“ ist noch in der Entstehung und arbeitet die Familiengeschichte von Rita Whipple auf, einer ehemaligen Heimbewohnerin des Heims des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg. Außerdem unterstützte das Bertha-Pappenheim-Haus die Broschüre über die Stolpersteine. Derzeit läuft im Rathaus-Foyer noch die Ausstellung „Helfen bedeutet Leben. Jakob Teitel und der Verband russischer Juden in Deutschland (1920 - 1935)“, die bis 31. März verlängert wurde. Zudem gab es eine Veranstaltung im Februar zum Thema „Rassismus – Antifeminismus – Rechtsextremismus: ein Dreigespann – Wie sich drei Phänomene zur Gefahr für die Demokratie verdichten.“ Das weitere Halbjahresprogramm findet sich auf der Homepage der Stadt unter dem Stichwort Seminar- und Gedenkstätte.

Von Holger Klemm

Auf allen Ebenen gut repräsentiert

Auf einem guten Weg ist die Stadtverwaltung in Sachen Gleichberechtigung sowie der Beseitigung von Nachteilen, wie der neue Frauenförder- und Gleichstellungsplan 2022 bis 2027 zeigt. So sind die Frauen auf allen Ebenen gut repräsentiert. Von 511 Beschäftigten sind 354 weiblich, also 69,3 Prozent. Von 43 Beamten sind 26 Frauen (58,1 Prozent). Aus der Bestandsaufnahme und Analyse der Beschäftigtenstruktur der Stadt ergibt sich ein ähnliches Bild wie 2016: Frauen sind in kaum einer Stufe unterrepräsentiert. Es besteht nur in zwei Besoldungsgruppen eine Unterrepräsentanz sowie in drei Entgeltgruppen. Im Sozial- und Erziehungsdienst liegt gar keine Unterrepräsentanz vor. Ziel für die kommenden Jahre ist es, den Frauenanteil weiterhin bei mindestens 50 Prozent zu halten beziehungsweise einer Unterrepräsentanz bei neu zu besetzenden Stellen entgegenzuwirken. Gut vertreten sind Frauen auch auf Führungsebenen innerhalb der Verwaltung im Gegensatz zur gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. „Neu-Isenburg nimmt da eine Vorbildfunktion ein“, freut sich Bürgermeister Herbert Hunkel. Bei den 15 Fachbereichsleitungen sowie 15 Vertretungen liegt der Frauenanteil bei 86,7 Prozent, im Kita-Bereich mit acht Leitungen sowie neun Vertretungen bei 87,5 beziehungsweise 88,8 Prozent. Die kommenden sechs Jahre sollen dafür genutzt werden, Strategien umzusetzen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und weitere Aspekte der Gleichstellung fördern sowie die allgemeinen Arbeitsbedingungen weiter verbessern. Dazu wurden sieben Handlungsfelder definiert – von gendergerechter Sprache bis hin zu Personalentwicklungsmaßnahmen. Der Förderplan ist Thema der Stadtverordneten am 29. März.

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