1. Startseite
  2. Region
  3. Neu-Isenburg

Interaktives Mosaik für Neu-Isenburger Marktplatz

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Barbara Hoven

Kommentare

„Gestern, heute, morgen: ein interaktives Mosaik“ – so will die Koalition in Neu-Isenburg die Markt-Mitte gestalten.
„Gestern, heute, morgen: ein interaktives Mosaik“ – so will die Koalition in Neu-Isenburg die Markt-Mitte gestalten. © - Conrad

Das Ziel klingt gut: Den Marktplatz im Alten Ort als historisches Herz von Neu-Isenburg umgestalten und beleben, mehr Aufenthaltsqualität schaffen, das Profil als Anziehungspunkt für Einheimische wie Touristen schärfen. Allein: Über den richtigen Weg dorthin wird seit Jahren emotional diskutiert in der Stadt.

Neu-Isenburg - Ein Brunnen, der Wiederaufbau des 1876 abgerissenen Hugenottenrathauses und eine variable Lösung namens „Mairie“ sind bekanntlich bereits im Gespräch. Nun kommen weitere Gestaltungsideen hinzu. Da sind zum einen die des Planungsbüros Freischlad und Holz, das im Auftrag der Stadt Analyse und Konzept für den Marktplatz erarbeitet hat. Erstmals öffentlich vorgestellt werden sollen die Anregungen der Fachleute aus Darmstadt in der Sitzung des Bauausschusses am Mittwoch (siehe Infobox).

Zum anderen kommt ein neuer Vorschlag aus den Reihen der Politik. Auch die AG Stadtentwicklung der CDU hat über die Frage, wie denn nun der Marktplatz gestaltet werden sollte, diskutiert.

Daraus ist ein Antrag der Koalition aus CDU, Grünen und FWG fürs Stadtparlament entstanden. „Gestern, heute, morgen: ein interaktives Mosaik für den Marktplatz“ lautet der Titel des Vorschlags, den die Koalition nun vorgelegt hat – und der im Internet bereits rege diskutiert wird. Von Lob für viel Kreativität bis zur Vermutung, es handele sich um einen „verfrühten Aprilscherz“, ist an ersten Reaktionen alles dabei.

Die AG Stadtentwicklung trifft sich alle vier bis acht Wochen und setzt sich mit dem Thema Stadtumbau auseinander. „Die drei bestehenden Vorschläge haben alle ihren Charme, aber es gibt immer auch Nachteile“, sagt die Leiterin der AG, Bettina Blüchardt. „Das größte Problem ist für uns, dass immer in die Höhe gebaut und so ein potenzielles Hindernis für Veranstaltungen wie das Altstadtfest, den Weihnachtsmarkt oder kleine Konzerte geschaffen wird. Wir möchten den Platz mit Menschen beleben, nicht mit Bauwerken.“ Aktuell werde die Fläche auch von der umliegenden Gastronomie genutzt, die Leben auf den Platz bringe und damit zur Sauberkeit und Sicherheit beitrage. „Die Angebote zum Draußensitzen werden von den Neu-Isenburgern bei schönem Wetter gerne genutzt und bald noch durch die Wiedereröffnung des Grünen Baums erweitert“, schreibt die CDU. „Kurz: Der leere Platz ist im Grunde praktisch und bietet die größte Flexibilität. Leider ist er aber auch ein wenig langweilig und trostlos.“

Für dieses historisch bedeutsame Herz wünschten die meisten Isenburger sich etwas Besonderes – und einen Bezug zur Stadtgeschichte. „So kam uns die Idee, dass nicht unbedingt in die Höhe gebaut werden muss“, erläutert Blüchardt. „Der Platz kann zweidimensional als Mosaik gestaltet werden, und mit einem integrierten QR-Code haben wir die Möglichkeit, das Alte Rathaus virtuell übers Handy mit Augmented Reality entstehen zu lassen, ähnlich wie es heute schon im Zeppelinmuseum möglich ist, wo man virtuell ins Luftschiff einsteigen kann.“

Der Code könne auch immer wieder mit anderen Inhalten verknüpft werden und sich auf konkrete Ereignisse beziehen: „Denkbar wäre eine Unterhaltung mit dem Grafen Jean-Philipp, Musik aus der Marktplatzkirche oder interessante Videos von und mit Neu-Isenburger Bürgern – alles übers Handy abrufbar.“

In die Konzeption der Inhalte könnten die Kultur- und Geschichtsvereine eingebunden werden. „So hätten wir die Möglichkeit, unsere Stadtgeschichte erlebbar zu machen und auch die jüngere Generation dafür zu interessieren“, meint die CDU. Und noch ein Vorteil liegt für sie auf der Hand: Im Rahmen des Stadtumbauprogramms sei eine neue Pflasterung des Alten Orts ohnehin schon geplant, da das Kopfsteinplaster ein Hindernis für Kinderwägen, Rollstühle und Rollatoren darstellt. Bei der Gelegenheit könne das Mosaik gleich mit umgesetzt werden.

