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Klimaresistente Bäume für Neu-Isenburg

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Von: Barbara Scholze

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Bei der Tour durch den Einsteinpark konnte Sylvio Jäckel einiges über Bäume erzählen, die mit den Klimaveränderungen besser zurecht kommen.
Bei der Tour durch den Einsteinpark konnte Sylvio Jäckel einiges über Bäume erzählen, die mit den Klimaveränderungen besser zurecht kommen. © -Scholz

Welche Katastrophen der Klimawandel bringen kann, erlebt Deutschland derzeit in erschreckendem Ausmaß durch das Hochwasserdrama im Westen des Landes. Dass sich auch im Alltag tagtäglich die vom Wetter verursachten Zerstörungen zeigen, offenbarte eine Führung durch den Einsteinpark an der Straße Am Trieb.

Neu-Isenburg - Dort musste das Team des Dienstleistungsbetriebs (DLB) während des Winterhalbjahres zahlreiche Bäume neu pflanzen. Waren die Vorgänger-Gewächse doch krank und fielen am Ende der Säge zum Opfer. „Es ist schon lange klar, dass der Klimawandel eingesetzt hat und der Mensch ihn immer noch beschleunigt“, sagte Sylvio Jäckel, Fachbereichsleiter Baummanagement beim DLB. Organisiert hatte er die Tour unter dem Motto „Neue Bäume braucht das Land“ im Rahmen des Jahresprogramms „GartenRheinMain“. Etwa 6000 Bäume stehen im Stadtgebiet, jeder mit einer Nummer versehen und im Baumkataster erfasst. „Wir müssen immer mehr nachpflanzen, vergangenes Jahr haben es 130 Gehölze nicht überlebt“, teilte Jäckel mit. Verloren hat die Stadt unter anderem zahlreiche Birken und Kiefern. „Grundsätzlich ist es aber so, dass die Baumarten unterschiedlich reagieren“, so der Baumfachmann.

Um den veränderten klimatischen Bedingungen besser gerecht zu werden, setzt der DLB auf sogenannte Klimabäume aus Herkunftsgebieten, die schon immer das Wetter haben, das Deutschland zunehmend prägt. Dabei greift das Team auf Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021“ zurück. Einzug in die Stadt halten also vermehrt Bäume, die resistent gegen Trockenheit und Hitze sind und gleichzeitig eine gute Nahrungsquelle für Insekten bieten. Auf der Liste stehen verschiedene Ahornsorten, Hainbuchen, Roteschen und Ginkos sowie Bäume mit den wohlklingenden Namen „Rotglühende Kastanie“ und „Silberlinde“.

Wie die zehn Teilnehmer erfuhren, sind die Junggewächse im Einsteinpark neben den Neuanpflanzungen an verschiedenen Straßen beispielhaft für das Konzept der Zukunft. Dabei ist der erste Schritt die stetige Kontrolle der vorhandenen Gewächse. „Wir beurteilen regelmäßig die Verkehrssicherheit und begutachten Wurzel, Stamm, Krone und das gesamte Umfeld“, teilte DLB-Baumkontrolleur Donald Baum mit. Gesucht werde dabei nach Pilzbefall oder Wunden. „Mancher Baum sieht von außen sehr gesund aus, hat aber vielleicht einen Brandkrustenpilz, der an der Wurzel beginnt, die Pflanze zu zersetzen.“

Leider habe früher so mancher Baum auch den falschen Platz bekommen, berichteten die Baumexperten. Unter anderem resultierten daraus Probleme im Untergrund. „Wobei die Bäume nur dann in einen Kanal eindringen können, wenn er bereits einen Schaden hat“, betonte der Baumkontrolleur. Heute erhalte jede Anpflanzung mehr Platz in der Wurzelgrube, eventuell eine Wurzelschutzfolie, ein aufgerissenes Unterbett zur besseren Verzahnung, Substrat und einen Weißanstrich gegen Frost. Darüber hinaus werden die jungen Bäume mit einem Wassersack ausgestattet. „Nur leider hilft der bei ausgewachsenen Bäumen nicht“, so Donald Baum.

Zehn Jahre wachsen die Jungbäume in der Baumschule, bis sie in Neu-Isenburg anreisen dürfen. Dann sind sie meist vier Meter hoch und haben einen Stammumfang von 18 bis 20 Zentimetern. Dabei seien gerade die benötigten Pflanzen richtig teuer geworden, berichtete Jäckel. „Einer, der gut mit dem veränderten Klima klarkommt, ist der Feldahorn, der hat nie viel gekostet und den haben wir früher irgendwo in eine Ecke gesetzt.“ Inzwischen werde das Dreifache pro Exemplar fällig.

Gegen Schluss der Tour präsentierte Sylvio Jäckel eine Untersuchung, wie die Kleinsttierarten auf die neuen, oft fremdländischen Bäume reagieren. „Es gibt viele Schnittmengen mit ihrem Verhalten an den heimischen Bäumen, das macht mir ein gutes Gefühl“, sagte er. Angetan waren die DLB-Vertreter von einem Vorschlag aus dem Teilnehmerkreis, nach dem die Bäume im Einsteinpark mit erklärenden Schildern versehen werden sollen.

Von Barbara Scholze

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