Ideen der Bürger stärker berücksichtigen

Neu-Isenburgs Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner (CDU) und der Magistrat bekommen demnächst von der Bürgerinitiative für die Energiewende Post. Der Brief des Watt-Clubs enthält einen bunten Strauß an Ideen, wie die Stadt attraktiver werden kann. Die Initiative hatte dazu aufgerufen, Kritik zu üben, Vorschläge zu machen und Wege aufzuzeigen, damit Neu-Isenburg liebens- und lebenswerter wird. 50 Bürgerinnen und Bürger haben sich beteiligt.
Neu-Isenburg - Die engagierten Mitglieder des Watt-Clubs sind dafür bekannt, dass sie den Finger in die Wunde legen. Der Brief an die „Stadtregierung“ ist somit auch eine kritische Betrachtung der Inhalte und Arbeitsweise der Verantwortlichen im Rathaus.
Mehr Bürgerversammlungen
Ein Kritikpunkt beschäftigt sich mit der Kommunikation. Die Beziehungen zwischen der Verwaltung, der Kommunalpolitik und der Bürgerschaft laufen eher über eine wackelige Hängebrücke, denn über eine starke Verbindung. „Wir wünschen uns mehr Gespräche miteinander, mehr Debattierrunden und Bürgerversammlungen“, sagt Gisela Mauer, Sprecherin des Watt-Clubs.
Die Gruppe schlägt dem Magistrat vor, regelmäßige Bürgerdialoge zu organisieren. Bei diesen Veranstaltungen könnte konstruktiv Kritik geäußert und gemeinsam ein Konzept erarbeitet werden, um die Stadt schöner zu machen. „Wir haben die Hoffnung, dass sich bald mehr bewegt und die Anregungen der Bürgerinnen und Bürger stärker berücksichtigt werden“, so Mauer weiter. Sie erinnert daran, dass Bürgerversammlungen in der Hessischen Gemeindeordnung ausdrücklich vorgeschrieben sind.
Thema Stadtverschmutzung
Bei der Auswertung der Ideen und Anregungen der Bürgerschaft zur Stadtentwicklung waren die Stapel mit Themen wie Grünflächen, Stadtverschmutzung, Fuß- und Radwege am höchsten. Weggeworfene Zigarettenschachteln und -kippen, Getränkebecher, Pizzakartons und überhaupt der Müll, der auf vielen Gehwegen und Plätzen herumliege, ist vielen Menschen ein Dorn im Auge.
Einige wünschen sich von der Stadt „eine konsequente Kontrolle des ruhenden Verkehrs, möglichst auch am Abend und insbesondere am Wochenende“, heißt es in einer Einsendung. Vor allem im Westend würden Straßeneinmündungen rücksichtslos zugeparkt. An der Offenbacher Straße sei abends und an Wochenenden auf dem Bürgersteig kaum ein Durchkommen. Wer einen Rollator oder Kinderwagen schiebe, habe es schwer. „Am Trieb parken am Wochenende überwiegend Lieferfahrzeuge“, lautet eine Notiz.
Mit der neuen Wiese zwischen Feuerwehr und Kita habe die Stadt im Birkengewann zwar ein parkähnliches Areal geschaffen, doch diese Grünanlage werde zunehmend von Hundebesitzern genutzt. Oftmals liefen die Vierbeiner ohne Leine herum und der Kot bleibe liegen. „Da sich Kinder auch außerhalb des Spielplatzes aufhalten, kommt es häufig zu unschöneren Begegnungen.“ Meist sei von Herrchen und Frauchen zu hören, „der tut nichts, der will nur spielen, das hat er ja noch nie gemacht“. Hier lautet der Vorschlag, da die Wiese im Sommer viel Schatten biete, sollten dort weitere Bänke zum Ausruhen aufgestellt werden.
Mehr Plätze für Jugendliche
Die E-Mails und Briefe an den Watt-Club gleichen einem breiten Spektrum an Ideen, wie beispielsweise: „Mehr Plätze für Jugendliche, eine Art Café ohne Konsumzwang, einheitliche Außen-Bestuhlung für die Gastronomie an öffentlichen Plätzen, mehr Urban Gardening.“ Ganz klare Vorstellungen, was sie nicht will, hat eine Bürgerin, die schreibt: „Keine manikürten Grünflächen, keine Pflanzen, die nur Deko sind und keinen Nutzen für die Insektenwelt bringen.“
Bei dem vom Watt-Club angezettelten Brainstorming werden auch Themen öffentlich, auf die der Magistrat keinen großen Einfluss hat und die er nicht ohne weiteres realisieren kann. Es gibt den Wunsch nach einer Diskothek sowie nach einem Bio-Supermarkt. „Ein Alnatura-Markt wäre eine Aufwertung der Stadt und würde sicher viel Zulauf bekommen“, schreibt jemand.
Der Watt-Club selbst hat auch viele Vorschläge, wie Neu-Isenburg – oft mit einfachen Mitteln – schöner werden könnte. Viele Gedanken drehen sich um die Frage, was eine Aufenthaltsqualität ausmacht. Warum treffen sich Menschen und bleiben an einem Ort? Beispiel Rosenauplatz: Das Areal sei eine Fläche ohne Aufenthaltsqualität, die man rasch auf dem Weg ins Isenburg-Zentrum überquere, so der Watt-Club. Er schlägt kleine Schritte vor, die eine große Wirkung haben könnten. Sinnvoll wären etwa ein Bodenschach unter den Platanen hinter der Stadtbibliothek mit Figuren zum Ausleihen sowie kommunikative Sitzgruppen mit mehr Bänken, eine Außengastronomie, die sich zum Platz hin öffnet und nicht abschottet sowie „Wasserspiele, die auch angestellt werden“.
Für den Wochenmarkt in der Fußgängerzone gibt es die Idee, diesen zu erweitern und an junge Erwachsene anzupassen. Das Markttreiben sollte bis nachmittags oder in den frühen Abend gehen. Daraus könnte man eine Art Flohmarkt mit Musik und Snack-Ständen entwickeln.
Manche Zusendung, die der Club erhalten hat, klingt auch verzweifelt, wie „Es gab schon viele Umfragen, aber letztlich ist nichts passiert“ oder „Meine jahrelangen eigenen Erfahrungen mit dem zuständigen Dezernat im Rathaus lassen mich nicht viel erwarten“. Die Bürgerinitiative geht aber mit Optimismus ans Werk und hofft, dass der Magistrat und die Stadtverordnetenvorsteherin bei den Wünschen der Bürgerschaft künftig genauer hinhören.