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Kellertheater in Neu-Isenburg feiert Jubiläum

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Der Programm-Schaukasten vor dem Haus zum Löwen in der Löwengasse, in dessen Keller sich die Theaterräume befinden.
Der Programm-Schaukasten vor dem Haus zum Löwen in der Löwengasse, in dessen Keller sich die Theaterräume befinden. © postl

Einiges hat sich geändert im Laufe der vergangenen 40 Jahre. Der Name zum Beispiel. Früher war es das Spottlicht-, heute ist es das Äppelwoi-Theater in Neu-Isenburg. Einiges ist aber auch gleich geblieben. Die Spielstätte im Haus zum Löwen etwa.

Neu-Isenburg - Oder der Chef: Seit 40 Jahren leitet Michael von Loefen das Kellertheater unter dem Stadtmuseum und blickt aus diesem Anlass zurück auf eine manchmal recht turbulente Zeit – und dies nicht erst wegen Corona.

Es war am 27. Oktober 1981, als der damalige Bürgermeister Paul Büchel das rote Band zerschnitt, das die Bühne vom Zuschauerraum trennte. Just in diesem Moment fiel ihm ein Lappen auf den Kopf, der ihm zunächst die Sicht nahm. Die Einsicht folgte auf dem Fuß: Was er da gerade eröffnete, musste zumindest in Bezug auf das Programm ein ungewöhnliches Theater sein. „Loriots Tele-Revue“ wurde zur Eröffnung des „Spottlicht-Theaters“ gegeben. Es handelte sich um Szenen des großen deutschen Humoristen in hessischer Bearbeitung.

„Die ersten Jahre in den 80ern schwankten zwischen politischem Kabarett und gepflegter Salon-Komödie“, erinnert sich von Loefen. 1982 gab es ein Programm mit der Satire-Zeitschrift „Titanic“ sowie die Woody-Allen-Komödie „Spiel’s noch mal, Sam!“. Auf Stoffe des Regisseurs griffen die Kellerkünstler noch öfter erfolgreich zurück: 1983 mit „Gott oder Tod“, 1986 mit „Wer früher stirbt, ist länger tot“, 1990 mit der Mauerfall-Komödie „Vorsicht Trinkwasser!“. Dazwischen gab es aktuelle politische Kabarett-Programme wie „Ha-la-li-luja“ (1983) oder „Rubbellos statt arbeitslos“ (1985). Eine Mischung, die sich bis Anfang der 90er Jahre bewähren sollte.

Einen „unerwarteten Hit“ landete die Gruppe ab 1983 mit der Schwulen-Komödie „Blonde Erdbeere“ und 140 ausverkauften Vorstellungen.

„Aufführungsserien, die heute nur noch schwer oder gar nicht zu erreichen sind“, so der heutige und damalige Theaterchef. Denn die Konkurrenz habe sich ebenso vermehrt wie das Ausgehen an sich vermindert. Aber dasKellertheater als Kleinkunst-Etablissement lebt dennoch weiter.

Zum Erfolg beim Publikum kam 1991 die Auszeichnung mit dem Kulturpreis des Kreises Offenbach. Und damit änderte sich einiges. Das städtische Kulturamt engagierte sich fürs „Spottlicht-Theater“, es gab finanzielle Unterstützung und einen Sonder-Etat für Freilicht-Veranstaltungen. Im Hof des Hauses zum Löwen wurden die deutschen Äppelwoi-Festspiele aus der Taufe gehoben. Unfreiwillige Schützenhilfe leistete die städtische Frauenbeauftragte, „die so energisch gegen das angeblich sexistische Festspiel-Plakat wetterte, dass die überregionale mediale Aufmerksamkeit sichergestellt und der Riesenerfolg nicht mehr abzuwenden war“, wie von Loefen augenzwinkernd berichtet.

Aber dann habe sich die deutsche Kleinkunst-Szene verändert. „Nach der Wiedervereinigung verflachte das politische Kabarett zusehends.“ Es kam die Comedy, und die Spottlichter setzten von da an auf Improvisations-Shows.

Ein weiterer Richtungs- und Programmwechsel folgte im Jahr 2003. Das Ehepaar Anne und Michael von Loefen trennte sich im Leben und auf der Bühne, und auch die Impro-Shows hatten sich ein wenig überlebt. Und so ließ sich der Theaterchef wieder etwas Neues einfallen. „Warum nicht einfach mal das spielen, was uns in unserer Jugend immer genervt hat?“, so seine Überlegung.

So wurden die Schlager-Shows geboren, die von Loefen als „satirische Abrechnung mit den 60er, 70er und 80er Jahren“ bezeichnet. In Programmen mit Titeln wie „Petticoat und Entenschwanz“ oder „Da-Da-Da-Der Märchenprinz“ wurden die „ollen Kamellen“ live gesungen. Und die bewährten Improvisationen gingen auch nicht ganz verloren.

Anfang 2007 eröffnete Michael von Loefen zusätzlich das Deutsche Äppelwoi-Theater im Bad Homburger Kurhaus. Und weil sich unter einem gemeinsamen Titel beide Häuser besser präsentieren lassen, ist 2010 auch die Isenburger Spielstätte zum Äppelwoi-Theater mutiert.

Als es in diesem Jahr Ende September nach der Corona-Zwangspause endlich wieder losgehen konnte, sei dafür ein bisschen Umbau nötig gewesen, berichtet der Theaterchef. Zwar gebe es aufgrund der Abstandsregeln fortan 20 Plätze weniger im Inneren, dafür aber auch mehr Sicherheit und Bequemlichkeit. „Jetzt kann man die Beine auch mal ausstrecken“, so von Loefen.

Bei den Schlager-Shows will man auch jetzt, nach dem 40. Geburtstag des Kellertheaters, wieder anknüpfen. Derzeit treten im zweiwöchigen Rhythmus immer freitags „Die Schlager-Pralinen“ in Aktion – eine fiktive hessische Band, die die schönsten Schlager der letzten 30 Jahre singt und manches hessische Stimmungs-Lied im Repertoire hat. Dazwischen blödeln sie sich mit hessischen Szenen und Gedichten durch den Abend. Katrin Dezius und Michael von Loefen sind bis zum 8. April auf der Bühne zu erleben, und zwar jeden zweiten Freitag um 20 Uhr; das nächste Mal am 5. November.

Nach der Osterpause soll es dann Oldie-Stimmung mit der ganz neuen 70er-Jahre-Show „Juke-Box-Spaß und Asbach-Cola“ geben.  hov

Karten und Kontakt

Karten zum Preis ab 19,80 Euro gibt es beim Ticket-Shop in der Hugenottenhalle, Frankfurter Straße 152. Das Äppelwoi-Theater befindet sich unter dem Stadtmuseum in der Löwengasse 24. Die Abendkasse ist jeweils 90 Minuten vor Vorstellungsbeginn geöffnet und unter z 06102 38875 zu erreichen. Weitere Informationen erhalten Interessenten unter deutsches-aeppelwoi-theater.de.

Comedykonzert der Meisterklasse und zum Mitsingen: Theaterchef Michael von Loefen und Katrin Dezius sind „Die Schlagerpralinen“, so der Titel der aktuellen Show.
Comedykonzert der Meisterklasse und zum Mitsingen: Theaterchef Michael von Loefen und Katrin Dezius sind „Die Schlagerpralinen“, so der Titel der aktuellen Show. © p

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