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Historisches Kleinod in Neu-Isenburg

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Von: Barbara Hoven

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Es ist ein besonderes Haus, vielleicht sogar das historisch bedeutsamste in Isenburg. 1914 entstand es als zweites Gebäude des Heimes des Jüdischen Frauenbundes – speziell gedacht für unverheiratete und gefährdete Schwangere und junge Mütter.
Es ist ein besonderes Haus, vielleicht sogar das historisch bedeutsamste in Isenburg. 1914 entstand es als zweites Gebäude des Heimes des Jüdischen Frauenbundes – speziell gedacht für unverheiratete und gefährdete Schwangere und junge Mütter. © lfp

Wie die Zeit vergeht: Bereits 25 Jahre ist es her, dass in der Zeppelinstraße 10 in Neu-Isenburg auf knapp 70 Quadratmetern die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim eröffnet wurde. Die neue Nutzung des Hauses II des ehemaligen Heims des jüdischen Frauenbundes wurde von der Bertha-Pappenheim-Initiative initiiert und von der Stadt umgesetzt.

Neu-Isenburg - Im Verlauf des vergangenen Vierteljahrhunderts hat sich die Seminar- und Gedenkstätte immer weiterentwickelt. Einerseits bietet sie als Gedenkstätte die Möglichkeit, in einer kleinen Dauerausstellung mehr über die wichtigsten Meilensteine im Leben der bedeutenden jüdischen Frauenrechtlerin und Sozialpädagogin Bertha Pappenheim (1859 bis 1936) zu erfahren. Andererseits ist sie als Seminarstätte ein Ort für Begegnungen, da dort jährlich mehrere Veranstaltungen – Vorträge, Lesungen, Arbeitstreffen, Workshops und vieles mehr – stattfinden. Das behandelte Themenspektrum ist so breit gefächert wie die Themen, die im Leben und Werk der Namensgeberin eine Rolle gespielt haben.

Neben dem Judentum und Antisemitismus sind Frauenrechte und Feminismus Schwerpunktthemen, die auch häufig in Kooperation mit verschiedenen städtischen Einrichtungen – etwa dem Stadtarchiv und Neu-Isenburger Vereinen wie dem GHK (Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur) behandelt werden. Darüber hinaus bietet die stetig wachsende Bibliothek Gelegenheit zur weiteren Informationsgewinnung.

15 der 25 Jahre wurde die Seminar- und Gedenkstätte von Dr. Heidi Fogel und Noemi Staszewski geleitet. Zum Jahresende 2011 hatten sich beide entschlossen, diese Position aufzugeben, daher wurde sie 2012 an das Frauenbüro (heute Frauen- und Gleichstellungsbüro) der Stadt angegliedert. „Eine passende Angliederung, da Bertha Pappenheim eine starke Feministin war, die einen Großteil ihres Lebens für die Stärkung von Frauen(rechten) gekämpft hatte“, findet man im Rathaus. Vor allem der Missstand der Zwangsprostitution beschäftigte sie über einen langen Zeitraum sowie die Möglichkeit, Frauen und Mädchen Bildung und infolgedessen ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Ihr feministisches Denken zeigte sich auch in ihrer Übersetzungstätigkeit, denn sie übersetzte unter anderem Mary Wollstonecraft „A vindication of the rights of woman“ („Verteidigung der Rechte der Frau“, 1792).

Die Koordination und Organisation des Bertha-Pappenheim-Hauses übernahm ab diesem Zeitpunkt für fast zehn Jahre die Frauenbeauftragte Gabriele Loepthien. Mit dem Wechsel wurde in enger Abstimmung mit den vorherigen Leiterinnen auch ein Konzept für die weitere Arbeit erstellt.

Anfang des Jahres 2021 gab es durch die Neubesetzung der Stelle der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten im April durch Anna Held einen erneuten Leitungswechsel. Damit endete auch – nach langer pandemiebedingter Pause – die Schließung des Bertha-Pappenheim-Hauses (siehe Infobox). Im Rahmen der 20. Neu-Isenburger Woche der Toleranz und Mitmenschlichkeit konnten im September die ersten Abendveranstaltungen stattfinden.

Feierlich begangen werden soll das Jubiläum am Donnerstag, 25. November – denn auch dieser Tag ist ein besonderes Datum für das ehemalige Heim des jüdischen Frauenbundes: Am 25. November 1907 wurde das Heim des jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg eröffnet, bis 1936 von Bertha Pappenheim geleitet und erst durch die Nationalsozialisten 1942 aufgelöst.  hov

Infos im Internet

Ein Besuch ist wieder möglich

Nach fast zweijähriger Pause kann die Seminar- und Gedenkstätte inzwischen wieder besucht werden. Eine Besichtigung ist zu den Öffnungszeiten – immer mittwochs von 15 bis 18 Uhr – möglich. Einlass wird aufgrund der aktuellen Regelungen nur mit entsprechendem 3G-Nachweis gewährt; eine vorherige Anmeldung ist jedoch nicht mehr nötig. Es gilt Maskenpflicht. Bei Fragen: Telefon 06102 241754 oder -755.

gedenkbuch.neu-isenburg.de/

An das Wirken der jüdischen Frauenrechtlerin und gebürtigen Wienerin Bertha Pappenheim (1859 - 1936) erinnert in der Hugenottenstadt seit einem Vierteljahrhundert die Seminar- und Gedenkstätte in der Zeppelinstraße 10. 
An das Wirken der jüdischen Frauenrechtlerin und gebürtigen Wienerin Bertha Pappenheim (1859 - 1936) erinnert in der Hugenottenstadt seit einem Vierteljahrhundert die Seminar- und Gedenkstätte in der Zeppelinstraße 10.  © -stadt

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