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Wohnraum weiter knapp: Bau des Stadtquartiers Süd in Neu-Isenburg nimmt Fahrt auf

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Von: Silvia Bielert

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Stand der Bauarbeiten: Die Planstraße West „Elise Streb“, die Ende April asphaltiert wird ist zu erahnen. Unten links, an der Schleussnerstraße, wächst ein Wohn- und Geschäftshaus von Groß & Partner heran, daneben die alten Backsteingebäude, die künftig Kita und Markthalle beherbergen werden.
Stand der Bauarbeiten: Die Planstraße West „Elise Streb“, die Ende April asphaltiert wird ist zu erahnen. Unten links, an der Schleussnerstraße, wächst ein Wohn- und Geschäftshaus von Groß & Partner heran, daneben die alten Backsteingebäude, die künftig Kita und Markthalle beherbergen werden. © Schewe

Die Stadt Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) baut weiter im Quartier Süd und schafft Wohnraum für 1700 Menschen – dabei soll das Gebäude trotzdem klimafreundlich sein.

Neu-Isenburg – Die Stadt wächst und wächst, die 40 000-Einwohner-Marke ist geknackt. Doch der Wohnraum ist knapp. Im Birkengewann haben viele Menschen ein neues Zuhause gefunden. Jetzt geht’s im Quartier Süd weiter. Die Kräne stehen, die Baggerschaufeln bewegen Tausende von Tonnen Erde, um die Fundamente für die Häuser zu schaffen. Bis 2028 sollen dort rund 1700 Menschen ein Zuhause finden. Geplant sind auch eine Kita, Markthalle und mehr.

Das einstige Hugenottendorf hat sich prächtig entwickelt. Die Stadt muss sich – was die Wirtschaftskraft und Gewerbesteuereinnahmen angeht – nicht hinter Eschborn und Frankfurt verstecken. Heute gibt es rund 10 000 Arbeitsplätze mehr als 2012; insgesamt sind es rund 30 000.

Stadtquartier Süd: In Neu-Isenburg im Kreis Offenbach entstehen nicht nur Wohnungen

Genau vor acht Jahren wurden auch die Weichen für das neue Stadtquartier Süd gestellt. Den städtebaulichen Rahmenplan hat der Magistrat im April 2014 in der Stadtverordnetenversammlung vorgestellt und dann einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht.

Die Zeichnungen und Zahlen auf dem Papier nehmen jetzt Form an. Auf dem ehemaligen Agfa-Gelände im Karree Hugenottenallee, Schleussnerstraße und Frankfurter Straße entsteht auf einer Fläche von rund elf Hektar alles, was ein Wohnquartier für 1700 Menschen und mit 1900 Arbeitsplätzen braucht: Häuser mit ungefähr 700 Wohnungen, eine große Kita mit 136 Plätzen im historischen Gebäude der ehemaligen Bundesmonopolverwaltung, ein Spielplatz, ein Seniorenheim, ein Einkaufsmarkt, eine Markthalle mit 15 bis 20 Verkaufsständen sowie einer Vinothek, Restaurants, ein Hotel, ein Quartiersplatz mit Wasserspielen, dazu Treffpunkte und Ruhezonen im Grünen.

Entwickelt wird das Areal, in dem anders als im Norden der City kaum Fluglärm zu hören ist, von der Frankfurter Gesellschaft Groß & Partner GmbH und Isenburgs stadteigener Wohnungsbaugesellschaft Gewobau, die bereits über rund 2600 Wohnungen in der Stadt verfügt. Stephan Burbach, seit 2008 Geschäftsführer der Gewobau, beziffert die Gesamtinvestitionen des Unternehmens im Quartier Süd auf rund 230 Millionen Euro.

Bauarbeiten in vollem Gange: In Neu-Isenburg sind ein Restaurant und ein Dachgarten geplant

Groß & Partner hat das Tor zur „Neuen Welt“, so die historische Bezeichnung des Geländes, bereits im vergangenen Sommer mit dem ersten Spatenstich für den Bau eines Wohn- und Geschäftshaus geöffnet. In das Erdgeschoss des Gebäudes wird ein Edeka-Supermarkt einziehen. Geplant sind ein Restaurant mit Außenterrasse, ein Dachgarten und fünf Obergeschosse mit 126 Mietwohnungen. Dazu gehört eine Tiefgarage mit Platz für rund 500 Autos.

