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Im Slalom um Hundehaufen in Gravenbruch

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Mit diesem Zettel hat ein Anwohner seinem Ärger über Hundehaufen Luft gemacht. Die deutliche Nachricht: „Hundehalter, Sie sind wirklich ein Schwein.“
Mit diesem Zettel hat ein Anwohner seinem Ärger über Hundehaufen Luft gemacht. Die deutliche Nachricht: „Hundehalter, Sie sind wirklich ein Schwein.“ © postl

Insgesamt 67 „Dogstations“ – Spender für Hundekotbeutel samt Möglichkeit zu deren Entsorgung – stehen auf Stadtgebiet in Neu-Isenburg. Und noch viel mehr Mülleimer. Aus Sicht der Stadt ist damit gute Vorsorge getroffen gegen Verunreinigungen. Und trotzdem liegen die gefüllten Beutel an zahlreichen unpassenden Stellen, etwa im Gebüsch oder am Straßenrand – und auch Ärger über Häufchen auf Gehwegen kocht immer mal wieder hoch.

Neu-Isenburg - Derzeit vor allem in Gravenbruch. Manchem Bewohner des Stadtteils stinkt es gewaltig, dass einige Herrchen und Frauchen die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht aufsammeln. „Auf 200 Metern Gehweg habe ich neulich sieben Haufen gezählt, da muss man wirklich im Slalom gehen“, berichtet etwa Jens Düttmann am Redaktionstelefon von einem unappetitlichen Erlebnis. Hundehaufen auf den Gehwegen sind nicht sein Lieblingsthema, auch wenn der Gravenbrucher immer wieder mal darüber spricht. Er erzählt zum Beispiel von dem Morgen, als er neulich auf dem Weg zu seinem Auto, das ein paar Häuserblocks weiter geparkt stand, plötzlich in einen Haufen trat. Und wer einmal Kotreste aus einer Profilsohle entfernt hat, wird dieses Erlebnis nicht so schnell vergessen. „Das ist doch eine Sauerei“, wählt der Gravenbrucher deutliche Worte. „Das muss doch wirklich nicht sein. Die Gassigeher merken doch genau, wenn ihr Hund sein Geschäft macht, dann kann man es doch beseitigen – es gibt doch genügend Dogstations“, so Düttmann. Neun Stück sind es im Stadtteil.

Auch anderen Gravenbrucher Bürgerinnen und Bürgern geht der Hundedreck auf den Gehwegen offenbar auf den Nerv. Einer hat jüngst deutlich reagiert und an einer Hunde-Hinterlassenschaft eine Botschaft mit der Aufschrift „Hundehalter, Sie sind wirklich ein Schwein“ hinterlassen.

„Das ist stark formuliert, sogar in der Höflichkeitsform, aber dem Hund kann man ja keinen Vorwurf machen“, so Düttmann dazu. Auch er will nun für alle sichtbar auf Kothaufen aufmerksam machen. „Ich werde jetzt erst einmal weiße Kreise um solche Hundehaufen machen, damit diese sichtbar für alle sind und nicht jeder solche Erfahrungen machen muss wie ich“, betont er. Er denkt dabei an Kinder, die sich – nicht so den Boden beachtend – auf den Schulweg machen oder von der Schule nach Hause kommen. „Ist das Zeug erst einmal in der Wohnung verteilt, dann ist die Kacke perfekt“, will Düttmann auf den Aufwand aufmerksam machen, der unumgänglich ist, um Schulräume oder Wohnungen wieder vom stinkenden Übel zu befreien.

Andere denken über entsprechende Fähnchen nach, die sie direkt auf die Hundehaufen setzen wollen – zusätzlich mit einer Botschaft versehen. Ob dies einen „Signalwirkung“ an jene hat, die es betreffen soll, daran hat der Gravenbrucher freilich seine Zweifel. „Irgendwie muss man doch auch diese renitenten Hundehalter zur Vernunft bringen“, will Jens Düttmann die Hoffnung nicht aufgeben. Er weiß sehr wohl, dass sich der Großteil der Hundehalter an die Pflichten hält, die Hundehufen mit den entsprechenden Tüten aufzunehmen und zu entsorgen. Und er will nichts unversucht lassen, mit „vernünftigen Mitteln“ eine Besserung auch bei den anderen zu erreichen.

Die Rechtslage ist indes eindeutig: Von Gesetzes wegen sind alle Hundehalter laut der „Gefahrenabwehrverordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung auf und an öffentlichen Straßen, Gebäuden, Grün-, Sport- und Spielanlagen in der Stadt Neu-Isenburg“ verpflichtet, die Hinterlassenschaften ihres Hundes zu beseitigen. Wer dagegen verstößt und angezeigt wird, kann mit einer Geldbuße von bis zu 5000 Euro rechnen.

Ein Stadtplan für Viehbeiner

in Neu-Isenburg verrichten etwa 2000 Vierbeiner regelmäßig ihr Geschäft im Freien. Bei einer durchschnittlichen Abgabe von 300 Gramm Kot täglich pro Hund, kommen am Tag stadtweit 600 Kilogramm zusammen. Übers Jahr ergeben sich in Neu-Isenburg so laut DLB mehr als 200 Tonnen Hundekot. An Standorten in Neu-Isenburg, Gravenbruch und Zeppelinheim sind 67 Dogstations platziert. Sie werden zweimal pro Woche geleert und mit neuen Tüten bestückt. Im Jahr gebe der DLB über 300 000 Tüten aus, heißt es im kostenlosen „Hundestadtplan“, der ein Verzeichnis aller Standorte der Dogstations beinhaltet. Er ist beim DLB, im Rathaus und in den Bürgerämtern erhältlich oder kann als pdf ausgedruckt werden über dlb-aoer.de. Sollten mal keine Tüten im Spender sein, reicht laut Stadt ein Anruf beim DLB, z 06102 37020, und sie werden zeitnah aufgefüllt. Die gefüllten Beutel können auch in jedem öffentlichen Papierkorb entsorgt werden. 

Auch für Bürgermeister Herbert Hunkel ist das Problem in Gravenbruch nicht neu. „Es ist immer wieder mal ein Thema im Ortsbeirat“, weiß der Rathauschef, der an die Einsicht der Hundebesitzer appelliert und auf die Dogstations an 67 Stellen verweist. Dies sei ein kostenloses Serviceangebot. „Die Stationen befinden sich vorzugsweise in den Gebieten, in denen viele Hundehalter Gassi gehen und sind mit kostenlosen Hundekotbeutel ausgestattet – ein Rundum-Service für Hundehalter, damit der Hundekot nicht nur sauber aufgenommen, sondern auch an Ort und Stelle entsorgt werden kann.“  lfp

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