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Kostenlose Hilfe für Eltern bei der Sprachentwicklung der Neu-Isenburger Kinder

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Von: Barbara Hoven

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Betreiben seit 2017 ihre eigene Praxis: Sebastian Bardiau und Larissa Rössler mit Verstärkung auf vier Beinen. Viele Patienten lieben den fünfjährigen Rocco.
Betreiben seit 2017 ihre eigene Praxis: Sebastian Bardiau und Larissa Rössler mit Verstärkung auf vier Beinen. Viele Patienten lieben den fünfjährigen Rocco. © HOVEN

Der Nachwuchs trinkt gerne einen „Kokotau“ und will bei Regen die „Bummibiefel“ anziehen, sagt „Luftabong“ statt „Luftballon“ oder verdreht Sätze: Wenn Kinder sprechen lernen, läuft das nicht immer gleich perfekt ab, ergibt manchmal amüsante Wortschöpfungen und hört sich oft niedlich an. Und nicht jede Auffälligkeit ist gleich eine Störung, die behandelt werden muss.

Neu-Isenburg - Wenn jedoch eine Sprachtherapie notwendig wird, ist ein Platz dafür noch längst nicht leicht zu finden. Es ist kein Problem, das nur Neu-Isenburg hat: Generell seien Logopädie-Plätze in Deutschland wegen des Fachkräftemangels rar und die Wartelisten lang; so auch in ihrer Praxis in Neu-Isenburg, sagen Larissa Rössler und Sebastian Bardiau. Wartezeit? „Derzeit bei uns etwa eineinhalb Jahre.“ Doch die Inhaber der logopädischen Praxis „Zentrum für Stimme und Sprache“ in der Ludwigstraße 82 wollten sich nicht einfach damit abfinden, immer wieder Eltern auf die Warteliste verweisen zu müssen.

Ab Herbst werden sie nun in der Hugenottenstadt das kostenlose Elternprogramm „Kinder lernen sprechen – mit kompetenten Eltern“ anbieten. Der zwölfwöchige Kurs, der am 5. Oktober startet, richtet sich an Eltern, die die Sprachentwicklung ihrer Kinder fördern wollen: Mütter und Väter von Zwei- bis Vierjährigen sollen geschult werden und mehr Kenntnisse erhalten, um gegebenenfalls bis zum Beginn einer logopädischen Therapie selbst ihre Kinder bestmöglich fördern zu können. Und so bestenfalls dazu beizutragen, dass es gar nicht erst dazu kommt, dass eine Therapie nötig wird. Spricht das Kind noch sehr undeutlich, verwendet keine Satzstrukturen oder hat im Vergleich zu seinen Altersgenossen einen sehr kleinen Wortschatz? Eltern, die sich Gedanken über die Sprachentwicklung ihrer Kinder machen, will die Schulung ansprechen.

„Je früher eine Sprachauffälligkeit therapiert wird, desto eher ist alles wieder im normalen Entwicklungsbereich“, sagen Rössler und Bardiau. Die Isenburger, sie 32 und er 38 Jahre alt, haben sich im Jahr 2020 speziell für diese Elternschulung nach dem Programm der Sprechwissenschaftlerin Dr. Stephanie Kurtenbach (siehe Infobox) ausbilden lassen.

Sprachauffälligkeiten, sagen sie, „können sich auf das Lesen- und Schreibenlernen auswirken und die Kinder brauchen zusätzliche Förderung, um trotzdem alles so gut zu lernen, wie es ihrem Potenzial entspricht“. Rössler und Bardiau haben schon häufig festgestellt: „Wenn wir Eltern erklären, wie sie mit ihrem Kind am besten sprechen und welche kleinen Übungen sie machen können, ist die Sprachstörung oft schnell weg und es braucht gar keine langfristige Therapie mehr.“ Zumal es den Eltern möglich sei, täglich und kontinuierlich mit dem Nachwuchs zu arbeiten.

Doch als die Logopäden nach Abschluss ihrer Fortbildung das Angebot starten wollten, kam Corona – und legte das Alltagsleben vorerst auf Eis und machte das Anbieten neuer Kurse unmöglich. Möglichkeiten der Behandlung per Video mussten im Praxisalltag erprobt, viele andere Hürden genommen werden.

Als Rössler und Bardiau sich dann Anfang des Jahres mit ihrer Idee der Elternschulung an die Stadt wandten, seien sie dort auf offene Ohren und Unterstützung gestoßen, erzählen sie. Herbert Hunkel, der da noch Bürgermeister war, habe sofort reagiert und unter anderem den Kontakt zur Friedrich-Fröbel-Schule hergestellt, deren Förderschwerpunkt ja auf Sprachheilförderung liegt.

Und auch Hunkels Nachfolger Gene Hagelstein und Erster Stadtrat Stefan Schmitt sowie Ingrid Bickmann, Vorsitzende des Fördervereins der Friedrich-Fröbel-Schule, stehen voll dahinter: Das Angebot sei innovativ und wichtig, „es ist ein großer Gewinn für unsere Stadt“, betonen sie in der Magistratspressekonferenz unisono.

Die Unterstützung aus dem Rathaus ist daher auch nicht nur verbaler, sonder auch finanzieller Natur: Die Stadt fördert das neue Elternprogramm „Kinder lernen sprechen – mit kompetenten Eltern“ mit 5000 Euro, damit interessierte Neu-Isenburger Eltern kostenlos an dem Training teilnehmen können.

Zwei Kurse wird es zunächst geben, an denen jeweils 20 Personen teilnehmen können – übrigens nicht nur Eltern, sondern, falls Plätze frei sind, sind auch Großeltern gern gesehene Teilnehmer. Start ist am Mittwoch, 5. Oktober, 19 bis 20.30 Uhr. Das Training findet dann 14-tägig in den Räumlichkeiten der Fröbel-Schule in der Offenbacher Straße 162 statt. Insgesamt sind sechs Kurseinheiten mit jeweils 90 Minuten bis zum 14. Dezember angesetzt. Ein halbes Jahr später folgt dann ein Nachtreffen für Bilanz und Erfahrungsaustausch.  hov

Anmeldung und Infos

Interessierte Eltern können sich in der logopädischen Praxis „Zentrum für Stimme und Sprache“ unter z 06102 3528948 (Anrufbeantworter) informieren oder sich bis zum 30. September per E-Mail unter info@zfss-neu-isenburg.de für den Kurs anmelden.

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