Das neue Quartier ist nach Ansicht von Jens Hausmann, Geschäftsführer bei Groß & Partner, auch deshalb so attraktiv, weil es eine optimale Anbindung an das umliegende Verkehrsnetz bietet und künftig eine Bahn-Station der Regionaltangente West vor der Haustür liegen wird.

Die Bauarbeiten zur Errichtung der Verkehrs- und Versorgungsanlagen sind in vollem Gang. Die Stadtwerke Neu-Isenburg sind bei der Energieversorgung federführend. Das Quartier Süd ist keine Öko-Siedlung, doch an den Klimaschutz wurde gedacht. Der energetische Standard der Wohnhäuser soll dem von KfW-55-Effizienzhäusern entsprechen. Die Grünfläche mitten im Wohngebiet und der Spielplatz sind 4600 und 1500 Quadratmeter groß. Im Vergleich zu früher, als auf dem Areal noch Gewerbegebäude standen, werde eine Fläche von etwas mehr als 6000 Quadratmeter entsiegelt, teilt die Stadt mit. Zudem sollen mindestens 130 Bäume gepflanzt werden.

Keine Schornsteine in Neu-Isenburg: Im Kreis Offenbach sollen Photovoltaikanlagen helfen

In der „Neuen Welt“ qualmen auf den Häusern keine Schornsteine. Wärme und Strom kommen aus einem zentralen Blockheizkraftwerk, das die Grundlast des Energiebedarfs abdeckt. Photovoltaikanlagen auf den Dächern sollen rund 40 bis 50 Prozent des benötigten Stroms liefern.

Wenn mehr elektrische Energie und Wärme benötigt werde, fließe der Strom aus dem öffentlichen Netz und ein Heizkessel sorge für höhere Temperaturen des Brauchwassers und in den Heizkörpern der Wohnungen, sagt Uwe Hildebrandt, Technischer Leiter der Stadtwerke, auf Anfrage.

Die Verlegung der Kabel und die Stromlieferung sind für den lokalen Energieversorger eine besondere Herausforderung, weil in dem Wohngebiet künftig in einem kurzen Zeitraum so viel Strom verbraucht wird, wie – abgesehen von einem großen Produktionsbetrieb im Gewerbegebiet – an keiner anderer Stelle der Stadt. Der Grund: In der Tiefgarage sind mehrere 100 Ladesäulen für elektrisch betriebene Fahrzeuge installiert.

Black Out verhindern: Neue Wohnungen in Neu-Isenburg mit Auto-Ladesäulen

Wenn die Wallboxen mit elf Kilowatt oder mehr Power etwa am Spätnachmittag, nachdem alle von der Arbeit gekommen sind, zuhause den Batteriespeicher des Autos gleichzeitig laden, würde selbst das größer ausgelegte Stromnetz des neuen Quartiers zusammenbrechen. Um diesen Worst Case samt Black Out zu verhindern, haben die Stadtwerke die Möglichkeit, den Energiefluss zu begrenzen. Das Netz ist laut Uwe Hildebrandt auch wegen der Ladesäulen auf die große Menge von 5000 Kilowatt ausgelegt und kann über das Last- und Lademanagementsystem überwacht werden.

Bürgermeister Herbert Hunkel, dessen Amtszeit am Sonntag (10.04.2022) endet, ist begeistert von dem neuen Wohngebiet. „Das Stadtquartier Süd bietet uns viele Chancen für eine soziale und ökologische Stadtentwicklung“, sagt der langjährige Rathauschef. Er sei froh, dass die nach der Hebamme Margareta Müller benannte Kita noch vor dem Bau der Wohnungen eröffnet werde. Wenn alles gut geht, können die ersten Bewohner im Dezember 2024 in eines der Gewobau-Häuser einziehen und in ihrer „Neuen Welt“ den Weihnachtsbaum aufstellen. (Silvia Bielert)

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