„Die beiden sitzen das aus“

Neu-Isenburg - Mit der Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag habe es ihn gepackt: „Ich wollte die Politik nicht mehr nur als Zaungast betrachten.“ Grischa Richter (43) trat in die SPD ein, besuchte Sitzungen und wunderte sich, „wie spannend das ist“. Von Stefan Mangold
In der Jahreshauptversammlung am Montag im Stadtteilzentrum West will der Heilpraktiker für den Vorstand kandidieren. Anfangs resümiert der Vorsitzende Markus Munari die Wahlkämpfe. Beim Landtags-Kandidaten Corrado Di Benedetto sei mancher skeptisch gewesen, „weil Corrado Quereinsteiger ist“. Der Mühlheimer habe sich aber durchgesetzt. Einen großen Kampf auf hartem Terrain bescheinigt der Vorsitzende dem unterlegenen Bundestagskandidaten Gene Hagelstein. Vom anwesenden Stadtverordneten erhofft sich Munari, „Nehmerqualitäten, dass du wieder ins Rennen gehst“.
Lesen Sie dazu auch:
Kontrovers diskutiert wird der Umgang mit den gestiegenen Sanierungskosten beim Hallenbad von acht auf elf Millionen Euro. Fraktionschef Beck kritisierte, dass das Parlament lange nicht unterrichtet worden sei, was der Hessischen Gemeindeordnung widerspreche. Bürgermeister Herbert Hunkel und Erster Stadtrat Stefan Schmitt schöben die Verantwortung auf Mitarbeiter ab. Markus Kraut, ehemaliges Mitglied im Stadtparlament, bringt ein juristisches Vorgehen gegen die Verantwortlichen ins Gespräch. Beck hält davon nichts. Den Mangel an Information konstatiert er als Unvermögen, nicht als bösen Willen. Wenn die Partei eine Rücktrittsforderung beschließe, trage er diese vor. Persönlich hielte er das für sinnlos, „die beiden sitzen das aus“. Roman Dackermann, der später nicht mehr für den Vorstand kandidiert, fürchtet, dass das Thema nach Fertigstellung des Bades niemanden mehr interessiere. Der Stadtverordnete wünscht sich, „voll dagegen zu halten, oder führen die euch auch vor?“ Beck unterscheidet zwischen „Aktionen, die etwas bringen, und solchen, die zu nichts führen“. Als vergebliches Unterfangen wertet er auch den Vorschlag, einen Abwahlantrag zu stellen.
Hallenbadumbau in Neu-Isenburg
Bei der nächsten Kommunalwahl hofft Beck auf eine Quittung für die CDU. Für den Fall dämpft er schon mal Erwartungen. Die jetzigen Haushalte gälten zwar als ausgeglichen, das gelänge aber nur durch das Abschmelzen von Rücklagen und den Verkauf öffentlichen Eigentums. Kurzfristig laufe das auf Verschuldung hinaus. Ansonsten tritt die SPD gegen den Verkauf des Restaurants im Waldschwimmbad an. Die Angebote seien bescheiden, die Immobilie für viele ein Wahrzeichen. Eine enge Verbindung von kultureller Nutzung und Gastronomie könne funktionieren. CDU-Kulturdezernent Theo Wershoven habe es versäumt, dort Veranstaltungen ausrichten zu lassen.
Beim Thema Asylunterkunft ist die SPD gegen einen Bau am Stadtrand gegenüber dem Obdachlosenheim, „Probleme wären vorprogrammiert“, so Beck. Er erklärte sich bereit, ohne parteipolitisches Geplänkel mit der CDU zu reden. Es sei logisch, dass nicht jeder gleich „hier“ schreie. Aber es gehe um Menschlichkeit, „wir müssen Gegenwind aushalten“.