„Auf unserer Klausurtagung Ende Oktober hatten wir die Möglichkeit, unsere Überlegungen mit den Koalitionspartnern zu diskutieren, denen die Idee sofort gefiel“, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Oliver Hatzfeld. „Wir beschlossen, sie zu einem konkreten Gestaltungvorschlag auszuarbeiten und den Koalitionsantrag ins Parlament einzubringen, damit das Mosaik in die Reihe der offiziell vorgestellten Ideen aufgenommen wird.“

Um die konkrete Gestaltung und Visualisierung hat sich Kati Conrad, Diplom-Kommunikationsdesignerin und Mitglied der CDU-Fraktion, gekümmert. Herzstück des Entwurfs ist der originalgetreue Grundriss des Hugenottenrathauses, der in Messing in den Boden eingelassen werden soll. „Beispiele hierfür findet man häufig bei der Markierung von Breiten- und Längengeraden, wie dem 50. Breitengrad auf dem Mainzer Gutenbergplatz“, erläutern die Antragsteller. Die unterschiedlichen Räume im ehemaligen Rathaus wie der Rats-Saal und das Gefängnis würden durch verschieden gepflasterte Bereiche kenntlich gemacht. In der Mitte, wo einst der Dorfbrunnen stand, befindet sich im Entwurf dann der QR-Code, ebenfalls als Mosaik. „Mit seiner oktogonalen Grundform greift der Platz die Geometrie des Hugenottenkreuzes auf“, erläutert Conrad. „In den verschieden gepflasterten Bereichen gibt es farbenfrohe Mosaik-Darstellungen des Stadtwappens und des Hugenottenkreuzes. Auch ein Portrait des Stadtgründers darf natürlich nicht fehlen.“ Platz für Sitzgelegenheiten – wie Bänke oder Steinhocker – sei in den dunkelgrauen Flächen ohne Mosaik vorhanden.

„Mit unserem Entwurf haben wir die historischen Bezüge in einen modernen Kontext gesetzt und über den einscannbaren Code Möglichkeiten geschaffen, auch in Zukunft immer wieder neue Inhalte zu präsentieren“, so die CDU. Spannend sei, „dass man das Mosaik aus der Luft sehen kann, zum Beispiel über Google Maps. So werden Menschen aus aller Welt neugierig auf unsere Stadt.“  hov

Die Bürger sollen mitreden

Die Frage, wie denn nun der Marktplatz im Alten Ort gestaltet werden sollte, ist so wichtig und so vielschichtig, dass die Stadt nicht über die Zukunft des Alten Orts entscheiden will, ohne die Meinung der Neu-Isenburger dazu zu kennen. „Es geht um die historische Wurzel der Stadt, da sollen alle mitreden“, findet Bürgermeister Herbert Hunkel. „Deswegen wollen wir die Meinung der Bürger einholen.“ Der Rathauschef schlägt vor, die verschiedenen Ideen und Konzepte in einem Infoblatt vorzustellen, das an alle Haushalte verteilt werden soll – „zur Kenntnis und Umfrage“. Auch die Einzelhändler und Gastronomen am Marktplatz wolle man einbeziehen. Unter anderem dieser Vorschlag soll beim Tagesordnungspunkt „Neugestaltung der öffentlichen Flächen im Alten Ort“ beraten werden in der Sitzung des Ausschusses für Bau, Planung, Umwelt, Verkehr und Stadtentwicklung am Mittwoch, 26. Januar, um 19.30 Uhr in der Hugenottenhalle. Weitere Themen sind die Gestaltung des zentralen Platzes im Birkengewann, die „Aufwertung der Baumstandorte im Alten Ort“ und die Vorplanung für die Mobilitätsstation am Bahnhof. Für Zuschauer gilt 3G und die Pflicht zum Tragen einer Maske. hov

Wie soll denn nun der Marktplatz gestaltet werden? Auch die CDU befasst sich intensiv mit dieser Frage. Kati Conrad und Fraktionschef Dr. Oliver Hatzfeld dokumentierten am Samstag per Smartphone den Ist-Zustand.
Wie soll denn nun der Marktplatz gestaltet werden? Auch die CDU befasst sich intensiv mit dieser Frage. Kati Conrad und Fraktionschef Dr. Oliver Hatzfeld dokumentierten am Samstag per Smartphone den Ist-Zustand. © postl

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion